10.11.2004 SCB mit "Eishockey-Kriminellen" Bertuzzi?
(mm) Sie fielen in dieser Saison nicht sonderlich positiv auf, die Berner. Auf Eis lief es nicht gut, das Management blamierte sich bislang mit falscher Trainerbesetzung, Fehleinschätzungen und Diffamierungen gegen Spieler und Trainer, die beiden SCB-Stars Christian Dubé und Sébastien Bordeleau betätigten sich mit Fouls im Stile von Verletzungsabsichten. Mit Stockschlägen ins Gesicht und Checks von hinten ins Torgehäuse, welche für die Gegner schlimmer hätten enden können. Diese Fouls mit entsprechenden Sperren - 10 bei Dubé und wahrscheinlich eine weitere hohe Zahl bei Bordeleau - sind aber eventuell erst der Anfang der Fahnenstange. Laut einem Beitrag der Online-Redaktion des kanadischen Fernsehsenders "TSN" sind die Berner an Todd Bertuzzi als Heatley-Ersatz dran, es werden die Details augearbeitet, steht geschrieben. Er soll der Wunschkandidat der Berner während Heatleys Abwesenheit sein.
Jener Bertuzzi, der auch nach 13 Spielsperren in der NHL auf unbestimmte Zeit gesperrt wurde und von vielen Nordamerikanern auch gar nicht mehr auf dem Eis zurückgewünscht wird. Jener Vancouver-Spieler, der in Kanada von der Staatsanwaltschaft in British Columbia wegen schwerer Körperverletzung angeklagt wurde, der sich vor Gericht verantworten muss und dem 18 Monate Gefängnis drohen. Was war geschehen? In der vergangenen Saison checkte er am 8. März 2004 den Colorado-Spieler Steve Moore mit Anlauf von hinten und stürzte auf ihn drauf, verletzte diesen schwer, als er mit dem Kopf auf dem Eis aufprallte und bewusstlos liegen blieb. Moore erlitt eine Nackenfraktur, tiefe Schnittwunden im Gesicht und eine schwere Gehirnerschütterung, bangt heute noch um die Fortsetzung seiner Karriere. Bertuzzi plädiert übrigens für "nicht schuldig". Die NHL sah das anders und hatte ihn für den Rest der vergangenen Saison und auf unbestimmte Zeit gesperrt sowie eine Rekordbusse über 250'000 Dollar ausgesprochen. Wie bei Dubé und Bordeleau geschah dieses Foul aus Frust, als sein Team nach 49 Spielminuten mit 2:8 hinten lag wie auch als Revanchefoul aus einer früheren Aktion von Moore. Wird Bertuzzi nun seine Spielweise in der Schweiz fortsetzen können? Schranken gäbe es nur moralische, da die Sperre nur in der NHL gilt. Dass in Europa nicht alle Clubs in solchen Fällen Moral zeigen, bewies bereits der russische Club Avangard Omsk, welcher den talentierten Russen Alexander Perezhogin unter Vertrag nahm. Dieser wurde bei einem Farmteameinsatz von der AHL für die vergangene und diese Saison gesperrt, nachdem er bei einem Revanchefoul Garrett Stafford den Stock mit voller Wucht ins Gesicht schlug und dieser bewusstlos und mit Krämpfen auf dem Eis liegen blieb.
Und nun soll Bertuzzi im SCB-Dress auflaufen? Für die Gegner des SC Bern bleibt zu hoffen, dass dies nur ein Gerücht ist. Auch wenn der 29-jährige Kanadier bis auf seine Disziplinslosigkeiten mit dem Höhepunkt im April ein begnadeter Spieler für die NLA wäre. Nicht weniger als 103 Scorerpunkte (48 Tore, 55 Assists) in 96 NHL-Spielen erzielte der 191 cm grosse und 106 kg schwere Erstrundendraft von 1993 in der Saison 2002/03, welche er komplett bestreiten durfte - jedoch auch 204 Strafminuten. Bis 2007 stände er mit einem Jahressalär von rund 7,1 Millionen US-Dollar in Vancouver unter Vertrag, doch wann er in der NHL wieder spielen darf, ist offen.