U18-WM: Lücke kaum zu schliessen

4.5.2022 - Von Fabian Lehner

Die U18-Weltmeisterschaft ging mit dem Titel für Schweden zu Ende. Die Skandinavier sicherten sich ihr erst zweites WM-Gold auf U18-Stufe. Für die Schweiz war das Turnier wie so oft nach dem Viertelfinale zu Ende. Man hat gute Ansätze der Spieler gesehen, die Lücke zu den grossen Nationen wurde aber nur zum Teil kleiner. Wir wollen uns deshalb in dieser Rückschau fragen, was für Probleme sind aufgefallen sind und welche Lösungsansätze es dafür geben könnte.

Das Team hatte sich nach der Startniederlage gegen Finnland gesteigert und gegen den späteren Weltmeister Schweden über weite Strecken eine gute Leistung gezeigt. Ebenso wurde der Pflichtsieg gegen Lettland eingefahren. Im Viertelfinale wurde man von den Tschechen überrollt. Man rechnete sich eine echte Chance aus und ging deshalb zu offensiv in dieses Spiel. Die Tschechen kamen aber nachdem Sieg gegen Kanada mit so breiter Brust aufs Eis, dass es wenig offensiv zu melden gab für die Schweizer. Auch wenn man sich in dieser Partie verkalkuliert hatte, war es mutig und nicht falsch, das Spiel offensiv anzugehen. Dass dieser Mut nicht belohnt wurde, lag zu grossen Teilen daran, die beiden All-Star Spieler Tomas Hamara und Jiri Kulich ein unglaubliches Spiel zeigten. Somit gingen die Schweizer mit nur einem Sieg nachhause.

Doch schauen wir mal genauer hin, wo sich die Differenz aufzeigte.

Vor dem Turnier meinte Jenni, dass er ein wuchtiges und dynamisches Team sehen wollte. Diese Vorgabe hatte das Team erfüllt. Im Vergleich zu anderen Jahren hatten die Schweizer mehr Wasserverdrängung. Auch mit dem internationalen Tempo konnten sie gut mithalten. Ein klares Manko war in der Stocktechnik ersichtlich. Es war immer wieder zu sehen, wie ein guter Rush von einem schlechten Pass oder einer ungenügenden Annahme, vor allem auf der Backhand, ausgebremst wurde. Solche Dinge sah man bei Schweden, Finnland, USA und Kanada selten bis nie. Hier besteht Aufholbedarf.

Doch wie hebt man das Niveau der Spieler im internationalen Vergleich? Dazu gibt es zwei Lösungsansätze, welche ich kurz beleuchten möchte. Der eine ist, man macht es wie die Slowakei oder die USA und lässt die U18-Nationalmannschaft über zwei Jahre als Team in einer Meisterschaft spielen. Der klare Vorteil wäre eine eingespielte Truppe. Dadurch könnte die Spitze gezielt gefördert werden. Es ist immer wieder beeindruckend, wie gut die USA auf der U18-Stufe ist. Auch die Slowaken haben mit dieser Art der Förderung wieder mehrere potenzielle Erst-Runden-Picks für den kommenden Draft im Köcher. Man kann sich gut vorstellen, dass die Schweiz ein ähnliches Programm in Verbindung mit dem OYM aufziehen könnte. Trotzdem hat auch dieser Lösungsansatz Nachteile. Hier sind die hohen Kosten zu nennen, welche für so ein Programm anfallen. Ebenfalls vernachlässigt man damit die Breite und schwächt die Juniorenligen. Bezogen auf das diesjährige Turnier muss auch gesagt sein, dass das Team durchaus auch so als Einheit auftrat. Viel eher ins Gewicht fiel die mangelhafte Stocktechnik. Hier beginnt die Ausbildung aber schon viel früher.

Deswegen befürworte ich den zweiten Lösungsansatz. Jener der Schweden und Finnen, welche sich Gold und Bronze an diesem Turnier sicherten. An den Abschlusspressekonferenzen haben sowohl der finnische als auch der schwedische Headcoach betont, wie eng die Zusammenarbeit von Verband und Klubs ist. Ligaweit tauscht man sich über die Spieler und deren Förderung aus. Alle Klubs arbeiten auf Juniorenstufe nach dem gleichen Schema. Es ist Pflicht für die besten Clubs, vollamtliche Juniorentrainer auf allen Stufen zu haben. In Schweden wird sogar nach der „Hockeybibel“ gearbeitet. Jeder Trainer, egal ob Profi- oder Amateurclub, muss nach diesem Trainingshandbuch arbeiten.

Diese Überwindung des Gärtchendenkens der einzelnen Clubs würde mehr und vor allem auch bessere Spieler hervorbringen. Davon könnten letztendlich alle, sprich Verband und Clubs, profitieren. Bessere Junioren würden helfen, die Breite in der heimischen Liga zu vergrössern. Das hilft auch den Preis der Profispieler zudrücken. Keiner kann überrissene Löhne fordern, wenn jedes Jahr eine Vielzahl guter Junioren nachrückt. Das wäre auf lange Sicht kostengünstiger als die Ausländerzahl zu erhöhen. Gleichzeitig spült es Geld in die Kasse aus der NHL, welche für die Spieler bezahlen müssen, wenn sie diese aus Europa holen.

Mit der Abspaltung der National League vom Verband wird dieser Ansatz aber noch schwieriger umzusetzen zu sein. Wie will der Verband Vorschriften erlassen, wenn die Clubs auf dieser Stufe kaum mehr dem SIHF unterstellt sind? Leider ist das Gärtchendenken in der Schweiz so ausgeprägt, dass sich so schnell wohl kaum etwas ändern wird. Auch wenn es im Fussball sehr gut geklappt hat, so dass selbst grosse Nationen wie Deutschland unser System kopiert haben. Man sieht dabei, dass es auch in der Schweiz möglich wäre, gemeinsam etwas aufzubauen.