NHL: Playoff-Start mit vielen Schweizern

10.4.2018 - Von Maurizio Urech

Während es in der Schweiz bereits um die Wurst geht, startet in der NHL die Jagd nach dem Stanley Cup. Wie üblich schrieben die 82 Qualifikationsrunden diverse Geschichten, die schönste schrieb sicher der Newcomer aus Las Vegas, der eine sensationelle Saison hinlegte, durch schönes Eishockey überzeugte, sämtliche Rekorde einer Mannschaft bei der ersten Saison brach und sich souverän für die Playoffs qualifizierte.

Einige Traditionsteams hatten eine Saison zum vergessen wie die New York Rangers und die Montréal Canadiens, andere wie die Chicago Blackhawks konnten den Ausfall von Stammgoalie Corey Crawford nicht kompensieren und verpassten völlig unerwartet die Playoffs.

Wie üblich kommt es bereits in der ersten Runde zu einigen ganz heissen Paarungen, hier alle Begegnungen im Detail.

Werfen wir als Erstes einen Blick auf die Paarungen der Western Conference wo die meisten Schweizer im Einsatz stehen.

Nashville Predators (1) – Colorado Avalanche (WC 2)

Nach der letztjährigen Finalniederlage gegen Pittsburgh spielte Nashville eine souveräne Qualifikation und gewann die Western Conference mit starken 117 Punkten. Mit dem Zuzug von Center Kyle Turris aus Ottawa hat man sich weiter geschickt verstärkt. Die beiden finnischen Goalies Pekka Rinne und Jusse Saros spielten eine starke Saison und wie üblich waren auch die Verteidiger mit vielen Toren und Assist massgeblich am Erfolg beteiligt. Auch Kapitän Roman Josi spielte eine starke Qualifikation und beendete diese mit über 50 Punkten (14 Tore/39 Assist). Offensiv war Nashville breit aufgestellt und Kevin Fiala spielte seine bisher stärkste Qualifikation mit 23 Toren und 25 Assist und er ist für weitere Grosstaten in den Playoffs bereit. Yannick Weber hatte mit Verletzungen zu kämpfen und man auf nur 47 Einsätze (2 Tore/3 Assist)

Die Mannschaft aus Denver schaffte nach einer miserablen letzten Saison wieder den Sprung in die Playoffs, vor allem dank einer ganz starken ersten Sturmlinie mit Nathan McKinnon, Mikko Rantanen und Gabriel Landeskog. Auch Goalie Semyon Varlamov kehrte zu alter stärke zurück und spielte eine starke Saison, doch er verletzte sich am 30. März in der Partie gegen die Chicago Blackhawks, so dass Back-up Jonathan Bernier starten wird. Sven Andrighetto kam wegen Verletzungen nur auf 50 Spiele (8 Tore und 14 Assist) und dürfte in den Playoffs in der zweiten Sturmformation zu Zug kommen.

Die Nashville Predators sind in allen Belangen Colorado überlegen, sowohl auf der Goalie-Position, wie auch bei den Verteidigern und erst Recht in der Breite im Angriff. Daher wird sich Nashville in fünf Partien durchsetzen.

Winnipeg Jets (2) – Minnesota Wild (3)

In den letzten Jahren war Winnipeg vor allem für seine Inkonstanz bekannt, doch dieses Jahr spielten die Jets eine ganz starke Qualifikation. Ein Grund dafür auch Goalie Connor Hellebuyck, der den Durchbruch schaffte. Offensiv war Winnipeg schon immer stark. Dies unterstrich man auch diese Saison mit vier Spielern welche die Qualifikation mit 60 und mehr Punkten abschlossen.

Minnesota verdiente sich die Playoff-Qualifikation vor allem durch starke Leistungen in den Heimspielen, während man auswärts ein paar Probleme mehr hatte, aber am Schluss reichte es locker. Auch hier spielte mit Devon Dubnyk der Goalie eine wichtige Rolle und nach dem Ausfall des besten Verteidigers Ryan Suter, der nicht zu kompensieren ist, braucht Minnesota eine starke Leistung von Dubnyk um gegen die Offensiv-Power von Winnipeg zu bestehen. Nino Niederreiter fiel mit Verletzungen aus und bestritt nur 63 Partien in denen er immerhin 32 Punkte (18 Tore/14 Assist) erzielte.

Der einzige Vorteil, den Minnesota auf seiner Seite hat, ist sicher die grössere Playoff-Erfahrung, aber trotzdem glauben wir, dass sich die grössere Offensiv-Power von Winnipeg durchsetzen wird und sich die Jets in sechs Spielen durchsetzen werden. Es wäre die erste Playoff-Serie, welche diese Organisation gewinnen würde.

Vegas Golden Knights (1) – Los Angeles Kings (WC 2)

Wie schon eingangs erwähnt spielten die Vegas Golden Knight eine sensationelle erste Saison und dies geht aufs Konto von Coach Gerard Gallant und seines Staffs, der mit einer komplett neu zusammengestellten Mannschaft attraktives Eishockey spielte und mit 109 Punkten die Pacific Division gewann. Die Saison von Luca Sbisa war von Verletzungen geprägt und er kam auf nur 30 Einsätze (2 Tore/12 Assist). Goalie Marc-Andre Fleury spielte eine starke Saison wie auch die gesamte Offensiv-Abteilung. Auch bei Vegas beendeten vier Spieler die Qualifikation mit mehr als 60 Punkten.

Wie Colorado kehrte auch Los Angeles nach einer schlechten letzten Saison wieder in die Playoffs zurück, nicht nur dank Goalie Jonathan Quick und einer überragenden Saison von Verteidigungsminister Drew Doughty mit 60 Punkten, sondern vor allem weil mit Anze Kopitar (35 Tore/57 Assist) und Dustin Brown (28 Tore/33 Assist) zwei der wichtigsten Offensiv-Kräfte endlich wieder zu alter Stärke zurückfanden.

Dies dürfte eine spektakuläre Serie werden und wir glauben dass sich die Vegas Golden Knights in sieben Spielen durchsetzen werden.

Anaheim Ducks (2) – San Jose Sharks (3)

Wenn man als Eishockey-Fan bei Saisonbeginn auf die Playoff-Qualifikation wetten muss, dann liegt man mit den beiden Teams aus dem Süden Anaheim und San Jose meistens richtig. Die Frage wird dann wie üblich sein wie weit der Weg dieser Teams führen wird, denn in den letzten Jahren scheiterte man meistens sehr früh. Beide Mannschaften haben mit John Gibson und Martin Jones zwei starke Torhüter, dank Verteidiger Brent Burns mit 67 Punkten (12 Tore/55 Assist) hat San Jose einen Trumpf im Ärmel. Keine Überraschung bei Anaheim, dass die beiden Routiniers Ryan Getzlaf und Corey Perry erneut zu den besten Skorern zählte, auch wenn der beste Angreifer dieses Jahr der Schwede Rickard Rakell war. Reto Berra kam zu fünf Teileinsätzen, wird aber die Playoffs in der AHL mit den San Diego Gulls bestreiten.

Bei San Jose fast das gleiche Bild, Joe Pavelski und Logan Couture waren die besten Skorer, Thomas Hertl war der drittbeste Stürmer, ein wichtiger Faktor könnte auch Evander Kane sein der während der Saison aus Buffalo zu Team stiess. Das grosse Fragezeichen ist Routinier Joe Thornton der wegen einer Knieverletzung nur 47 Spiele bestreiten konnte und auf alle Fälle für die ersten Partien ausfällt. Timo Meier schaffte den Durchbruch und erzielte in 81 Partien 21 Tore und 15 Assist und er scheint bereit zu sein um auch in den Playoffs zu seinem ersten Treffer zu kommen.

Diese Serie wird extrem ausgeglichen sein und San Jose wird diese in sieben Spielen für sich entscheiden.

Jetzt wechseln wir die Conference und wenden uns den Paarungen im Osten der Eastern Conference zu.

Tampa Bay Lightning (1) – New Jersey Devils (WC 2)

Die New Jersey Devils waren sicher eine der schönen Überraschungen dieser Qualifikation, Coach John Hynes setzte auf ein junges Team das ein attraktives und schnelles Eishockey spielte und sich damit zum ersten Mal seit 2012 für die Playoffs qualifizierte. Stürmer Taylor Hall hatte eine unglaubliche Saison mit 93 Punkten (39 Tore und 54 Assist) und wird zu seinem Playoff-Debut kommen, genauso wie Nico Hischier, der in seiner ersten NHL-Saison durch seine Spielintelligenz beeindruckte und starke 52 Punkte (20 Tore/32 Assist) erzielte. Verteidiger Mirco Müller hatte mit Verletzungen zu kämpfen und kam auf nur 28 Partien (4 Assist), doch in den letzten Spielen überzeugte er mit starken Leistungen.

Tampa Bay gehörte zu den Teams, welche letzte Saison vor allem wegen zu vielen Verletzungen die Playoffs verpasste, in dieser Saison lief die Offensiv-Maschine wieder auf vollen Touren und skorte 296 Tore, angeführt vom Duo Nikita Kucherov mit 100 Punkten (39 Tore/61 Assist) und Steven Stamkos 86 Punkten (27 Tore/59 Assist). Vor allem das Powerplay von Tampa ist überragend.

Für Tampa spricht nicht nur die grosse Offensiv-Power, sondern auch die grössere Playoff-Erfahrung. Aber New Jersey kann aus der Position des Aussenseiters starten und kurioserweise gewann man alle drei Spiele der Qualifikation gegen Tampa, obwohl man mehrheitlich dominiert wurde.

Wenn Tampa eine Schwäche hat, ist dies sicher in der Defensive, die nicht immer über alle Zweifel erhaben ist. Aber wir glauben trotzdem, dass sich der Lightning in sechs Partien durchsetzen wird.

Boston Bruins (2) – Toronto Maple Leafs (3)

Die Paarung zwischen den Boston Bruins und den Toronto Maple Leafs verspricht Spektakel und Spannung pur, könnte unter dem Motte Routine gegen Junge stehen, oder auf der einen Seite das Duo Patrice Bergeron und Brad Marchand gegen die Jungstars Auston Matthews und William Nylander auf der anderen. Doch eine Schlüsselrolle werden auch die beiden Torhüter spielen: Routinier Tukka Rask bei Boston und Fredrik Andersen bei Toronto. Boston hat vor allem einen Schwachpunkt, die erste Sturmlinie mit Bergeron-Marchand-Pastrnak sorgt für die Musik, hinter diesen drei klafft eine Lücke, da ist Toronto doch breiter aufgestellt.

Wir glauben, dass Toronto diesmal die Überraschung schaffen wird und Boston in sechs Partien aus dem Rennen werfen wird.

Washington Capitals (1) – Columbus Blue Jackets (WC 1)

Alle Jahre wieder, so könnte das Motto bei den Caps lauten. Man gewann die Metropolitan Division mit 105 Punkten, doch dann scheiterte man in der Vergangenheit immer wieder wenn es ans eingemachte ging. Offensiv war Washington wie immer eine Macht: Alexander Ovechkin (49 Tore/38 Assist), Yevgeni Kuznetsov (27 Tore/56 Assist) und Nicklas Backström (21 Tore/50 Assist) hatten überragende Werte. Aber die Probleme bei Washington sind wie immer in den letzten Jahren in der Defensive, in den entscheidenden Momenten kassierte man immer zu viele Tore und dies kostete prompt das weiterkommen. Dazu hatte auch Stammgoalie Braden Holtby keine gute Saison Back-up Philipp Grubauer wird starten.

Die Columbus Blue Jackets starten aus der Position des Aussenseiters in diese Serie und auch sie haben einen Russen als Starspieler, nur steht dieser bei Columbus in Tor und heiss Sergei Bobrovski, auch wenn mit Artemi Panarin ebenfalls ein Russe der beste Stürmer von Columbus mit 27 Toren und 55 Assist ist. Um zum ersten Mal in der Geschichte der Organisation eine Playoff-Serie gewinnen zu können, braucht Columbus eine solide Defensive und aus dieser heraus kann man versuchen die defensiven Schwächen von Washington auszunützen. Dean Kukan begann beim Farmteam, kam dann aber in dieser Saison immerhin zu elf Einsätzen. Noch ist ungewiss, ob er zu seinem Playoff-Debut kommen wird.

Columbus schafft die Überraschung und gewinnt in sechs Spielen gegen Washington.

Pittsburgh Penguins (2) – Philadelphia Flyers (3)

In kaum einer anderen Serie ist die Favoritenrolle so einseitig verteilt wie in dieser Paarung. Auch wenn Titelverteidiger Pittsburgh keine von A bis Z überzeugende Qualifikation spielte, steigt man als haushoher Favorit in die Serie gegen Philly. Natürlich hat Philadelphia mit Claude Giroux (34 Tore/68 Assist) und Jakub Voracek (20 Tore/65 Assist) zwei Offensivtrümpfe zusammen mit Sean Couturier, doch auf der Gegenseite stehen mit Yevgeni Malkin (42 Tore/56 Assist), Phil Kessel (34 Tore/58 Assist) und Kapitän Sidney Crosby (29 Tore/60 Assist) eine noch stärkere Armada gegenüber. Auch auf der Goalieposition hat Pittsburgh mit Matt Murray den besseren Torhüter also wird sich Pittsburgh in fünf Spielen durchsetzen.