Kloten, Olten oder doch ein Dritter?

12.9.2018 - Von Pascal Zingg

Mit dem EHC Kloten hat die Swiss League in der Ausgabe 2018/19 ein neues Gesicht bekommen. Die Zürcher Unterländer gehören nach dem unglücklichen Abstieg von letzter Saison zu den Favoriten der neuen Swiss-League-Saison. Konkurrenz werden sie wohl vor allem vom EHC Olten erwarten. Doch auch La Chaux-de-Fonds, Ajoie und Langenthal sollte man in dieser Saison nicht unterschätzen.

Die Integration des EHC Kloten ist eine der Unbekannten in der neuen Swiss-League-Saison. Mit einem Blick aufs Kader ist jedoch davon auszugehen, dass der EHCK sich ähnlich gut in die Liga einfügen wird, wie zuletzt die SCL Tigers oder die SCRJ Lakers. Besonders in der Defensive konnten die Klotner diesen Sommer eine schlagfertige Truppe zusammenstellen. Mit Bernhard Starkbaum verfügt man über den österreichischen Nationaltorwart. Daneben verleihen Rene Back, Fabian Ganz, Edson Harlacher, Philippe Seydoux und Nicholas Steiner der Verteidigung die nötige Stabilität. Allfällige Schwächen der Zürcher Unterländer sind in der Offensive zu suchen. So muss man offensiv mit nur einem Ausländer auskommen. Neben Ryan McMurchy wird die Last des Toreschiessens deshalb auch auf den Schultern von Steve Kellenberger, Romano Lemm, Thibaut Monnet und Fabian Sutter und Jeffey Füglister liegen.

Sind die Defizite der Klotner in der Offensive zu suchen, so ist es beim EHC Olten vor allem die Defensive, die Trainer Chris Bartolone Sorge bereitet. Immer wieder kassierten die Oltner in der Vorbereitung vermeintlich einfache Tore. Da man mit Matthias Mischler und Simon Rytz allerdings über das beste Torhüterduo verfügt, kann diese defensive Stabilität im Verlaufe der Saison sicher noch gefunden werden. In der Offensive setzen die Oltner mit dem Kanadier Bryce Gervais und dem US-Amerikaner Casey Hohmann auf zwei neue Importspieler. In Kombination mit Roland Gerber (kommt aus Langnau) konnte die Offensive damit nochmals verstärkt werden. Zusammen mit Kloten verfügt man in Olten somit über eines der komplettesten Teams der Liga. Für die Drei-Tannen-Städter ist dann auch klar, dass man in dieser Saison endlich den Titel an die Aare holen muss. Ob ihnen dies gelingt, wird nicht zuletzt von der Trainerfrage abhängen. Der Italo-Amerikaner Chris Bartolone ersetzte zum Ende der letzten Qualifikation bekanntlich Bengt-Ake Gustafsson. Ohne grossen Druck erreichte er dabei den Playoff-Final. Nun muss er in seiner ersten vollen Saison als Head Coach sogleich einen Titel liefern. Sollte es Bartolone nicht gelingen die Oltner schon in der Qualifikation auf Titelkurs zu bringen, könnte sein Stuhl bereits wieder wanken.

Ein Trio in Lauerposition

Spricht man über den Titel in der Swiss League, so hat immer auch der SC Langenthal ein Wörtchen mitzureden. Die Oberaargauer spielten in der letzten Saison eine souveräne Qualifikation und scheiterten etwas überraschend im Playoff-Halbfinale am EHC Olten. Im Hinblick auf diese Saison mussten die Langenthaler mit Claudio Cadonau einen ihrer Top-zwei-Verteidiger abgeben. Sein Abgang steht dem Zuzug von Yves Müller gegenüber. Im Sturm konnte man sich mit Toms Anderssons und Simon Sterchi verstärken. Bauchweh dürfte Per Hanberg die erneute Verletzung von Jeff Campbell bereiten. Zwar wurde mit Kim Karlsson sein letztjähriger Ersatz zurückgeholt, doch ist der Schwede trotz solider Leistung niemals so dominant, wie sein kanadischer Antipode. Wollen die Oberaargauer auch in Zukunft vorne mitspielen, wird es daher wichtig sein das Ausländerduo zu ersetzen.

Ebenfalls in Lauerstellung befindet sich der HC La Chaux-de-Fonds. Das Team aus dem Neuenburger Jura konnte sich mit Adam Hasani, Philippe Wetzel und Alain Mieville vor allem in der Offensive verstärken. Mit dem Kanadier Brett Cameron und dem US-Amerikaner Tim Coffmann konnte man sich zudem zwei produktive Ausländer in die Uhrenstadt holen. In der Defensive holte man sich mit Christophe Bays eine echte Alternative zu Tim Wolf ins Team. Auf dem Papier hat der HCC damit alles um in der erweiterten Spitze der Swiss League mitzuwirken. Was bleibt ist der Playoff-Fluch. In den letzten vier Jahren gelang es den Neuenburgern trotz guter Qualifikation nur einmal eine Playoff-Serie zu überstehen.

Komplettiert wird das Feld der Spitzenteams durch den HC Ajoie. Die Jurassier sind das pure Gegenteil der Chaux-de-Fonniers. Sie sind ein echtes Playoff-Team, das nach bescheidener Qualifikation in der Post-Season noch einmal mächtig zulegen kann. Ähnlich dürfte es auch in diesem Jahr laufen. So konnte das Team aus Pruntrut bisher kaum namhafte Zuzüge feiern. Wie in jeder Saison ist jedoch damit zu rechnen, dass die National League Teams aus der Westschweiz noch den einen oder anderen Spieler in der Ajoie deponieren werden.

Visp und Thurgau komplettieren das Mittelfeld

Ebenfalls keine grossen Sprünge machte der EHC Visp. Das Team aus dem Wallis setzt auf die bewährten Kräfte aus der letzten Saison. Insbesondere die beiden US-Amerikaner Mark van Guilder und Dan Kissel dürften auch in diesem Jahr darüber entscheiden, wie gut der EHC Visp ist. Insgesamt handelt es sich beim EHC Visp jedoch um eine Übergangssaison. Spätestens mit der Eröffnung der neuen Lonza Arena in einem Jahr werden die Ansprüche aber auch in Visp wieder steigen.

Der HC Thurgau hat sich in der letzten Saison zum Mittelfeldteam gemausert. Die Ostschweizer konnten dabei auf die solide Leistung von Torhüter Janick Schwendener zählen. Daneben hatte man mit Cam Braes und Jaeden Descheneau zwei sehr gute Kanadier. Letztere haben den Weg nach Znojmo bzw. Düsseldorf eingeschlagen. Sie mussten daher durch Kenny Ryan und Cody Wydo ersetzt werden. Ob die beiden an die Leistung von Braes und Descheneau anknüpfen können, wird sich zeigen. Einige Hoffnung wird man in Weinfelden auch an die Zusammenarbeit mit den SCRJ Lakers haben. Bekam man vom alten Partner aus Davos kaum Spieler, dürften die Lakers mit ihrem breiten Kader in dieser Saison ein echtes Interesse haben, dass ihre Ersatzspieler Eiszeit in der zweithöchsten Liga bekommen.

Wer holt sich den letzten Playoffplatz?

Einmal mehr spannend wird es um den letzten Playoff-Platz. Wie schon letzte Saison wird sich der EHC Winterthur mit den drei Farmteams um diesen Platz an der Sonne streiten. Etwas überraschend gelang es den Winterthurern in der letzten Saison nicht die drei Ausbildungsclubs hinter sich zu lassen. Da man das Kader auf diese Saison hin kaum verstärken konnte, wird es wohl auch in der Spielzeit 18/19 schwierig die Playoffs zu erreichen. Dies auch darum, weil das ehemalige Partnerteam aus Kloten nun ebenfalls in der Swiss League antritt und den Winterthurern damit keine Spieler mehr abgeben kann. Im Wissen, dass die Ticino Rockets auch in dieser Saison den letzten Platz belegen dürften, verkommt das Duell zwischen der EVZ Academy und den GCK Lions zum ultimativen Playoff-Kampf. In diesem Fight ist die Academy klar zu favorisieren. Dies nicht zuletzt, weil man mit Luca Hollenstein und Gianluca Zaetta das klar bessere Torhüterduo hat.

Im Gesamtüberblick erwartet uns somit eine interessante Saison in der Swiss League. Mit fünf Meisterkandidaten scheint die Breite an der Spitze gar noch etwas grösser zu sein als in der National League. Daneben verspricht aber auch der Kampf um die Playoffs einiges an Spannung. Da die Farmteams aber kaum jemanden interessieren, wird dieser Kampf wohl unter Ausschluss der Öffentlichkeit passieren.

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Kloten? Olten?

Romano Lemm gehört zu jenen Spielern, die trotz des Abstiegs beim EHC Kloten geblieben sind und um den Wiederaufstieg kämpfen wollen. Foto: Vedi Galijas
 

Der EHC Olten hatte letzte Saison mit Matthias Mischler (Bild) und Simon Rytz ein starkes Goalieduo und will um den Titel spielen. Foto: Christoph Perren
 

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