21.4.2004 ZSC Lions: Kein Zurück von der Kebo
(mm) Die ZSC Lions werden 2004/05 auf jeden Fall auf der Kunsteisbahn Oerlikon (Kebo) wenige Meter hinter dem Hallenstadion spielen. Dies bestätigten der ZSC-Präsident Ernst Meyer und der Geschäftsführer und Sportchef Simon Schenk. Sollte der Umbau auf 4000 Stehplätze bis zur Deadline von etwa Mitte Mai von den Rekurrenten verhindert werden können, würde man halt ohne den geplanten Umbau in der aktuell 1500 Zuschauer fassende Kebo spielen, wo bislang der Breitensport unter anderem der ZSC Lions und früher auch die NLB-Mannschaft von GC untergebracht waren.
Der Umbau sähe neben dem Umwandeln der Haupttribüne von 500 Sitz- auf 1200 Stehplätze eine Erweiterung hinter einem Tor in Richtung Fussballplatz mit einer zusätzlichen Tribüne für 1800 Stehplätze vor, dazu kämen „Stehplatz-Logen“ mit rund 300 Plätzen gegenüber der Tribüne und von den heutigen 1000 rund 700 Plätze um das Eisfeld herum. Doch während vor dem Hallenstadion für den einjährigen Umbau bereits die Bagger auffahren und Chad Silvers Statue zur Kunsteisbahn Oerlikon gezügelt wurde, wurde dort der Baubeginn bislang verhindert. Denn hierfür benötigt es eine Baubewilligung und gegen diese gab es vier Rekurskandidaten. Einer hatte verzichtet, mit einem weiteren konnte man sich letzten Donnerstag einigen. Nun stehen den ZSC Lions zwei „Einzelkämpfer“ aus der Nachbarschaft der Kebo gegenüber. Beim einen handelt es sich um einen Mieter, der Lärmemissionen befürchtet. Der ZSC-Präsident Ernst Meyer: „Er ist schon seit zehn Jahren als Notoriker bekannt. Geht mal eine Siegerehrung zu lange oder ist sie zu laut, lässt er die Polizei einrücken.“ Eine Einigung war auch nach verschiedenen Angeboten erfolglos. Im anderen Fall handelt es sich um eine im Eventbereich tätige Firma, welche sich und ihre Kunden bei ZSC-Heimspielen gestört fühlen würde und 500'000 Franken von den Lions als Schadenersatz fordere, wie der Club verlauten liess. Auch hier war in dieser Höhe keine Einigung möglich. Die ZSC Lions und viele Vertreter aus und um der Stadt Zürich hoffen nun, dass man dem Rekurs die aufschiebende Wirkung entziehen könnte. Dann wäre ein rechtzeitiger Baubeginn möglich ohne die Saisonvorbereitung mit dem ersten Eistraining am 2. August 2004 zu behindern. Simon Schenk: „Es gibt gar nichts anderes mehr als hier zu spielen, der Zug ist abgefahren und wir werden bis auf ein Trainingslager in Finnland auf der Kebo trainieren. Wir hätten Anfangs August auch nirgends Eis“ Klappt es bis Mitte Mai nicht mit dem Baubeginn, wird man notfalls vor 1500 Zuschauern spielen – soviel passen derzeit rein. Mit innenbaulichen Massnahmen ohne Baubewilligungen wären auch rund 2000 Plätze möglich oder etwas mehr möglich. Dann würde sich die Frage stellen, welche der 4000 Abonnenten ihre Saisonkarten erhalten würden. „Ein Kompliment an die Fans, welche in der Notsituation helfen“, gibt Schenk an die Abonennten, welche 1000 (für die Stehplatz-Logen sogar 2000) Franken bezahlen wollen. Ob eine weitere Preiserhöhung zur Selektion angewandt wird, will derzeit niemand bestätigen, für ein Szenario „Kebo light“ existieren derzeit Ideen nur in den Köpfen. „Die Schmerzgrenze ist mit 1000 Franken aber sicher erreicht“, gibt Schenk zu bedenken. Andere Varianten, welche früher durch die Köpfe gingen (Kloten, Basel, Dübendorf, Küsnacht) seien kein Thema. Durch Sparen der rund 2,5 Millionen Franken Umbaukosten (bislang wurden erst 500'000 Franken für Planungen aufgebracht) würde sich der zusätzliche Verlust zumindest finanziell in Grenzen halten gegenüber dem geplanten Projekt.
Kein Verständnis zeigen die ZSC Lions und auch das Sportamt für die beiden Rekurrenten. Den Rekurs-Möglichkeiten werden bei dieser Zitat „perverser Anwendung“ die Glaubwürdigkeit verloren, spricht man beim Sportamt auch die Probleme um das für die EM 2008 geplante Fussballstadion an, welches immer noch nicht in Sicht ist. „Der Lärm wird beim Umzug zunehmen, egal ob man vor 4000 oder 2000 Zuschauern spielt“, so Schenk an die Adresse der beiden Herren. Dazu hat man keine Anlässe im Hallenstadion mit bis zu 11'500 Zuschauern und auch keine Auswärtsfans, damit auch kein Krawallpotential für die Hooligans. Zudem sähe das Sicherheits- und Verkehrskonzept vor, dass man die Quartierstrassen bei Heimspielen für Auswärtige absperren würde und käme so bezüglich Lärm und Emissionen den Anwohnern ebenfalls entgegen. Entsprechend hält man die Begründungen der Rekurrenten nicht für glaubwürdig.
Ein Thema, dass bei der „Kebo light“-Variante zusätzlich an Brisanz gewinnen würde, wären TV-Übertragungen. Gemäss Simon Schenk sei man nach wie vor am Verhandeln. Man hätte hohe Produktionskosten für eine professionelle Übertragung mit mehreren Kameras an jedem Heimspiel, könnte aber diese und ein Teil der Einnahmeausfälle durch die Übergangssaison möglicherweise per Pay-TV (Cablecom? Teleclub?) und Übertragungen auf Grossleinwand einholen.