Endlich Playoff-Zeit!

12.4.2021 - Von hockeyfans.ch

Zwei Jahre mussten wir darauf warten – nun ist endlich Playoff-Zeit. Auch wenn dieses Jahr pandemiebedingt Vieles anders sein wird, haben wir Grund genug zur Freue und nehmen die vier Serien unter die Lupe.

Klar, etwas wird fehlen. Nämlich die Hockeyfans und die Stimmung vor Ort. Doch gekämpft wird auf dem Eis auch so ebenso wie die Bärte spriessen werden. Nach dem «Vorspiel» mit den Pre-Playoffs gehen nun die «echten» Playoffs los.

Es warten statt ein gähnendes Duell zwischen Erstem und Achten ein Knaller zwischen dem Ligadominator Zug und den angeschlagenen, aber bissigen Bären aus Bern. Lugano gegen Rapperswil ist ein Duell zweier Mannschaften, die besser spielen als von den meisten erwartet. Dazu kommt das Löwenduell in Lausanne und Zürich und noch mehr Romandie zwischen Fribourg-Gottéron und Genf-Servette.

Neben diesen sportlichen Duellen geht aber der Kampf gegen COVID-19 weiter. Die Spieler sollen sich in den Playoffs nur noch im Team und daheim bewegen. Hält diese «Doppelblase» dicht? Wenn nicht, kommt es zu Spielausfällen, die nicht mehr so einfach aufzufangen sind wie in der regulären Saison und schlimmstenfalls zum Saisonabbruch führen könnte. In diesem Fall würde der EV Zug, solange er nicht ausgeschieden ist, zum Meister erklärt oder anderenfalls gäbe es wie schon 2020 keinen Meister. Hoffen wir, dass dieser in wenigen Wochen auf dem Eis gekürt wird.

EV Zug – SC Bern

Als Qualifikationssieger mit neuem Punkterekord ist der EVZ der klare Favorit. Von Beginn an setzte sich der EVZ an der Spitze fest und hielt sich dort oben auch konsequent. Trotz der überragenden Qualifikation bestehen beim EVZ einige Fragezeichen. Wie kommen die zuletzt verletzten Teamstützen Raphael Diaz und Gregory Hoffmann zurück? Kommen sie schnell in Form und bringen sie die nötige Frische ins Team oder brauchen sie eine zu lange Anlaufzeit? Und wie sieht es mit den anderen Rückkehrern aus? Auch wenn diese Spieler nicht in Topform sein werden, sollte das Kader des EVZ in der Breite immer noch besser als der SCB sein. Und in einer «best of 7»-Serie setzt sich normalerweise das bessere Kader durch. Die Verpflichtung von Justin Abdelkader hat die Breite noch vergrössert. Obwohl er noch nicht auf seinem Top Niveau spielt, bringt er einiges an Wasserverdrängung mit und buchte am Laufmeter am Ende der Qualifikation. Sofern dem SCB kein frühes Break gelingt und Leonardo Gennoni mindestens genauso gut wie Tommi Karhunnen spielt, sollte der EVZ sich mehr oder weniger Problemlos durchsetzen. Doch schlafende Bären wie den SCB sollte man nicht wecken.

Der SC Bern hat mit dem Erreichen der Pre-Playoffs nach dem Cup-Gewinn das erste Saisonziel nach einer zum Teil verkorksten Saison erreicht. Nachdem der SCB um die letztjährige Platzierungsrunde herum kam, startete das Team von Don Nachbaur alles andere als gut in die Meisterschaft. Nach nur wenigen Spielen warf Nachbaur das Handtuch und übergab dem bisherigen U20-Elit Trainer Mario Kogler. Unter ihm fand der SCB erstmals wieder zu Stabilität zurück. Offensiv wurde das Kader unter der Saison mit Cory Conacher und Jesper Olofsson verstärkt. Letztgenannter trat aber erst richtig in Erscheinung, als Conacher zum SCB zurückkehrte. Der Kanadier verlieh dem Team offensiv mehr Schwung und war massgeblich am Cupgewinn und der Verbesserung auf den neunten Platz beteiligt. Dank einer souveränen defensiven Leistung und dem „Bollwerk“ Tomi Karhunen im Rücken konnte sich der 16-malige Meister in der best-of-3-Serie gegen Davos für die Playoffs qualifizieren. Nun kommt es zur Final-Reprise von 2019.

Tipp: Die Zuger spielten die Saison bereits meisterlich auf und werden aus unserer Sicht die Serie 4:2

HC Lugano – SC Rapperswil-Jona Lakers

In einer ausgeglichenen, erweiterten Spitze schloss der HC Lugano mit dem zweiten Rang besser ab, als es viele vorhersahen. Während in Tessiner «Mercato» bereits über den Trainer den nächsten Saison spekuliert wird, arbeitete sich die Mannschaft von Serge Pelletier ruhig zur Spitze hinauf. Man gehörte zu den offensiv besten Mannschaften und zu den defensiv stabilsten, zu den besten im Powerplay wie auch im Boxplay, jedoch ohne in irgendeinem Bereich abzuheben. Offensiv glänzte Mark Arcobello in seiner ersten Saison bei den Bianconeri, während der einheimische Luca Fazzini bester Torschütze war. Beinahe unbemerkt nördlich des Gotthards gehörte Niklas Schlegel mit einer Abwehrquote von 92,7 Prozent zu den besten Torhütern der Liga und feierte sechs Shutouts. Können die Luganesi diese Vorteile auch ausnutzen, wenn es in den Playoffs hart auf hart geht? Mit je drei Siegen und drei Niederlagen in den Direktduellen ist das alles andere als klar.

Die SCRJ Lakers sind die grosse Überraschung der Pre-Playoffs. Eine solidarische und kämpferische Mannschaftsleistung sowie ein überragender Melvin Nyffeler haben dafür gesorgt, dass sich der SCRJ erstmals seit 2008 für die Playoff-Viertelfinals qualifizierte. Es stellt sich die Frage, ob die Lakers nach dem EHC Biel auch den HC Lugano ausschalten können. Dabei gibt es zwei gewichtige Unterschiede zwischen den beiden Serien. Einerseits trifft man diesmal nicht auf einen Gegner, der Covid-geschwächt ist, andererseits ist es für den Underdog ungemein schwieriger eine Best-of-seven-Serie zu gewinnen. Für die Rapperswiler sprechen vor allem psychologische Faktoren. Zum einen hat man nichts mehr zu verlieren, zum andern ist man bereits im Playoff-Modus. Will man diese Vorteile ausspielen, muss man vor allem zu Beginn der Serie zuschlagen und den HC Lugano mit Siegen in den ersten Spielen unter Druck setzen. Gelingt dies nicht, werden die Luganesi kurzen Prozess mit den Rosenstädter machen. Sportlich gesehen ist das Kader der Tessiner um einiges Stärker als jenes der Lakers. Es kommt nicht von ungefähr, dass der HC Lugano in der Qualifikation 36 Punkte mehr holen konnte, als der Gegner aus Rapperswil. Dies obwohl das direkte Duell zwischen den beiden Teams mit je drei Siegen ausgeglichen war. Gerade dass der HC Lugano am Ende der Quali den zweiten Platz erobern konnte zeigt jedoch, dass die Tessiner die schwachen Phasen hinter sich gelassen haben und deshalb um einiges besser spielen als die Rapperswiler.

Tipp: Der HC Lugano wird sich in dieser Serie in fünf Spielen durchsetzen – 4:1

Fribourg-Gottéron – Genf-Servette

Bereits zum vierten Mal findet in den Playoffs das Duell zwischen Fribourg-Gottéron und Genf-Servette statt und bisher hatten immer die Grenat das bessere Ende für mich. Zweimal 2007/08 und 2015/16 war es mit 4:1 eine klare Sache. Richtig spannend war die Serie 2009/10 als Gottéron mit 1:3 in Führung ging, Spiel fünf verlor man in der Verlängerung und am Schluss gewann die Mannschaft von McSorley mit 4:3.

Beide Teams sind ähnlich strukturiert, mit Reto Berra und Gauthier Descloux haben beide Torhüter, welche zu den besten der ganzen Liga zählten, Ryan Gunderson und Henrik Tömmernes sind die Verteidigungsminister und im Sturm hat man sowohl produktive Ausländer als auch Schweizer.

Die Mannschaft von Christian Dubé zählte sicherlich zu den Überraschungen dieser Qualifikation. Man spielte eine konstante Qualifikation und schloss diese auf dem dritten Rang ab. Normalerweise war Gottéron für viele Hochs und Tiefs während der Saison bekannt.

Genf-Servette war bis Ende Februar immer unter den besten fünf Teams der Liga und schien ungefährdet auf Playoff-Kurs. Nach dem 5:0-Sieg gegen Ambri-Piotta am 9. März stand man sogar auf Platz zwei. Doch von den folgenden sieben Partien gewann man nur zwei und nach der unglaublichen 1:5-Niederlage zu Hause gegen Biel in der vorletzten Runde musste man sogar um die direkte Playoffqualifikation bangen. In der letzten Runde bezwang man zu Hause Lugano und weil der EHC Biel unglücklich in Zug verlor, gelang die direkte Qualifikation für die Playoffs in extremis.

In den Direktduellen haben die Grenat mit 4:2 Siegen die Nase vorn, wobei die erste Partie erst in der Verlängerung entschieden wurde.

Ausser den beiden Torhütern – Reto Berra hat mehr Erfahrung als Gauthier Descloux – werden in dieser Serie die Spezialsituationen eine entscheidende Rolle spielen. Hier Treffer die besten Powerplay-Teams der Liga aufeinander und auch in Unterzahl sind die beiden Mannschaften ähnlich stark. Wer disziplinierter spielt hat, gute Chancen auf den Erfolg und Genf-Servette hatte in der Schlussphase der Meisterschaft einige Partien, in denen man zu viele Strafen kassierte.

Tipp: Wir erwarten eine hartumkämpfte Serie in der nach sieben Partien Fribourg-Gottéron das bessere Ende für sich beanspruchen wird.

Lausanne HC – ZSC Lions

2014 standen sich Löwen aus Lausanne und aus Zürich schon einmal im Viertelfinal gegenüber. Die ZSC Lions verloren als Qualisieger Spiel 1 zuhause gleich mit 1:4 und konnten die Serie in Lausanne im Penaltyschiessen wieder ausgleichen. Nachdem die Zürcher mit 3:1 in der Serie in Führung gingen, verloren sie die nächsten zwei Spiele mit 1:2 ehe sie Spiel 7 durch ein Tor von Marc-André Bergeron mit 1:0 für sich entscheiden konnten. Acht Spieler aus diesem siebten Spiel werden in Spiel 1 auch wieder aufeinandertreffen: Lukas Flüeler, Patrick Geering, Roman Wick und Reto Schäppi bei den ZSC Lions. Joël Genazzi, Etienne Froideveaux, Benjamin Antonietti und Ronalds Kenins bei Lausanne HC. Kenins spielte 2014 allerdings bei den ZSC Lions und hat seither die Farben gewechselt. Die damalige Saison endete für die Lions mit einem 4:0-Finalsieg gegen den EHC Kloten.

In diesem Jahr haben es die ZSC Lions am Ende der Qualifikation verpasst, sich den Heimvorteil in den Playoffs zu sichern. In den leeren Stadien wirkt sich das jedoch deutlich weniger stark aus als bei Hallen, die mit frenetischen Fans vollgepackt sind. Das haben auch die vier Spiele der Qualifikation zwischen Lausanne und den Zürchern gezeigt. Beide Teams gewannen je ein Heim- und ein Auswärtsspiel. Lausanne verlor die beiden Duelle 2020 und entschied dann die beiden Spiele 2021 für sich. Das Torverhältnis aus diesen vier Spielen ist ebenfalls recht ausgeglichen: 9:8 für Lausanne. Die Formkurve der Waadtländer zeigte vor den Playoffs eher aufwärts während sich die Zürcher, wie erwähnt, eher schwertaten.

Es wird auch in diesem Jahr eine sehr enge Serie werden. Auf der Torhüterposition sind die Mannschaften gleich stark besetzt. In der Verteidigung kann ebenfalls kein Vorteil für eines der Teams ausgemacht werden. Im Sturm verfügen der Lausanne HC und die ZSC Lions über drei ausgeglichene Linien und über eine vierte Linie, die in jedem Spiel das Zünglein an der Waage spielen kann. Die Serie wird über sieben Spiele gehen und wohl zur einen oder anderen langen Nacht führen. Unglaublich schade, dass die Fans dieses Spektakel nur vor dem Fernseher verfolgen können.

Tipp: Lausanne HC – ZSC Lions, das ist wie ein Münzwurf.

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Playoff-Duelle


Zweikampf zwischen Kyen Sopa (Bern) und Dominik Schlumpf (Zug). Foto: Philipp Hegglin
 


Luganos Timo Haussener fliegt durch die SCRJ-Hintermannschaft. Foto: JustPictures.ch/Jari Pestelacci
 


Der Servettien Tommy Wingels versucht Fribourg-Goalie Reto Berra zu bezwingen. Foto: PPR/Laurent Gillieron
 


Ex-ZSC-Stürmer Ronald Kenins kämpft mit Lausanne gegen Sven Andrighetto. Foto: PostFinance/Keystone/Ennio Leanza