Nino Niederreiter gibt bei der WM-Sensation gegen Kanada einen Schuss ab. Foto: Michael Zanghellini (auf Bild klicken für MMS)

Einer, der nicht abhebt

Von Urs Berger

Nino Niederreiter, der jüngste Teilnehmer der Schweizer Nationalmannschaft, sorgt in Mannheim noch nicht für Furore. Dennoch ist er ein wichtiger Teil der Mannschaft und fügt sich in seine Rolle. Und blickt gespannt auf den Draft.

An der U20-Weltmeisterschaft vor wenigen Monaten in Saskatoon war er als 17-Jähriger einer der Teamleader der Schweizer. Nach dem Ausfall von Luca Sbisa und Roman Josi übernahm Nino Niederreiter Verantwortung und führte die Schweizer zu einem ausgezeichneten vierten Rang. An der Weltmeisterschaft in Deutschland backt er nun kleinere Brötchen und muss sich zuerst an die höhere und eher taktisch ausgerichtete Spielweise herantasten. Und dies macht er bisher zur Zufriedenheit von Sean Simpson.

„Er erfüllt die Aufgaben die wir ihm geben gut. Vor allem ist er ein Spieler, der alles in den Dienst des Teams setzt“, führt Sean Simpson aus. Wenn er über Niederreiter spricht, spürt man, dass er grosse Stücken von ihm hält. Auch bei Teamkollegen scheint der Bündner mit seiner aufgeweckten Art und Weise gut anzukommen. „Nino ist ein guter Kerl“, sagt sein Zimmergenosse Roman Josi über den Spieler der Portland Winterhawks. „Ich finde ihn mit seiner Art und Weise einfach einen spassigen Typen, mit welchem man viel machen kann.“ Dies bestätigt auch Sean Simpson: “Mit seiner Art kam er gut im Team an. Und er bringt frischen Wind in die Mannschaft.“

„An seiner Kraft arbeiten“

Nino Niederreiter hätte nun allen Grund abzuheben ob all diesem Lob. Doch der Bündner gibt die Lorbeeren zurück. „Ich fühle mich wohl im Team. Ich habe eine andere Rolle als an den U20-WM. Dort war ich eher offensiv ausgerichtet und schoss das eine oder andere Tor. Hier an der Weltmeisterschaft der „Grossen“ muss ich mich auch mit defensiven Aufgaben beschäftigen und kann weniger in die Offensive gehen. Zudem wird hier weniger oft gecheckt und das Eisfeld ist grösser. Da musste ich mich zuerst etwas umstellen,“ sagt „El Niño“ über sich selber.

„Er kann noch frecher werden und noch mutiger,“ fügt Sean Simpson an. „Ansonsten muss er im Moment im Spiel nicht viel ändern. Was noch kommen wird ist seine Kraft und sein Körperaufbau. An diesem muss Nino noch arbeiten. In seinem Alter ist dies aber normal. Dies wird nun von Jahr zu Jahr besser.“

Wer in der Vergangenheit Niederreiters Karriere angeschaut hat, sieht, dass der Bündner immer seinen Weg gegangen ist. Zusammen mit seinem Agenten André Rufener suchte man immer die beste Lösung für seine Zukunft. So erstaunt es nicht, dass der Flügel in diesem Jahr seinen Knopf auch in Nordamerika geöffnet hat und dort bereits eine grosse Anzahl Bewunderer hat. Ein ehemaliger Spieler aus der National League, der heute im Scouting tätig ist, beschrieb Nino Niederreiter als „der beste Export, den die Schweiz nach der Schokolade anbieten kann“.

Einen fast ähnlichen Vergleich zieht der kanadische Sportsender TSN. „Nino „El Niño“ Niederreiter ist einer der besten Schweizer Eishockeyspieler. Doch wir haben auch andere Schweizer im Kopf, welche versagt haben. Diese waren in seinem Alter auch auf dem gleichen Niveau“, führt etwa Bob McKenzie in einem Interview auf dem Sender aus.

Vergangenheit der Schweizer als Draft-Hindernis?

Diese Aussage verdeutlicht, wie schwer es Schweizer Eishockeyspieler in Nordamerika haben, früh im Draft gezogen zu werden. Vieles wird nun davon abhängen, wie sich Niederreiter an den sogenannten Combines präsentieren wird. Für einige Beobachter der nordamerikanischen Szene ist die Teilnahme an den Weltmeisterschaften von Niederreiter eher ein Problem. Für andere wieder nicht. „Dies ist aus meiner Sicht kein Nachteil. So kann ich mich noch einmal zeigen und mit den „Grossen“ Spielern messen. So sehen mich die Scouts auch auf einem anderen Niveau und können mich so besser einschätzen. Das ich vielleicht müde an die Combines gehe, ist daher sicher nicht ein Nachteil“, führt der Schweizer Internationale im Gespräch mit hockeyfans.ch aus.

Auf die Nachfrage, an welcher Stelle er den gezogen werde, antwortet der Bündner mit seiner ihm eigenen Art:“ Wann und an welcher Stelle ich gezogen werde, kann ich nur mit meiner Leistung beeinflussen. Werde ich aber früh gezogen, dann ist das gut für mich und sicher auch für das Schweizer Eishockey.“

Diese Antwort passt gut in das Bild des 17-jährigen Spielers. Denn abheben, das ist nichts für ihn. Er scheint zu wissen, dass noch ein langer Weg auf ihn wartet. Und wenn er diesen so intensiv wie bisher verfolgt, dann kann er der erste Schweizer Stürmer sein, der einen dauerhaften Eindruck im nordamerikanischen Eishockey hinterlässt. Und vielleicht als erster Schweizer Spieler in die Geschichte eingehen, der unter den ersten zehn des Drafts gezogen wird. Erstaunen würde es nicht. Es wäre nur die logische Folge seiner bisherigen Karriere.