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Steiner: Nächste Station Europa

Von Martin Merk

Vor einem Jahr sorgte Daniel Steiner für eine Überraschung. Der bald 30 Jahre alte Stürmer verliess seinen Stammclub SCL Tigers, um sich durch den nordamerikanischen Minor-League-Dschungel zu kämpfen in der Hoffnung auf die NHL. Derzeit hofft er auf ein Engagement im europäischen Ausland und bestreitet mit dem tschechischen Meister HC Pardubice das Turnier Basel Summer Ice Hockey.

12:29 Minuten lang spielte Steiner im NHL-Dress der Columbus Blue Jackets gegen die Minnesota Wild, blieb danach aber ohne Chance auf die weltbeste Liga und bestritt 28 Spiele in der zweitklassigen AHL (6 Tore, 14 Assists) für die Adirondack Phantoms und die Rochester Americans sowie 45 Spiele in der drittklassigen ECHL (24 Tore, 31 Assists) für die Reading Royals. Nun bereitet er sich auf die neue Saison vor und hofft auf einen Vertrag im Ausland. hockeyfans.ch sprach mit dem Emmentaler über seine Erfahrungen und die neue Saison.

Wie kam es zu deiner Testwoche mit Pardubice?

Sie hatten letztes Jahr schon Interesse und dieses Jahr wieder. Und es ist gut für mich hier zu spielen um in den Spielrhythmus zu kommen, damit ich keinen Rückstand zu anderen Spielern habe. Ich stiess am Dienstag in Basel zum Team.

Lief es gut zum Beginn des Turniers in Basel?

Für das es meine ersten Spiele sind, waren meine Beine gar nicht mal so schlecht. Auch an meinem Tor nach ein paar Minuten hatte ich Freude, aber ich hätte noch mehr schiessen müssen mit den Pfostenschüssen, die ich hatte.

Gegen St. Petersburg hast du gegen das vielleicht beste Clubteam Europas gespielt. Wie war das für dich?

Ich spiele noch gern auf einem hohen Level mit einer solchen Intensität. Schade, dass wir am Schluss nicht gewonnen hatten. Die Chance war da.

Wohin wird es dich diese Saison ziehen?

Ich habe erst Mitte Mai mit der Saison aufgehört und danach auch gleich in Nordamerika den Finger operiert, daher kam ich erst Ende Mai in die Schweiz nach Langnau und musste auch mal zwei bis drei Woche herunterfahren. Danach trainierte ich wieder, so wie es halt anfänglich mit dem Finger ging. Ich habe mir gesagt, dass ich wieder ins Ausland möchte und da kann man halt nicht schon im Juni unterschreiben. Es gibt sehr viele Spieler auf dem Markt, die noch nichts haben, auch NHL-Spieler. Daher brauche ich Geduld und hoffe, dass ich nächste oder übernächste Woche mehr weiss.

Die meisten setzen ja auf NLA oder NHL. Du scheinst dagegen schon fast auf Ausland-Abenteuer zu setzen.

Es ist sicher gut, dass man so Erfahrungen sammeln kann. Ich stellte es mir schon hart vor letzte Saison und was noch dazu kam ist, dass man sehr viele Sachen nicht beeinflussen kann. Als ungedrafteter 30-Jähriger ist es schon recht schwierig. In der AHL hatte ich einen guten Monat und es brachte doch nichts. Darum konzentriere ich mich schon bisschen eher auf Europa.

Was erzählst du deinen Freunden und anderen Spielern so von deiner Zeit in Nordamerika?

Als NLA-Spieler hat man ein relativ schönes Leben. Man hat seinen Job, sein Gärtchen und kommt nach jedem Auswärtsspiel in der Nacht wieder heim. In Nordamerika ist man in der Weltgeschichte unterwegs. Mit einem Zweiweg-Vertrag in der NHL hat man das Risiko, dass man immer mal im Farmteam landen kann, aber die Jungs in der ECHL wissen nie mit Sicherheit, ob sie nächste Woche auf dem Eis stehen oder sonst irgendwo arbeiten gehen müssen. Das war schon speziell zu sehen, wie schwierig das ist. Die Auswärtsfahrten waren sicher auch interessant, da konnte man einiges von den Staaten sehen. Man kann mal am Morgen Training haben und am Nachmittag Ende November in Florida ins Meer baden gehen als Regeneration und dann am selben Tag geht es in den nächsten Staat. Ich habe es probiert in Nordamerika und muss es später nicht bereuen, es nicht versucht zu haben. Das war es sicher wert.

Was waren deine Highlights auf und neben dem Eis?

Dass ich mich in die Aufstellung kämpfen konnte für ein NHL-Testspiel mit Columbus in Minnesota. Wenn man dann mit dem Nash Powerplay spielt denkt man schon "Wow, das kennt man sonst nur von der Playstation", wenn man da so reinfährt mit der Musik und der Lichtshow. Das war schon speziell. Aber danach ging es recht schnell. Ich hatte mir auch Hoffnungen gemacht, ich hörte immer wieder "du überzeugst" und danach ging es doch runter. Das andere Highlight war dann, in der AHL länger in der Top-Linie zu spielen und sich dort zu zeigen. Und neben dem Eis sicher die Auswärtsfahrten, dass man da zu 20 während zwei Wochen unterwegs ist. Wir hatten so viele Fahrten in Orte, von denen man kaum was gehört hat. Einmal ging es auch nach Las Vegas.

Was macht man bei so langen Fahrten im Bus?

Meistens sind wir am Abend gefahren und dann geschlafen bis am Morgen. Oder man hat seinen Laptop dabei und schaut Filme. Wir hatten auch Internet im Bus. Man macht also in etwa dasselbe wie im Hotel.

Kannst du dir vorstellen, nochmals rüber zu gehen? Oder in welche Ligen schaust du nach einem Job?

Ohne NHL-Vertrag bringt es nicht viel. Ich hatte dies gemacht und diese Zeit investiert, um mal bei der Türfalle zu sein und meinen Namen ins Spiel zu bringen. Es gibt viele NHL-Spieler, die noch keinen Job haben, daher kann ich mir keine grossen Hoffnungen machen, einen NHL-Zweiwegvertrag zu erhalten. Jetzt habe ich ein paar Angebote - aus Tschechien, Schweden, Finnland, sogar eins aus der KHL. Aber auch diese warten noch auf Top-Shots, daher geht es ziemlich lange, bis sie sich entscheiden.