Leemann: «Es geht einfach alles viel schneller»

6.2.2022 - Von Simon Wüst

Nach den zwei Niederlagen zum Start des Olympischen Frauen-Hockeyturniers hat sich hockeyfans.ch mit Sinja Leemann unterhalten.

Die 19-Jährige spielt bei den ZSC Lions und ist dort die zweitbeste Scorerin. In Peking wird sie von Colin Muller aber als Verteidigerin eingesetzt, an der Seite von Lara Christen. Wie geht sie mit dieser Umstellung um?

Leemann: «Am Anfang ist es nicht ganz einfach, aber nach einigen Trainings und Spielen kommt man wieder rein. Ich fühle mich nun recht wohl. Ich versuche auf der Position das Beste zu geben, in welcher mein Coach mich braucht. Mit Lara habe ich ausserdem eine coole Linienpartnerin, welche mir Tipps gibt und bei der Abstimmung hilft.»

Olympische Spiele sind etwas Besonderes und finden nur alle vier Jahre statt. Was empfindet sie, das erste Mal mit dabei sein zu können?

«Es ist eine grosse Ehre meine Heimat vertreten zu dürfen. Die Eröffnungsfeier war sehr eindrücklich. Alle diese Sportler zu treffen, ins Stadion einzulaufen und dann die Rückmeldungen von zu Hause – von denen, die mich am TV gesehen haben. Ein megaschönes Gefühl.»

Der Niveau-Unterschied zwischen der Schweizer Meisterschaft und einem Olympischen Turnier ist recht gross, vor allem zur USA oder Kanada massiv. Wie schätzt sie das ein?

«Ja, das ist wirklich so. Es geht einfach alles viel schneller auf dem Eis. Man hat fast keine Zeit und muss probieren Pässe und Bewegungen zu antizipieren. Das Spiel ohne Puck ist viel wichtiger hier.»

Auch das ganze Zusammenleben und der Ablauf neben dem Eis ist hier anders als sonst. Wie sieht es im Olympia Village aus und was läuft bei Sinja an einem spielfreien Tag so ab?

«Ich teile mir mit Lara Christen eine 2er Wohnung – wir haben beide je unser eigenes Zimmer und Bad und dazu einen Gemeinschaftsraum, ich bin positiv überrascht. Der Tag fängt mit Aufstehen und Morgenessen an, immer schön abgetrennt – so wie die Corona-Massnahmen halt für alle sind, dann geht’s zur Physio und anschliessend ins Training. Nach der Einheit auf dem Eis fahren wir wieder zurück ins Olympia-Village und essen wieder etwas. Am Abend gibt es eine gemeinsame Freizeitaktivität – Ping-Pong, Gesellschaftsspiele oder so – oder ich lerne noch für die Schule. Viel Zeit zum Relaxen bleibt eigentlich nicht. Aber wir haben eine super Stimmung im Team.»

Der Start ins Turnier ist nicht besonders geglückt, vor allem die Leistung gegen die Russinnen ist verbesserungsfähig. Was hat sich die Mannschaft und im Besonderen Sinja vorgenommen?

«Wir wollen unbedingt eine Reaktion zeigen! Wir können sicher besseres Eishockey spielen und wollen dies auch tun. Ein grosser Fokus liegt auf unseren unnötigen Fehlern, diese gilt es zu vermeiden. Und wir wollen sicher nie aufgeben, auch wenn wir wieder in Rückstand geraten.»

Frauenhockey ist in der Schweiz, trotz den Erfolgen der Nati, immer noch eine Randsportart. Wie ist Sinja überhaupt dazu gekommen?

«Es hat schon recht früh angefangen. Mit ca. 4 Jahren hat mich meine Mutter ins Eistraining geschickt. Zuerst zum Eiskunstlauf, aber das hat mir nicht so gefallen und darum wechselte ich in die Hockeyschule, wo auch mein Bruder schon war.»

Wir bedanken uns bei Sinja für das Interview und wünschen ihr und der Mannschaft viel Glück und Erfolg im weiteren Turnierverlauf.