Ich kann, weil ich weiss, was ich muss

Von Pascal Zingg

Nach zuletzt 13 Niederlagen in 15 Spielen zog die Clubführung der Lakers die Notbremse. Chrstian Weber muss per sofort gehen. Er wird durch Igor Pawlow ersetzt. Hockeyfans.ch stellt den neuen Mann an der Bande der Lakers vor.

„Es geht nicht um meine Person, sondern um Eishockey in der höchsten Spielklasse“ – mit diesen Worten stellte sich Igor Pawlow der Presse vor. Als Geheimrezept für den Ligaerhalt hatte der Russe ein Zitat von Imanuel Kant parat: „Ich kann, weil ich weiss, was ich muss.“ Sofort hat der Mann aus dem westrussischen Lipezk seine Zuhörer für sich gewonnen. Nur wer ist er eigentlich? Der Name Igor Pawlow ist in der Schweiz ein unbeschriebenes Blatt, trotzdem gab es in der Vergangenheit immer wieder Begegnungen mit Exponenten des Schweizer Eishockeys. Igor Pawlow wurde am 1. Januar 1965 geboren. Als Spieler war er sieben Jahre für Dinamo Riga tätig. Bei diesem Engagement war Wladimir Jursinow sein erster Trainer. Später spielte er für den HC Vitkovice in Tschechien sowie in Deutschland für den EV Landsberg, die Wölfe Freiburg und die Revierlöwen Oberhausen.

Dank seiner Jahre in Riga bekam er den lettischen Pass und konnte ab 1996 im lettischen Nationalteam mittun. Zusammen mit dem ehemaligen Rapperswiler Stürmer Harijs Vitolins gewann er bei der B-WM 1996 gegen die Schweiz mit 2:1. Die Letten stiegen dank diesem Sieg in die höchste Division auf, aus welcher sie bis heute nicht abgestiegen sind.

Hart aber fair

Als Trainer war Pawlow sechs Jahre in Deutschland tätig. Bei seinem letztjährigen Engagement in Köln trainierte er unter anderem Lars Weibel, welcher den Kontakt zwischen Pawlow und den Lakers herstellte. Zuletzt war Pawlow bei Spartak Moskau tätig, wo man ihn kurz vor dem Spengler Cup wegen des ausbleibenden Erfolgs entliess. Pawlow eilt der Ruf voraus, er sei ein harter Hund. Er ist dann auch der Meinung, dass ohne Härte und Konsequenz kein Blumentopf zu gewinnen sei. Selbst bezeichnet er sich als hart aber fair.v Auch ist der Russe berüchtigt dafür, dass er in der Vergangenheit Spieler öffentlich in die Kritik gestellt hat. Dies relativiert er jedoch: „Wenn ich einen Spieler öffentlich kritisiere, dann habe ich mindestens zehn mal mit ihm gesprochen und ihn auf seine Fehler aufmerksam gemacht.“

Trotz seiner Härte ist ihm jedoch bewusst, dass das Teambuilding im Moment sehr wichtig ist. „Wir brauchen im Moment jeden Spieler. Nur zusammen können wir aus der Krise finden“, ist der Russe überzeugt. Um das Teamgefühl zu stärken bestreiten die Lakers während der Nationalmannschaftspause ein Trainingscamp in Arosa. Viele Probleme

Dass er neu in der Schweizer Liga ist und deshalb einen Nachteil hat, lässt Pawlow nicht gelten. „Siegerphilosophie, bleibt Siegerphilosophie“, meint er gelassen. Gänzlich unwissend ist er indes nicht. Er habe bereits mit Vladimir Jursinow und Lars Weibel gesprochen und sich erste Infos zur Liga geholt. In der heutigen Zeit von Video und Internet, sei es sowieso kein Problem mehr, genug Infos über seine Gegner zu erhalten. Das eigene Team hat Pawlow am Wochenende zweimal beobachten können. Eine erste Analyse brachte dann auch einige Mängel zu Tage.

„Das Team schiesst zu wenig Tore, das Powerplay funktioniert nicht, man hat keine Disziplin und die Defensive weisst ebenfalls Verbesserungspotential auf“, meint Pawlow zu den beiden Spielen am Wochenende. Die Probleme ziehen sich also von hinten bis vorne durch. Trotz der anstehenden Arbeit, strich Pawlow das erste Eistraining, statt dessen liess er das Team zum Fitnesscheck antreten. Immerhin konnte er hier keine Mängel feststellen. Auch sonst ist er überzeugt, dass das Team Eishockeyspielen kann. „Sie sind in Fribourg viel gelaufen und haben bis zum Schluss gekämpft. Das Problem ist, dass sie kein Selbstvertrauen haben und deshalb keine Tore schiessen“, führt Pawlow als weiteres Problem an. Dieses Problem hat auch die Geschäftsleitung erkannt, das Team arbeitet deshalb seit einigen Tagen mit zwei Mentaltrainern zusammen. Pawlow will dieses Mentaltraining noch verstärken. „Neue Leute bringen immer neue Impulse. Es ist nun wichtig, dass wir wieder positive Impulse sammeln und darauf unser Selbstvertrauen aufbauen“, analysiert er die aktuelle Situation.

Der Ligaerhalt hat Priorität

Noch keine Gedanken macht sich Pawlow über seine Zukunft. So hat er auch keine Option in seinem Vertrag, falls er den Ligaerhalt schafft. Stellt sich die Frage, was die Motivation ist, sich als Feuerwehrmann zur Verfügung zu stellen. „Mich reizt die Aufgabe, dieses Team vor dem Abgrund zu bewaren. Ausserdem ist es schwierig sich in der Schweizer Liga zu etablieren, da kommt ein solches Engagement gerade richtig“, meint Pawlow abgeklärt. Für Geschäftsführer Christian Stöckling war es indes wichtig, dass der neue Mann deutsch spricht. In einer mentalen Krise, sei es wichtig, dass man in seiner Muttersprache über Probleme reden könne, meint Stöckling. Für ihn zählt unterdessen nur eines: der Ligaerhalt. Diesem will er nun alles unter ordnen, so wird man auch erst nach der Saison einen neuen Sportchef ernennen. Es stellt sich jedoch die Frage, was nach dem Ligaerhalt ist. Das Management konnte bisher nicht alle Abgänge kompensieren. Es muss damit gerechnet werden, dass das Team im Hinblick auf die neue Saison an Potential verliert. Kommt dazu, dass allfällige Massnahmen des neuen Sportchefs wohl erst in der übernächsten Saison fruchten werden. Damit bleibt fraglich ob es mit den Lakers im Falle eines Ligaerhaltes in der nächsten Saison aufwärts gehen kann.