25.2.2004 13-er-Liga durch Zwangsabsteiger?
(mm) Zugegeben: Der Titel tönt paradox und benötigt Erklärung. Ein Zwangsabsteiger würde die Ligareduktion doch "lösen", könnte man meinen. Nicht aber in der Schweiz! Diese Saison ist man vom 16 Jahre alten Grundsatz abgewichen, dass sowohl der Meistertitel (Playoffs) wie auch der Auf-/Abstieg (Ligaqualifikation, Auf-/Abstiegsrunde, Playout) über sogenannte Entscheidungsspiele geregelt wird. Diese Abkehr hatte man im Sommer bestummen und damals wie auch durch den Basler Antrag im Anfangs Februar anlässlich von Versammlungen bestätigt, Argumente gegen die Abkehr von diesem einstigen Hockey-Ideal wollten ein grosser Teil der Clubvertreter nicht einmal anhören. Wie ein Boomerang könnte aber eine Retourkutsche für dieses Versäumnis folgen, denn zwei Szenarion machen das Schweizer Eishockey zu schaffen. Nämlich dann, falls es einen Zwangsabsteiger geben und ein aufstiegsberechtigtes Team die NLB gewinnen sollte. Davos und Zug sind noch ohne Spielberechtigung und in Lausanne sieht es um die Zukunft alles andere als rosig aus.

Der aktuelle Modus: Nach der Abstiegsrunde und der Aufsummierung sämtlicher Punkte (reguläre Saison + Abstiegsrunde) steigt der Letzte direkt ab, der Vorletzte spielt gegen den NLB-Meister, falls dessen Bewerbung akzeptiert wird. Beworben haben sich Biel und Sierre, wobei vor allem Biel ernsthaft für die NLA plant, Sierre eher auf die Spiele der Ligaqualifikation scharf ist.

Szenario 1:
Ausgangslage: Entsprechend der aktuellen Tabelle: Basel wird Letzter und steigt direkt ab, die SCL Tigers werden Vorletzter, verlieren aber die Ligaqualifikation gegen Biel und steigen ab. Nachträglich wird ein Club zwangsrelegiert. Wer rückt nun nach? Die SCL Tigers, welche gegen den NLB-Meister verloren hatten und damit schlechter als jener waren? Oder der EHC Basel, der in diese Entscheidung nicht miteinbezogen wurde, also weder besser noch schlechter als der Aufsteiger war?

Szenario 2:
Basel bleibt Letzter und steigt ab, der Vorletzte schafft den Klassenerhalt durch den Gewinn der Ligaqualifikation gegen Biel. Nachträglich wird ein Club zwangsrelegiert. Wer rückt nun nach? Der EHC Basel als nächste NLA-Mannschaft? Oder der EHC Biel, der immerhin in der Ligaqualifikation gespielt hatte?

In beiden Fällen lässt sich die Frage nicht sportlich beantworten, weil eine Auf-/Abstiegsrangliste fehlt. In den vergangenen 16 Jahren war dies kein Problem, weil es entweder Entscheidungen zwischen dem NLA-Letzten und dem NLB-Meister (Direkter Platztausch oder Ligaqualifikation) gab oder bei mehreren involvierten Teams eine Auf-/Abstiegsrunde (etwa bei der letzten Ligareduktion 1998). Man hätte damals also problemlos entscheiden können, wer nachrücken müsste, nämlich das nächst beste Team im Auf-/Abstiegskampf. Diese Saison würde dies nicht gehen. Die Clubvertreter warfen die Grundsätze der vergangenen Jahren über den Haufen und man hörte nicht auf kritische Stimmen. Am Graben zwischen der NLA und der NLB gibt es keine Rangfolge, falls jemand nach der Reduktion nachrücken müsste. Tritt eines dieser Szenarien auf, wäre keine vernünftige Lösung möglich und man hätte wieder eine 13-er-Liga trotz eines Zwangsabstieges! Man könnte keines der Opfer in diesem Fall einfach so in die NLB schicken. Und gerade bei den Baslern und Langnauern weiss man ja, dass diese anderenfalls mit allen Mitteln (in diesem Fall auch zu Recht) ankämpfen und mit Gerichte drohen würden. Wie die SCL Tigers letzte Saison, als sie sich weigerten die Playouts zu bestreiten, weil sie diese nachträglich hätten bestreiten müssen oder wie der EHC Basel jetzt, der überlegt mehrere EU-Ausländer zusätzlich einzusätzen und damit höchstwahrscheinlich vor Gericht sogar Recht bekommen würde.
Ironie des Schicksals: Der Antrag des EHC Basel hätte auch in solchen Ausnahmefällen zu einer 12-er-Liga geführt, wenn man die Ligaqualifikation (4 bis 7 Spieltage) mit dem NLA-Vorletzten und dem NLB-Meister durch eine Auf-/Abstiegsrunde (6 Spieltage) mit den beiden NLA-Letzten und dem NLB-Meister ersetzt hätte. Doch ein nicht unbedeutender Teil der Clubvertreter hatte nicht einmal die Antragsunterlagen gelesen und die Argumente angehört in der Meinung, Basel hätte die Beibehaltung der 13-er-Liga beantragt...
Fazit: Tritt eines dieser nicht unwahrscheinlichen Ausnahmefälle ein, droht wieder ein Chaos und eine 13-er-Liga als Notlösung. Wie schon letztes Jahr sind die Reglemente und Modi nicht gegen solche Gefahren resistent und die Mehrheit der Clubs wollte es sogar so.
Nicht auszuschliessen, dass man bei der Lizenzkommission in den nächsten Monaten gnädiger werden "muss", sollte der EHC Biel NLB-Meister werden und damit ein allfälliger Zwangsabsteiger ein Chaos auslösen.