Der SC Bern holte den 12. Meistertitel. Foto: Sandro Stutz (auf Bild klicken für MMS)

Breites Kader – stabile Saison

Von Urs Berger

Die meisten Anhänger des SC Bern gehen heute wieder der Arbeit nach. Die einen müder als die anderen. Sicher ist aber, dass alle mit einem Lächeln an die vergangene Saison zurückdenken werden. Denn man ist wieder wer.

Diese Saison begann für den neuen Meister mit einem Auswärtssieg gegen Fribourg-Gottéron. Am Tag danach bezwang man auch den EHC Biel. Der Berner Schlussmann Marco Bührer konnte den ersten Shutout feiern. Vier weitere sollten in den ersten zehn Spielen noch folgen. Aber es folgten auch bittere Niederlagen. So das 4:8 in Biel. Die Berner schienen in diesem Spiel gar nicht bei der Sache zu sein. In der Folge fanden die Berner wieder besser in den Tritt. Nach und nach wurde die Defensive stabiler und die Berner zuverlässiger. Der Zug nahm Fahrt auf. Bern wurde besser. Dies trotz den zahlreichen Ausfällen durch Spielsperren oder Verletzungen. Der SC Bern musste allein in dieser Saison 253 Tage durch solche Abwesenheiten hinnehmen. Im Schnitt fehlten Larry Huras 3.89 Spieler pro Partie. Doch Huras und sein Staff konnte meistens vier Linien aufstellen. Dabei kam ihm zu Gute, das er auf die Junioren zurückgreifen konnten, die nach und nach in die erste Mannschaft vorgestossen sind.

Die Zukunft von Josi ist ungewiss

Bereits in dem Fanionteam integriert war Roman Josi. Der talentierte Verteidiger spielte eine überzeugende und solide Saison. Doch würde diese ausreichen, um in der NHL zu bestehen? Wir wagen keine Prognose. Josi spielte zwar sehr solide und war auch in der Nationalmannschaft bereits eine feste Grösse. Die Frage ist nur, ob der 19-Jährige im Haifischbecken der NHL sich durchsetzen könnte oder nicht. Und ob die Nashville Predators genügend Geduld für seine Entwicklung und Anpassung aufbringen würden. Die Anpassung auf das Niveau der NLA gelang Tristan Scherwey sehr gut. Immer wieder setze er mit seiner Spielweise den Gegner unter Druck und provozierte so den einen oder anderen Fehler. Zusammen mit Simon Gamache und Christian Dubé war er in der vierten Linie in den Finalspielen für die eine oder andere Überraschung gut. Was Scherwey noch fehlt ist, dass er lernt, wie man den Check richtig ansetzt und wann es besser ist, diesen sein zu lassen. Ansonsten riskiert er noch weitere Sperren. Was wiederum seiner Karriere nicht förderlich wäre.

Brett McLean – Schlitzohrigkeit gepaart mit Aggressivität

Anders sieht die Situation bei Brett McLean aus. Der Kanadier tat der Mannschaft nach seiner Ankunft sichtlich gut. Den Schalk in den Augen und das Herz auf dem richtigen Flecken könnte die Beschreibung des flinken Centers sein. Zwar ging er in den letzten Spielen der Saison etwas unter, doch dies machte er mit viel Einsatz wieder wert. Lange keinen Einsatz musste Simon Gamache hinnehmen. Vierzehn Spiele in Serie sass der quirlige Kanadier auf der Tribüne und verfolgte, wie seine Kollegen spielten. Keine Einfache Zeit für jemanden, der vor einem Jahr aus der NHL/AHL zurück in die Schweiz gewechselt war um diesem da sein zu entrinnen. Um dann wieder in dieser Situation zu enden. Es würde nicht erstaunen, wenn er sich in der Sommerpause nun seine Gedanken machen würde. Denn im Finale musste Larry Huiras feststellen, dass Gamache die unfreiwillige Pause genutzt hat, um noch mehr an sich zu arbeiten und seine Spielweise vermehrt dem Team anzupassen. Und verschiedene Zeichen deuten daraufhin, das Gamache, der noch einen Vertrag bis Ende der nächsten Saison besitzt, noch besser in das Team passen würde, als zuvor. Wenn denn beide Seiten gewillt sind, den Vertrag auch einzuhalten.

Travis Roche und Jean-Pierre Vigier sind gesetzt

Diese Sorgen sind Travis Roche und Jean-Pierre Vigier los. Beide haben noch einen weiterlaufenden Vertrag. Und das sich Larry Huras oder das Management gegen sie entscheiden würde ist in Anbetracht der Umstände wohl eher nicht der Fall. Beide waren die Elemente, die man noch brauchte. Und dies obwohl Roche bereits ein Jahr bei Bern war, konnte er erst jetzt sich richtig entfalten und im Team einbringen. Diese Eingewöhnungszeit entfiel bei Vigier gänzlich, da er bereits mit Genf gespielt hatte und so die Umstände in der Schweiz kannte. Dazu kam, dass Vigier mit seiner offenen Art die Mitspieler sofort für sich gewinnen konnte. Auch in den verschiedenen Gesprächen kam diese immer wieder zum Vorschein. Es erstaunte zu Beginn, dass er mit Martin Plüss zusammen das Captain-Amt teilte, doch genau diese Eigenschaften waren es denn auch, welche ihm diese Ehre einbrachten. Gepaart mit seinem grossen Kämpferherzen und seinem Willen, etwas zu bewegen, vermochte er alle zu überzeugen. Und war damit einer der Hauptgründe für den Gewinn des Meistertitels.

Bührers Steigerungslauf

Neben den Ausländern war auch Marco Bührer in den Play-offs eine wichtige Figur. Mit Fortdauer dieser Phase steigerte sich der Berner Schlussmann zusehends. Zusammen mit der Verteidigung arbeitet er konsequent und gut. Nur in wenigen Spielen zeigte er eine Schwächephase. Und hatte er diese, so fing er sich im folgenden Spiel meistens wieder auf. Wäre der Berner Schlussmann jedoch verletzt gewesen, dann wäre auch hier ein valabler Ersatz vorhanden gewesen mit Olivier Gigon und zeigte dies mit seinen sechs Einsätzen bei vier Siegen beweisen. Dabei waren zwei der vier Siege Shutouts. Respektable Werte für einen Backup-Torhüter. Generell kann der SC Bern in diesem Jahr gute Werte aufweisen. Kein Team kassierte weniger Tore als der SC Bern. Und man war auch im Box-Play unter den besten drei Teams. Anders sah aber das Überzahlspiel aus. Dort muss man auf die kommende Saison Verbesserungen anbringen.

„Einfach nur unglaublich“

Bevor diese Verbesserungen jedoch gemacht werden können sich nun die Spieler erholen und einige Tage der Ruhe geniessen. Um dann, wer nicht in der Nationalmannschaft weilt, bald wieder das Sommertraining aufzunehmen um dann in der nächsten Saison wieder um den Meistertitel zu spielen. Am liebsten würde man diesen gerne verteidigen. Doch zuvor müssen die Spieler diese Meisterfeier im eigenen Stadion verdauen. So meinte denn Roman Josi kurz nach dem Gewinn des Titels: „Einfach nur unglaublich! Vor sechs Jahren stand ich hier als Fan und nun bin ich selber Teil der Meistermannschaft, unbeschreiblich dieses Gefühl“ Aber auch Jean-Pierre Vigier war beeindruckt vom Publikum: „Es ist unglaublich, vor diesem fantastischen Publikum Meister zu werden.“ Und Christian Dubé, der schon einmal mit dem SC Bern Meister werden durfte, schob nach: „Diese Fans haben es verdient, dass wir hier zu Hause Meister geworden sind.“

Zufrieden zeigte sich auch Sportchef Sven Leuenberger. „Es ist eine Genugtuung, weil wir diesen Weg eingeschlagen haben, ihn unbeirrt gegangen und nicht nach rechts und links abgewichen sind.“ Die Zukunft wird es weisen, ob der SC Bern am neuen, eingeschlagenen Weg auch bei Misserfolgen einhalten wird. Oder dann wieder der Hektik des Tagesgeschäftes verfällt. Doch vorerst kann der SC Bern und seine Fans den Meistertitel über den Sommer geniessen.