Lugano: Folgt der erwartete Schritt nach vorne 2024?

27.3.2023 - Von Maurizio Urech

Am Sonntagabend kurz vor 22.30 Uhr ging eine weitere komplizierte Saison des HC Lugano mit dem Ausscheiden im Viertelfinal gegen den Qualifikationssieger Genf-Servette vorzeitig zu Ende. Seit der Saison 2017/18 hat Lugano keine Playoff-Serie mehr gewonnen, nur zweimal die Pre-Playoffs letzte Saison gegen Genf-Servette und diese gegen Fribourg-Gottéron.

Die Probleme in dieser Saison begannen schon während der Vorbereitung. Unter Chris McSorley waren ein paar Spiele grottenschlecht und dies setzte sich beim Saisonstart fort. Nach einer blamablen 3:7-Pleite gegen den SCB wurde McSorley entlassen und durch den Trainer der U20-Elit, Luca Gianinazzi, ersetzt. McSorley scheiterte mit seinem altmodischen Eishockey, welches von den Spielern nicht akzeptiert wurde. Ein Dialog war nicht möglich, also zog man die Notbremse.

Luca Gianinazzi übernahm eine verunsicherte Mannschaft, die auch konditionelle Probleme hatte. Den Trainings von McSorley fehlte es an der nötigen Intensität. Mit drei Spielen pro Woche hatte Gianinazzi wenig Zeit an der Kondition zu arbeiten und entsprechend schwierig gestaltete sich der Start mit Spielen, die man in der Schlussphase aus der Hand gab oder andere wo man komplett neben den Schlittschuhen stand wie beim 1:6 gegen die SCL Tigers. Nach einer 3:6-Niederlage in Kloten stand man am 31.12. auf dem 12. Tabellenplatz knapp vor Lausanne.

Ab dem neuen Jahr stabilisierten sich die Leistungen trotz einiger Rückschläge wie beim 1:6 gegen Gottéron, doch der Rückstand, den man sich eingebrockt hatte war zu gross und so musste man buchstäblich bis zur letzten Sekunde um die Qualifikation für die Pre-Playoffs zittern, wo man wie letztes Jahr überraschend den Favoriten aus dem Rennen warf. In den Viertelfinals war Qualifikationssieger Genf-Servette wie erwartet eine zu hohe Hürde, auch man die Grenat mehr forderte als diesen lieb war.

Wie in den letzten Jahren besteht die Hoffnung auf eine bessere Zukunft, diesmal mit einem jungen Coach Luca Gianinazzi, der eine moderne Auffassung vom Eishockey hatte. Er wurde ins kalte Wasser geworfen und hat den Test mit Bravour überstanden. Er suchte nie nach Ausreden, sondern übernahm die Verantwortung für die (zu) vielen Spiele, die man aufgrund von miserabler Leistungen verlor.

Defensiv gelang es ihm die Mannschaft nach dem Abgang des Megaflops Oliwer Kaski und der Verpflichtung von Lukas Klok zu stabilisieren. Aber es ist eher unwahrscheinlich, dass Klok auch nächste Saison für Lugano auflaufen wird. Eine Gewissheit sind die beiden Torhüter Mikko Koskinen und Niklas Schlegel, die Spiele entscheiden können, wenn sie nicht im Stich gelassen werden.

Um das attraktive und schnelle Eishockey spielen zu können, das Gianinazzi vorschwebt, braucht er vor allem in der Offensive frische Kräfte. Mit Lorenzo Canonica kehrt ein Junior zu Lugano zurück, der als Center nicht nur die nötige Physis sondern auch Spielintelligenz mitbringt. Vom EHC Kloten stösst Arttu Ruotsalainen zu den Bianconeri, ein schneller Spieler, auch technisch stark. Weitere Transfers dürften folgen.

Zu den erfreulichen Überraschungen dieser Saison gehört sicher Marco Zanetti. Der 21-jährige der nur fünf Spiele in der SL mit den Ticino Rockets bestritt, bekam von Coach Gianinazzi das Vertrauen und überzeugte mit seiner Schnelligkeit und Übersicht, ein sicherer Wert für die Zukunft.

Von den Ausländern überzeugten vor allem Markus Granlund und Kris Bennett und Verteidiger Lukas Klok als er nach Lugano kam. Eine Saison zum Vergessen hatte vor allem Mark Arcobello, der nie richtig auf Touren kam, Daniel Carr hatte mit Verletzungen zu kämpfen, in den Playoffs schoss er wichtige Tore. Troy Josephs war ein guter Spieler für den vierten Block nicht mehr und Brett Connolly verletzte sich verletzte sich vor Beginn der Playoffs.

Bei den Verteidigern war Mirco Müller eine Bank, Santeri Alatalo hatte Hochs und Tiefs genauso wie Calle Andersson. Elia Riva enttäuschte auf der ganzen Linie und war am Schluss nur noch der siebte Verteidiger, Bernd Wolf erledigte seinen Job zuverlässig.

Von den Schweizern Stürmern überzeugten Giovanni Morini ein Kämpfer der nie Aufgab, Marco Müller durch seinen Einsatz und Calvin Thürkauf eine Lokomotive auf die immer verlass war. Luca Fazzini schoss weniger Tore, hat sich aber zu einem kompletten Spieler entwickelt der auch für die Mannschaft spielt. Routinier Julian Walker zeigte am Schluss wie wertvoll er für die Mannschaft ist, es ist zu hoffen dass er nächstes Jahr von Verletzungen verschont bleibt.

Unabhängig von den weiteren Zu- und Abgängen wird für Luca Gianinazzi die Hauptaufgabe sein die Leistungen der Mannschaft zu stabilisieren, damit man nächste Saison gut aus den Startlöchern kommt und nicht immer mit einem Handicap startet. Auch das Powerplay ist sicherlich eine Baustelle. Er hat in seinem ersten Jahr viel gelernt und wir sind überzeugt, dass unter ihm Lugano nächstes Jahr eine bessere Rolle spielen wird.

Die Qualifikation für die Pre-Playoffs darf für die Bianconeri kein Ziel sein, sondern die direkte Qualifikation für die Playoffs und der Vorstoss ins Halbfinale, dies verdienen auch die Tifosi, die am Schluss wie eine Eins hinter der Mannschaft standen.