In der Swiss League wartet ein spannender Kampf

6.9.2019 - Von Daniel Gerber

hockeyfans.ch wagt eine «Swiss-Legaue»-Prognose, im Wissen, dass die Ausgeglichenheit in manchen Tabellenregionen gross ist – doch die Schwerkraft einer Rangliste erfordert eine Einordnung. Der HC Ajoie beispielsweise könnte sich genauso gut mehrere Ränge weiter vorne finden.

Rang 1: EHC Kloten – Diesmal reicht ein Trainer
Der EHC Kloten schrieb in der vergangenen Saison Eishockey-Weltgeschichte. Beim fünften und letzten Playoff-Viertelfinal-Duell gegen den SC Langenthal standen drei gleichberechtigte Trainer an der Bande: Felix Hollenstein, Waltteri Immonen und Beat Equilino. Die Ferien für die Flieger konnten dennoch nicht abgewendet werden: Mit 6:18 Toren und (umgerechnet) 2:13 Punkten verliefen die Viertelfinals für den auf dem Papier überlegenen Liga-Krösus und Aufstiegskandidaten alles andere als erwünscht. Mit einer ähnlichen Equipe ist der EHC Kloten dennoch Favorit, durch zwei entscheidende Faktoren: Torhüter Dominic Nyffeler dürfte von Beginn weg die Saves liefern, die Kloten in der vergangenen Saison fehlten (Ausnahme Joren Van Pottelberghe). Zudem steht mit Per Hanberg der vermutlich beste Coach der Liga an der Bande. Der Schwede führte in seiner Heimat wie nun letzte Saison auch in der Schweiz ein Team zum Titel, das nicht zuoberst auf der Rechnung stand.

Rang 2: EHC Visp – Das Stadion schiesst Tore
In Visp zu gewinnen oder die Hieroglyphen entziffern – die beiden Herausforderungen sind nahezu identisch. Der Meister von 2011 und 2014 (sowie drei weitere Halbfinals) richtete sein Augenmerk zuletzt auf den Bau der neuen Eishalle und die Verjüngung des Kaders. Dieses ist mittlerweile gereift und gut durchmischt – dadurch und mit dem Schub durch die neue Halle dürften die Walliser wie in der goldenen Epoche davor um den Titel mitsprechen; womöglich auch von einem tieferen Tabellenrang; die SCL Tigers wissen davon nicht ein Liedchen sondern einen Blues zu singen... (2014 feierte Visp den Titel in der damals fast neuen Ilfishalle).

Rang 3: HC La Chaux-de-Fonds – Wohl wieder in Top-3
Der HC La Chaux-de-Fonds begrüsst ein paar starke Zuzüge in den eigenen Reihen und bleibt vom Kader her weitgehend konstant. Von den aktuellen zwölf Mannschaften sind die Romands das – im Grunde – stärkste Team seit Einführung der Playoffs. Sieben Mal stand das Team im Finale; Visp beispielsweise «nur» fünfmal. Allerdings konnten die Neuenburger den Titel noch kein einziges Mal feiern (1996 wurde das Finale nicht ausgetragen, die eigentlichen Finalisten HCC und die GCK Lions spielten stattdessen eine Drei-Team-Liga-Quali gegen Lausanne).

Rang 4: SC Langenthal – Umbruch? Aufbruch!
In Langenthal wird viel vom Umbruch gesprochen und tatsächlich wurde das Team verjüngt, in nächster Zeit steht das Hallenprojekt im Vordergrund, die Abstimmung über das Vorprojekt erfolgt am 15. Dezember. Dennoch: Vom Meisterteam sind volle – absolut tragende – zehn Athleten weiterhin an Board. Die beiden neuen Ausländer wussten in den Tests zu gefallen und Rückkehrer Philippe Seydoux und die weiteren Zuzüge wie etwa Kelvin Walz und Fabio Kläy zeigen, dass sportlich auch in der kommenden Saison mit dem SCL zu rechnen ist. An der Bande adaptiert Jeff Campbell das letztjährige Meister-System auf die neuen Gegebenheiten und Sportchef Kevin Schläpfer (er beendete seine Aktiv-Karriere beim SC Langenthal anno 2007 im siebten Halbfinal-Spiel auswärts bei Neo-Aufstieger HC Sierre) sorgt mit seiner Rückkehr ins Unternehmen für einen positiven Drive.

Rang 5: EHC Olten – Umbruch: Team 2020/21 wird gebaut
Gleich 15 Spieler der vergangenen Saison sind beim EHC Olten nicht mehr dabei. Gleich wie beim SC Langenthal wurde das Budget für die erste Mannschaft erheblich gekürzt. Die Abgänge wurden über weite Strecken mit jungen Talenten (vier bisherige EVZ-Academy-Spieler und Silas Matthys (bisher Ticino Rockets)) ersetzt, oder beispielsweise Dominic Weder (21, bisher Davos) oder Leiv Fogstad Vold (21, bisher SC Bern). Der EHCO dürfte sich im Mittelfeld einordnen, für die Spitzenränge reicht es wohl in der kommenden Saison nicht, zudem dürfte der Findungsprozess einige Zeit in Anspruch nehmen. Mittelfristig könnte sich aber aus diesem Kader eine verheissungsvolle Equipe entwickeln.

Rang 6: HC Thurgau – Noch näher an Spitzengruppe
Dem HC Thurgau hat in den letzten Jahren ein klarer Sprung nach vorne gelungen. Noch vor rund fünf Jahren ordnete sich der HCT in der Region von Rang acht und neun ein. Unvergessen ist das Foto-Finish am letzten Tag der Qualifikation gegen die GCK Lions, als der HCT seinen Playoff-Rang erst in den letzten Sekunden sichern konnte. Solche Show-Downs sind mittlerweile weit entfernt. Heute kämpft Thurgau jeweils bis fast zuletzt um einen Rang, der Playoff-Heimrecht gewährt. Zwei solide, gestandene Neuzuzüge sind Dominic Hobi und Niki Altorfer, zwei Athleten, welche die Swiss League – und die Playoff-Halbfinals (und auch die Finals) – bestens kennen. Gut möglich, dass Thurgau im Viertelfinale reüssiert.

Rang 7: HC Ajoie – Neue Halle, neues Glück?
Der HC Ajoie baut seine Eishalle umfassend um. Die Bauarbeiten werden noch einige Zeit in Anspruch nehmen. Dennoch ging die erste Mannschaft nicht vergessen. Arnaud Montandon und Konstantin Schmidt verliessen das Unternehmen zwar, dafür zog halb Olten in den Jura: Ueli Huber, Stefan Mäder und Devin Muller schlossen sich dem HCA an. Gut möglich, dass Ajoie spätestens in den Playoffs für Furore sorgt. Es wäre nicht das erste Mal, dass Trainer Gary Sheehan das Team weit nach vorne trägt.

Rang 8: EVZ Academy – Und wieder reicht es
Im kurzlebigen Sportbusiness ist es bereits eine Tradition: Die EVZ Academy erreicht Rang acht und damit die Playoffs. Über Zu- und Wegzüge darf – oder muss – bei einem Farmteam hinweggesehen werden. Aber ein grosser Unterschied besteht zu den GCK Lions und den Ticino Rockets: Während die beiden anderen Farmteams dezentral operieren, liegen die Garderoben zwischen der Academy und dem EVZ direkt gegenüber. Punkto System, Know-how und Eingebunden-sein befinden sich die jungen Zentralschweizer direkt an der Quelle.

Rang 9: EHC Winterthur – Diesmal ist der Sprung möglich
In der damaligen 1. Liga hatte der EHC Winterthur keine Gegner mehr. In der Swiss League dagegen konnte die Mannschaft aus der sechstgrössten Stadt der Schweiz bislang noch nie genügend Gegner hinter sich lassen, um die Playoffs zu erreichen. Da die Liga gewachsen ist, müsste «Winti» heuer erstmals seit das Team im «B» spielt, vier Equipen hinter sich lassen. Die Abgänge konnten ersetzt werden, möglich, dass der Mannschaft in dieser Saison erstmals der Sprung in die Top 8 gelingt. Doch einfacher ist die Aufgabe nicht geworden.

Rang 10: HC Sierre – Vermutlich nicht auf dem letzten Rang
Der HC Sierre verfügt über einen grossen Namen im Team: Goran Bezina. Seine Erfahrung und Routine wird dem Team helfen, doch im ersten Jahr nach der Rückkehr in die Swiss League nach dem Aus anno 2013 ist es für die Walliser bereits ein Erfolg, wenn sie ein oder zwei Teams hinter sich lassen können. Dies könnte möglich sein, doch ein einstelliger Tabellenrang dürfte in der ersten Saison nicht zu erreichen sein. Allerdings ist gut möglich, dass sich die Mannschaft nach fünf Runden in der Top-3 befindet und dann langsam nach hinten gereicht wird; so wie beispielsweise Martigny nach dem Aufstieg.

Rang 11: GCK Lions – Wohl zu viel Verkehr um Rang 8
Die GCK Lions arbeiten tüchtig und sie verfügen wie in jedem Jahr über viel Talent. Doch die «Punkte-Teams» dürften auch in dieser Saison über die Voll-Distanz der Qualifikation die Nase erneut vorne haben und sich danach mit Spieler der Lions verstärken; darin allerdings sieht man in Zürich auch die Aufgabe des Unternehmens: junge Spieler zu fördern. Es gibt kaum eine Mannschaft in den beiden höchsten Ligen, die nicht über mindestens einen Spieler verfügt, der nicht die Ausbildung bei den Junglöwen genossen hat.

Rang 12: HCB Ticino Rockets – Keine Flughöhe auszumachen
«Man kann nicht zwei Herren dienen», lautet ein biblischer Grundsatz. Doch die Ticino Rockets versuchen es ab dieser Saison gleich mit deren vier: Neben dem HC Ambri-Piotta und dem HC Lugano werden beim Tessiner-Farmteam künftig auch noch die Talente des HC Davos und des Lausanne HC ihren Auslauf erhalten. Dies wird reichen, um da und dort ein anderes Team zu ärgern, doch zuletzt dürfte die Flughöhe auch im vierten Raketen-Jahr von überschaubarer Distanz sein: Die Umlaufbahn der Mannschaft aus Biasca dürfte wohl beim Umkreisen des zwölften Ranges zu finden sein. Und auf diesem droht eine Ligaqualifikation.

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Titelverteidiger

Der SC Langenthal startet als Titelverteidiger in die neue Saison in der Swiss League. Foto: TOPpictures/André Griffel