Die Swiss League hat sich neu erfunden

16.9.2022 - Von Daniel Gerber

Nachdem sich die National League vom Verband abgespaltet hat, erfand sich auch die Swiss League neu. Wir haben jeden einzelnen Schritt lückenlos dokumentiert und erlauben uns daher, direkt zum sportlichen Kern überzugehen. Obschon die National League durch die Vergrösserung von 12 auf 14 Clubs automatisch zwei attraktive Spitzenteams der Swiss League «geschluckt» hat, bleibt die Swiss League interessant – eine spannende Saison wartet; nur schon, weil sich auch Teams, die sich in den vergangenen Jahren in den hinteren Tabellenrängen einordnen mussten, teilweise deutlich verstärkt haben. Hier ist unser Tipp.

Rang 1: EHC Olten

Mehrfach kommunizierte der EHC Olten, dass das Ziel der Aufstieg in die National League ist. Dieser gelang bereits dreimal (1985, 1988 und 1993). Aber seit Einführung der Playoffs konnten diese noch nie gewonnen werden – wobei das Finale 2015 gegen die SCL Tigers nur mit 3:4 verloren wurde. Und in der vergangenen Saison musste man sich dem EHC Kloten ebenfalls im Finale beugen. Der EHCO dürfte noch eine Spur stärker sein, als in der vergangenen Saison. Beispielsweise sind Timo Haussener und Thomas Rüfenacht zum Team gestossen und Routinier Eliot Antonietti hat unlängst bis 2025 verlängert. Die Dreitannenstädter dürften diesmal den Qualifikationssieg holen und das Finale erneut erreichen. Dieses wurde bislang allerdings noch nie gewonnen (die Aufstiege erfolgten noch vor Einführung der Playoffs).

Rang 2: EHC Visp

Der EHC Visp erreichte letzte Saison nur Rang sechs – mit einem Team, welchem der Titel zugetraut werden konnte. Doch die Walliser dürften die magere, letzte Saison abstreifen und sich diesmal ganz vorne einreihen. Die Löwen aus dem Süden der Schweiz (Visp liegt südlicher als beispielsweise Ambri und Biasca) gehören zu den Anwärtern um die beiden ersten Plätze sowie um den Titel. Dominic Forget lässt sich erst von der Schlusssirene stoppen und Linus Klasen (letzte Saison 57 Punkte in 43 Spielen) dürfte mit dem sechsten Rang von letzter Saison ebenfalls nicht zufrieden sein und zu neuen Tabellenufern aufbrechen wollen.

Rang 3: HC La Chaux-de-Fonds

Letzte Saison Rang 3 – diese Saison Rang 3: Die Neuenburger dürften sich erneut in der Spitzengruppe einreihen, direkt hinter Olten und Visp. Ähnlich wie letzte Saison ist dem HCC der Schritt in die Top-3 und das Erreichen des Halbfinals zuzutrauen. Gleich wie der EHCO stand das Team aus dem Neuenburger Jura mehrfach im Finale – ohne dieses je für sich entscheiden zu können. Daniel Carbis nimmt seine achte Saison mit den Romands in Angriff, allerdings ohne Devin Muller, der letzte Saison nach viereinhalb Saisons Absenz zum HCC zurückkehrte, nun aber zum EHC Basel wechselt. Gelingt dem HCC ein Exploit, kann er zum grossen Spielverderber auftrumpfen – so wie 2012 der SC Langenthal, der gegen den übermächtigen Lausanne HC im Finale mit 0:2-Siegen zurücklag und sich schliesslich mit 4:2-Erfolgen durchsetzte.

Rang 4: HC Thurgau

Ian Derungs zum HC Ajoie – diese Meldung schmerzte natürlich in der Ostschweiz, kam aber aufgrund der gezeigten Leistung des Stürmers wenig überraschend. Mit Spielern wie Ero Eelo, Gianluca Zaetta und Ramon Knellwolf zeigt der HCT aber, dass er zu einer beachtlichen Adresse gereift ist. Was vor längerem als Ziel gesetzt wurde, nämlich sich in der Top-4 zu etablieren, wird mehr und mehr Realität. In dieser Saison dürften sich die Thurgauer in der Qualifikation unter den ersten vier Mannschaften einreihen und das Halbfinale erreichen.

Rang 5: HC Sierre

In der vierten Saison nach dem Aufstieg reihen sich die Walliser in der oberen Tabellenhälfte ein. Einerseits durch die kontinuierlichen Verstärkungen in den letzten Jahren und andererseits, weil mit dem EHC Kloten sowie dem HC Ajoie zwei Spitzen-Teams die Liga nach oben verlassen haben und weil der SC Langenthal aus wirtschaftlichen Gründen gegenwärtig mit einer etwas kleineren Kelle anrührt. Diese Faktoren zusammengerechnet dürfte die Südschweizer in die Top-5 der Qualifikation führen.

Rang 6: SC Langenthal

Die noch ungeklärte Stadionfrage treibt den SC Langenthal unverschuldet um. Das Budget ist kleiner als auch schon – teure Transfers sind deshalb ausgeblieben. Der routinierte Kern um Yves Müller, Hans Pienitz, Dario Kummer und Marc Kämpf ist kleiner geworden, namentlich durch den Rücktritt des langjährigen Captains Stefan Tschannen. Der verheissungsvolle Verteidiger Luca Christen wechselte in die National League, dafür kehrte Vincenzo Küng (erneut) zum SCL zurück. Die Top-4 liegt deshalb gegenwärtig ausserhalb der Zielvorgabe der Club-Führung; unter die ersten sechs sollte es dennoch reichen.

Rang 7: EHC Basel

Nicht selten sah es in der Vergangenheit so aus: Die Aufsteiger bewegen sich nach ein paar Runden munter in der Top-8, fallen dann aber zusehends in die hinteren Ränge zurück, teilweise fernab von den Playoffs. Ob das beim EHC Basel auch so sein wird, werden Routiniers wie Diego Schwarzenbach, Alban Rexha, Nils Berger, Martin Alihodzic, Patrick Zubler, Fabio Haller, Jens Natter oder Thomas Büsser beantworten. Es sind für diese Liga klingende Namen, die das Trikot des EHC Basel tragen werden. Es ist von daher durchaus denkbar, dass der EHC Basel direkt nach dem (erneuten) Aufstieg in die Swiss League direkt für die Playoffs qualifiziert.

Rang 8: GCK Lions

Zwei starke Ausländer und gestandene Routiniers wie Roman Schlagenhauf, Robin Leone oder Yannick Blaser (von den SCL Tigers ausgeliehen) sorgen für Stabilität. In den letzten Jahren war zu beobachten, wie aus einem Farmteam mehr und mehr eine Mannschaft mit Gesicht entsteht. So beispielsweise Alexander Braun, der mittlerweile vor seiner neunten Saison mit den GCK Lions steht. Das Farmteam der ZSC Lions dürfte in dieser Saison den Sprung in die Playoffs schaffen.

Rang 9: EHC Winterthur

Der EHC Winterthur ist jünger als die GCK Lions. Das Team aus der sechstgrössten Stadt der Schweiz tritt mit einer ausgesprochen jungen Equipe an. Nur vier Spieler sind 26-Jährig oder älter. Insgesamt dürften die Zürcher im Vergleich zum Vorjahr an Talent gewonnen haben. In dieser Saison steht Winterthur an der Schwelle zu den Playoffs. Bleibt ein anderes Team unter den Erwartungen, ist der EHCW zur Stelle.

Rang 10: Ticino Rockets

Die Ticino Rockets bauen erneut auf ein Leih-Dasein. Rund ein Dutzend sehr junge Spieler gehören den Partnerteams, darunter die drei Torhüter. Nur gerade zwei Spieler sind älter als 25 Jahre, der eine ist der Kanadier Kris Bennett, der vom HC Lugano ausgeliehen wird. Die Ticino Rockets dürften den letzten Rang belegen.

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Saisonstart im "Unterhaus"


Auch in der Swiss League startet die Saison, hier mit dem Aufsteiger EHC Basel in einem Testspiel gegen den EHC Visp. Foto: Christoph Perren