Die Kloten Flyers starten in eine weitere Saison in der man sie als Mannschaft im Mittelfeld sieht. Dies scheint aber im Umfeld der Flyers nicht allen zu passen und es wurde im Vorfeld der Saisonvorbereitung vieles geändert. Aber nicht nur ins Positive.
Auch letzte Saison konnte man die Kloten Flyers wieder zum erweiterten Kreis der Titelanwärter nennen. Und diesem Ruf wurden sie trotz vielen internen Rückschlägen gerecht. Obwohl sie zwischenzeitlich auf die halbe Mannschaft wegen Verletzungen verzichten mussten, schlossen die reguläre Saison im Mittelfeld ab und erreichten die Playoffs ohne grosse Mühe. Dort schickten sie den HC Davos in die Ferien, ehe sie im Halbfinal klar am SC Bern mit 0:4 zum Opfer fielen. Dies gefiel vor allem Präsident Jürg Bircher nicht und er kündete Wechsel und Rauswürfe an. Nun, wenige Tage vor dem Saisonstart zuhause gegen Servette-Genf präsentiert sich die Mannschaft mit ein paar signifikanten Wechseln. Man trennte sich von Sportchef Alpo Suhonen und ersetzte ihn durch dessen Assistenten, Jürg Schawalder. Anscheinend benötigt man die guten internationalen Beziehungen von Suhonen nur noch in den nächsten 6 Monaten, danach läuft die Kündigungsfrist ab und man trennt sich definitiv vom Finnen. In den Medien wird Suhonens Rücktritt als eigener Wunsch betitelt. Auch das Kader selber hat sich leicht verändert. Auf der Ausländerposition wurde ein Verteidiger eingetauscht neben zwei wichtigen Abgängen konnte man einen Rückkehrer präsentieren.
Ausländer: Nur Durchschnitt?
Mit Bell, Forrest, Hamr, Dupont und den beiden Finnen Rintanen und Santala stehen derzeit sechs Spieler mit ausländischem Pass in den Reihen der Kloten Flyers. Das sind zwei zu viele. Immerhin scheint es nun so, dass man für J.D Forrest einen Abnehmer gefunden hat. Der US-Amerikaner konnte zwar in den ersten Partien überzeugen, doch in den Playoffs kamen seine Defizite zu stark zur Geltung. Aber auch mit dem Abgang von Forrest ist noch einer zu viel. Zu Beginn wird sicherlich Radek Hamr noch verletzungsbedingt fehlen. Beim Tschechen ist momentan noch kein Datum für eine eventuelle Rückkehr bekannt. Immer noch leidet der Verteidiger an den Folgen seiner schweren Knieverletzung, die er sich zu Beginn der Saison 09/10 zugezogen hatte. Zwar wurde darüber gemunkelt, dass sich die Flyers von Hamr trennen, doch die Zürcher Unterländer hielten am Tschechen fest und hoffen nun, dass sich dies auszahlen wird. Damit ist der einzige ausländische Neuzugang Micki Dupont vom EVZ. Dupont zeigte in den letzten beiden Spielzeiten bei den Innerschweizern, dass er ein solider Skorer ist, der auch defensiv stabil steht. Ein bisschen überraschend steht auch Mark Bell immer noch bei Kloten unter Vertrag. Der überharte Kanadier konnte nicht immer überzeugen und zeugte sich oft auch ein wenig unkonstant auf dem Eis. Sicherlich nicht der einfachste Spieler, der Unruhe in die Mannschaft bringen könnte, wenns nicht läuft. Und während Santala erneut eine produktive Saison hatte, zeigte Langzeittopskorer Rintanen keine herausragende Leistung. Beim nicht mehr ganz so jungen Finnen fällt immer wieder auf, dass er in den entscheidenden Phasen seine Leistungen nicht mehr abrufen kann. Und nicht zu vergessen ist, dass Rintanen zwar über Jahre einer der zuverlässigsten Skorer auf Schweizer Eis war, doch der 37-Jährige wird nicht jünger. Vielleicht wäre es an der Zeit, ihn nach dieser Saison ziehen zu lassen, zumal sein Vertrag nach dieser Saison ausläuft. Alles in allem sind die Flyers auf der Ausländerposition nur mittelmässig stark besetzt.
Torhüter: Ronnie „the wall“ als Fragezeichen
Auch auf der Torhüterposition gibt es durchaus ein Fragezeichen. Kann Ronnie Rüeger nochmals der sichere Rückhalt der Klotener sein, den er in den letzten Jahren war? Auch er gehört nicht mehr zu den Jüngsten, zeigte aber dennoch nie gross Zeichen eines Einbruches auf. Das Trainerduo Eldebrink/Hollenstein wird sich sicherlich Gedanken darüber gemacht haben. Es wird sich zeigen, ob sie mit Rüeger auf die richtige Karte gesetzt haben.
Verteidiger: Prunkstück
Obschon die Flyers letzte Saison viele Ausfälle in der Defensive zu verzeichnen hatten, erhielten sie verhältnismässig nur wenig Gegentore. Und wenn man bedenkt, dass es keinen grossen Abgang auf dieser Position gegeben hat und die Verletzten bis auf Hamr alle wieder einsetzbar sind, sicherlich eine klare Stärkung gegenüber letzte Saison. Dupont wird Forrest vergessen machen und mit dem Zuzug von Eric Blum bekommt die Flyers-Verteidigung noch mehr Stabilität. Vor allem das gute Verhältnis zwischen Offensiv- und Defensivverteidiger lässt die Hoffnungen auf eine gute und solide Verteidigungsarbeit höher schlagen. Von „Puckmovern“ über Skorer oder Defensivspezialisten findet man alles. Die Verteidigung könnte man also als neben der Ausgeglichenheit als Prunkstück dieser Mannschaft bezeichnen. Dies war zwar nicht immer so, aber ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung des modernen Eishockeys.
Stürmer: Abgänge konnten nicht kompensiert werden
Wenn man einen Blick auf den Sturm der Zürcher Unterländer wirft, fällt vor allem eines auf: Roman Wick fehlt. Der grossgewachsene Stürmer versucht bekanntlich sei Glück in Übersee und wird sicherlich eine grosse Lücke hinterlassen. Obwohl er bei den Flyers nicht seine beste Saison spielte, war er einer der Spieler der auch einmal zwei oder drei Spieler auf sich ziehen konnte. 1:1 wird seine Absenz niemand vergessen machen können. Dafür können die Flyers einen „alten“ Bekannten als Rückkehrer willkommen heissen. Romano Lemm zieht es nach zwei eher mässigen Jahren von Lugano zurück in die Flughafenstadt. Dass er sich in Lugano nicht wohl fühlte, zeigten seine eher durchzogenen Leistungen. Denn, dass er immer noch ein guter Eishockeyspieler ist, konnte er an Olympia beweisen, wo er zu überzeugen mochte. Zudem will Lemm die Saisons in Lugano vergessen machen und allen Beweisen, dass es kein Fehler war, ihn nach Kloten zurück zu holen. Und ein weiterer Spieler konnte man nicht direkt ersetzen. Sven Lindemann wird kommende Saison für den EVZ spielen. Lindemann war für Kloten ein enorm wichtiger Spieler, einer mit einem enormen Kämpferherz der für viel Unruhe sorgte. Da Kloten nicht unbedingt als physisch starkes Team bekannt ist, dürfte dieser Abgang schmerzen. Und gleich noch ein Charaktertyp verlässt die Kolping Arena. Kapitän Fredy Rothen. Zwar war seine Produktivität nicht mehr top, aber seine Präsenz in der Kabine war von enormer Wichtigkeit. Das heisst vor allem für Spieler wie Marcel Jenni oder Michael Liniger, die keine besonders guten Saisons abliefern konnten, dass sie wieder mehr für die Produktivität der Flyers tun müssen. Neben Lemm ist auch Matthias Bieber neu im Zürcher Unterland. Wie sich Bieber in die Mannschaft einfügen kann, wird sich zeigen. Die richtige Mentalität bringt er mit seinen erst 24 Jahren jedenfalls schon einmal mit. Und auch weiterhin bauen die Flyers wie jedes Jahr neue Talente aus dem eigenen Nachwuchs ein. Lars Neher ist eines dieser Talente, welches Chancen auf erste Erfahrungen in der ersten Mannschaft sammeln könnte. Was Kloten in der letzten Saison auszeichnete war die Ausgeglichenheit auf allen vier Linien. Die vierte Formation konnte für genau so viel Druck sorgen wie die Sturmreihen um die Topspieler. Und auch in dieser Saison dürften die Gegner mit allen vier Flyers-Linien Probleme bekunden. Alles in allem kann man aber schon eher von einer Verschlechterung des Sturms gegenüber letzter Saison sprechen.
Bircher der richtige Präsident?
Nicht optimal sieht es auf der Ausländerposition aus. Dort steht noch einer zu viel auf der Lohnliste. Und Bell ist nicht der Typ Spieler, der sich still und brav auf die Tribüne setzt. Daher wird spätestens nach der Rückkehr Hamrs die Situation zuspitzen. Sicherlich nicht optimal lief die Vorbereitung für die Etage der Kloten Flyers. Neben einem Streit zwischen ex-Boss Peter Bossert und Jürg Bircher zeigten auch die Aktionäre erste Misstöne gegenüber Jürg Bircher. Dieses Theater bringt vor der Saison viel Unruhe in den Verein und ist alles andere als eine ruhige Saisonvorbereitung. Generell kann man sagen, dass Jürg Bircher nicht nur Freunde hat. Seine überhasteten Reaktionen auf schlechte Leistungen wirken oft übertrieben. Auch scheint er zu ehrgeizig zu sein. Bleibt zu hoffen, dass er sich finanziell nicht übernimmt. Vielleicht sollte man sich zufrieden geben mit dem was man in Kloten hat? Oder vielleicht aber sind die Kloten Flyers eben doch nicht mehr als einfach nur ein Ausbildungsverein?