Michael Liniger und die Kloten Flyers sind top, Ambrì (hier Mattia Bianchi) ziert das Tabellenende. Foto: Severin Binkdert (auf Bild klicken für MMS)





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Halbzeit im Eishockey

Von Urs Berger

Die meisten Teams haben die Hälfte der Meisterschaft gespielt. In jedem Club gibt es Gewinner und Verlierer. Wir schauen auf die ersten 25 Runden zurück und fanden Tops und Flops in jedem der Teams. Die Liste ist nicht repäsentativ und in jedem Team gäbe es noch weitere. Dazu wagen wir einen Ausblick darauf, wer am Ende die reguläre Saison gewinnt, wer in die Playoffs kommt und wer in die Playouts muss.

1. Kloten 24 16 2 2 4 82:49 54

Kann Kloten das angeschlagene Tempo weitergehen oder folgt der Einbruch? Die Voraussetzungen für einen Sieg in der regulären Spielzeit stehen gut. Die verschiedenen Mannschaftsteile sind gut ausbalanciert. Es scheint als könne die Flyers niemanden bremsen.

Top: Denis Hollenstein

Dennis Hollenstein tritt aus dem Schatten seines Vaters. Er kommt immer wie besser in Fahrt. In den verbleibenden 25 Runden kann er noch mehr aus sich herausholen.

Flop: Roman Lemm

Der Wechsel zurück zu Kloten hat sich bislang nicht ausgezahlt. Lemm ist noch nicht dort angekommen, wo er sein sollte. Oder ist seine Zeit schon abgelaufen?

2. Davos 24 13 4 4 3 77:55 51

Der HC Davos wird wohl in den kommenden Runden das eine oder andere Mal einen Rückschlag erleben werden. Vor allem könnte der Spengler-Cup erneut zu einem Tief führen. Welches dann wieder in einem Absacken in der Rangliste Niederschlag fände.

Top: Dino Wieser

Im Schatten von Dario Bürgler wird er immer wie besser. Er verkörpert einer der jungen Spieler beim HC Davos, welcher die Zukunft des Teams gestalten kann.

Flop: Janick Steinmann

Janick Steinmann kann mehr. Er ist ein Spieler, der mit seinem Temperament spielt. Und das fand er in Davos noch nicht. Er muss noch konstanter werden.

3. Zug 23 12 4 2 5 79:55 46

In den verbleibenden Runden muss Zug zu neuer Konstanz finden. Zu Beginn war diese Vorhanden. Und man war zu Hause eine Macht. Im Moment bröckelt der Glanz ab. Dennoch werden die Zuger in den kommenden Spielen dem einen oder anderen Team die Grenzen aufzeigen.

Top: Die Bosshard-Arena

Die bisher einzige Arena, welche auch diesen Namen verdient. Nicht nur stimmt des kulinarische, sondern auch das gebotene auf dem Eis. Der einzige Wehrmutstropfen ist, dass es manchmal zu warm ist in der Halle.

Flop: Wesly Snell

Er ist ein Provokateur erster Klasse. Doch wenn es darum geht, einen Fight anzunehmen ein Angsthase. So geschehen im Spiel gegen die SCL Tigers. Er nahm den Fight nicht an und verdrückte sich lieber.

4. Bern 24 9 7 2 6 71:60 43

Der SC Bern ist noch nicht ganz abzuschreiben. Zur Zeit dominiert der Meister die Qualifikation nicht wie in den letzten Jahren. Dies hat sicher verschiedene Ursachen. Einer davon ist, dass Trainer Larry Huras zu Beginn der Saison die falsche Entscheidung getroffen hat. Seit der Rückkehr von Simon Gamache und der Verbannung von Joel Kwiatkowksi auf die Tribüne läuft es den Bernern besser. Wann korrigiert Leuenberger den Fehler?

Top: Tristan Scherwey

In einem gut besetzten Team kam der Youngstar mit seiner neuen Rolle gut zu recht. Letztes Jahr war er noch ungestüm. Nun reift er langsam heran.

Flop: Joel Kwiatkowski

Bereits während den Vorbereitungsspielen merkte man, das Kwiatkowski für die Schweizer Liga zu langsam ist. Er ist vom Tempo überfordert. Ein weiterer Transferfehlgriff von Sportchef Sven Leuenberger?

5. Fribourg 23 9 5 3 6 81:63 40

Fribourg vermochte in der ersten Saisonhälfte zu überzeugen. Dank dem Zuzug von Cristobal Huet wurde die wichtigste Position noch einmal verstärkt. Dazu kam, dass die Ersatzausländer Gamache und Rosa sehr gut harmonierten und dabei ein wichtiger Faktor für den Höhenflug waren. Fribourg wird auch in den kommenden Monaten ein wichtiger Faktor werden. Denn nun werden die Drachen ihr wahres Gesicht zwingen.

Top: Das Powerplay

Das Powerplay der Fribourger ist eines der besten in der Liga. Und wird von Spiel zu Spiel besser. Diese Spezialaufgabe kann für die Fribourger durchaus noch wichtig werden.

Flop: Marc Leuenberger

Eigentlich kann Leuenberger mehr. Doch uns scheint, dass er den Glauben an sich verloren hat. Oder hat er sich der Bequemlichkeit hingegeben?

6. SCL Tigers 24 10 2 3 9 71:63 37

Die Stärke der Emmentaler ist das Kollektiv. Trainer John Fust erreichte das, was seine Vorgänger nicht erreichten. Mit einer Truppe von Desparados und jungen Spielern bestraft er im Moment alle Prognosen. Aus einer sicheren Defensive und einem starken Torhüter ist er auf dem verdienten sechsten Platz.

Top: John Fust

John Fust kam aus der NLB und man gab ihm zu Beginn mit einer der schwächsten Mannschaften der Liga keinen grossen Kredit. Nun zeigt er der Schweizer Szene, was er kann. Und überrascht weiter.

Flop: Sven Helfenstein

Sven Helfenstein kann mehr. Das weiss er. In der ersten Hälfte vermochte er noch nicht zu überzeugen. Langsam wird er aber wieder besser.

7. ZSC Lions 23 9 3 3 8 64:64 36

Die Löwen aus Zürich enttäuschen. Mit diesem Kader sollte wirklich mehr drinliegen. Die Frage ist nur, ob die Zürcher nicht mehr können oder nicht mehr wollen. Zu dem scheint auf der Torhüterposition eine Lücke zu sein. Noch ins Lukas Flüeler nicht ganz dort wo er sein könnte. Doch an ihm lag es bislang nicht. Zu wenige Leader übernehmen Verantwortung.

Top: Lukas Flüeler

Es ist einer der besten Torhüter mit Jahrgang 88 und jünger. Er kann mit seiner Spielweise noch besser werden. Noch hat er Entwicklungspotenzial. Und mit Ari Sulander einen geduldigen Lehrer.

Flop: Peter Zahner / Edgar Salis

Wer sich im Frühjahr für den Assistenten von Sean Simpson entscheidet, muss sich dann auch kritische Fragen gefallen lassen. Denn offenbar hat man nicht aus der Geschichte des Schweizer Eishockeya gelernt. Und wartet zu lange mit der Freistellung des Trainers.

8. Servette 24 7 3 4 10 50:63 31

Auch Servette ist noch nicht dort wo es ein möchte. Offenbar erreicht Chris McSorley seine Spieler nicht mehr richtig. Oder scheint dies wieder nur eine Finte des Genfer Trainers zu sein um die Gegner zu täuschen? Sicher ist nur, dass die lange Verletzung von Thomas Déruns nicht gut für das Team war. Nun scheint aber die Stabilität wieder gefunden zu sein.

Top: Thomas Déruns

Nach seiner Verletzung schneller wieder fit als geglaubt. Einer der wichtigsten Spieler im Team der Genfer.

Flop: Chris McSorley

Zu Beginn der Saison schien der Trainer den Draht zu seiner Mannschaft verloren zu haben. Langsam bekommt er wieder Oberwasser.

9. Lugano 23 6 1 4 12 58:79 24

Das Grande Lugano ist passé. Zurück bleibt ein angeschossener Panther, der sich nicht mehr bewegen kann. Wer dafür verantwortlich ist, ist nicht einfach zu beantworten. Viele Faktoren spielen in Lugano eine Rolle. Unter anderem auch, das die wichtigsten Spieler einen Rentenvertrag haben und der Torhüter teilweise mittleres NLB-Niveau aufweist.

Top: Alessandro Bertaggia

Der Jungspund zeigt als einziger der Mannschaft Herz und Charakter. Das sagt alles über den Zustand der Südtessiner.

Flop: Der Rest der Mannschaft

Die Mannschaft kann oder will nicht mehr leisten. Bozons Führung unter den Spieler ist nicht ersichtlich. Am deutlichsten zeigen dies die Niederlagen. Und dadurch wird, bewusst oder unbewusst, Philippe Bozon. Kassieren und für das Geld nicht arbeiten heisst wohl die Devise einiger Spieler.

10. Biel 23 5 2 4 12 62:80 23

Der EHC Biel ist dort, wo man das Team erwartet hat. Mit seinem Spielerpotenzial und dem Ausfall von Sébastien Bordeleau kann man fast nicht mehr erwarten. Erstaunlich ist, das das Experiment mit Kevin Schläpfer zu gelingen scheint.

Top: Ahren Spylo-Nittel

Bei seinem ersten Gastspiel vermochte er nicht zu überzeugen. Nun wurde er immer wie besser. Und fand im Team seinen Platz. Er ist eine gute Verstärkung für den EHC Biel.

Flop: Reto Berra

Der Torhüter der Bieler vermag nicht zu überzeugen. An guten Tagen erinnert er an einen gestandenen NLA-Torhüter. An schlechten an einen mittelmässigen NLB-Schlussmann. Wann sehen wir den wirklichen Berra?

11. Rapperswil 24 4 3 4 13 76:97 22

Auch unter Christian Weber scheint Rapperswil zu stagnieren. Es ist auf alle Fälle kein Fortschritt zu sehen. Die Frage ist, wann dass die Geschäftsführung diese merkt und sich dann konsequenter in der Juniorenförderung investiert. Offenbar ist die Schmerzgrenze noch nicht erreicht.

Top: Die Fans

Die Fans vermochten sich gegen eine sture Vereinsleitung durchzusetzen. Ein Wehrmutstropfen bleibt dennoch. Wieso gab es keine klare Stellungnahme gegen die Gewalt?

Flop: Die Vereinsleitung

Wer vergisst, woher Teile der Matcheinnahmen kommen, hat von Vereinsführung und von Klubtreue wenig Ahnung. Wer dann noch so naiv ist und glaubt, dass man die eigene Geschichte verleugnet kann und mit unnötigen Vorschriften den Fans den Spass am Spiel verderben will, setzt die Energie definitiv am falschen Ort ein.

12. Ambrì 23 3 2 3 15 45:88 16

Seit dem Trainerwechsel geht es wieder aufwärts in Ambri. Die Frage ist, ob man nicht besser die Saison abschreibt und sich auf die Playouts vorbereitet . Um dann im nächsten Jahr zu überraschen und den nun eingesetzten Junioren jetzt viel Eiszeit gibt.

Top: Yannick Lehoux

Er beweist, dass er im Moment jeden Rappen seines Gehaltes wert ist. In schwierigen Zeiten war er einer, der nicht zurücksteckte.

Flop: J.J Aeschlimann

Aeschlimann hat es versäumt, schneller zu reagieren und denn Trainer früher frei zustellen. Dass immer noch nicht klar ist, ob Benoit Laport Sportchef bleibt, hinterlässt weiter einen fahlen Beigeschmack.