Die Schweizer in der Bewertung

Von Urs Berger

Die Schweizer spielten das bisher beste Turnier an einer U20-Weltmeisterschaft seit 2002. Dies konnte man anhand des Kaders erwarten. Doch dass die Schweizer in das Bronze-Spiel einziehen würde, nicht. Nach hitzigen Diskussionen haben wir die Spieler analysiert. (Noten bis max. 10).

Torhüter

Benjamin Conz Note: 8

Seine Geschwindigkeit zwischen den Pfosten zu verschieben und das Spiel zu lesen waren eine seiner Stärken. Vor allem im Spiel gegen Russland zeige er seine Fähigkeiten und liess einige der besten Spieler auf dem Juniorenlevel verzweifeln. Was wir von ihm aber noch erwarten ist mehr Aggressivität in seinem Torraum. Das eine oder andere Mal kam er unnötig in Bedrängnis, wenn er den gegnerischen Center nicht gut genug wegarbeitete. Zudem muss seine Kommunikation mit den Vorderleuten noch besser werden. Nach unseren Einschätzungen und Erfahrungen an den letzten fünf Juniorenweltmeisterschaften kann es sein, dass Conz noch mal in den Draft kommen kann. Er wäre ein guter Sleeper für eine Organisation, welche viele gute Torhüter hat und ihn gezielt aufbauen möchte.

Matthias Mischler: Keine Bewertung

Verteidigung

Luca Camperchioli Note 4

Auf diesem Niveau überfordert und ein ständiger Unruheherd in der Verteidigung. Leider nicht in der gegnerischen. Das Aufgebot überraschte uns. Ihm fehlt in einigen Situationen die Schnelligkeit um von Offensive auf Defensive umzuschalten. Auch seine Hand-Augen Koordination lässt manchmal zu wünschen übrig. Zudem setzt er seinen massigen Körper zu wenig gut und Konsequent ein. Was ihn aber dennoch zu einem wertvollen Spieler im Team machte war, sich in jeder Situation kämpferisch zu zeigen. Er gab nie auf und seine Einsatzbereitschaft macht seine Mängel grösstenteils wieder wett. Sein Potenzial liegt in einer defensiven Rolle bei einem der NLA Teams.

Jannik Fischer Note 5

Nach dem Ausfall von Sbisa und Josi kam er besser in das Turnier. Er wusste was er machen muss und blieb seiner Linie treu. Sein solides Spiel vermochte seine Schwächen im 1 gegen 1 auszublenden. Er verfügt dazu über einen guten Schuss und kann den Spielaufbau entscheidend beeinflussen. Anders seinen Abschluss ab der blauen Linie. An diesem muss er noch arbeiten. Im Moment hat Fischer das Potenzial zu einem guten Verteidiger in der zweiten oder dritten Linie einer NLA-Mannschaft zu reifen.

Patrick Geering Note 8

Wir hatten über Patrick Geering viele Diskussionen. Und wir waren uns nie einig. So geht es nicht nur uns, sondern auch den Scouts. Was kann Geering? Er hat mit den ZSC Lions internationale Erfahrung gesammelt. Er kann einen guten Pass spielen, steht an der blauen Linie solide und hat einen schnellen Lauf auf die gegnerische blaue Linie. Er arbeitet solide in der Defensive und hat ein unheimliches Laufvermögen. Und dennoch sehen wir bei ihm auch noch Schwächen. Seine Arbeit mit dem Stock braucht noch weitere Entwicklung. Und er sollte das eine Mal den Rush einem schnellen Pass aus der eigenen Zone vorziehen. National kann er zu einem der bestimmenden Verteidiger auf internationalem Niveau werden. Oder wagt er den Weg, den Mark Streit oder nun Severin Blindenbacher gegangen ist? Einfach früher? Zuzutrauen ist es ihm. Obwohl er eine gute Note hat, wird er vermutlich nicht gedraftet werden.

Roman Josi Keine Bewertung

Dominik Schlumpf Note 7

In den ersten drei Spielen und vor dem Ausfall von Josi ein Verteidiger, der nur seine Arbeit machte; nicht mehr und nicht weniger. Danach kam er besser ins Spiel, fand seine Rolle besser und wurde mit Verlauf des Turniers besser. Durch die Steigerung der Eiszeit, welche qualitativ hoch war, konnte er sich wieder in die Augen der Scouts spielen. Er war einer der wenigen Schweizer Spieler, die sich auch in den Schuss warfen und blaue Flecken riskierte. Die Arbeit mit dem Puck und sein Stellungsspiel an der blauen Linie sind noch verbesserungswürdig. Zudem muss er noch mehr an seiner Beweglichkeit arbeiten. Er kann in den kommenden Jahren in Nordamerika noch zu einem bestimmenden Spieler reifen. Wenn er nicht in Nordamerika bleibt, kann er in der Schweiz die Ausbildung zu einem dominierenden Spieler in der NLA fertig machen und sich auch in die Nationalmannschaft spielen.

Luca Sbisa: Keine Bewertung

Lukas Stoop Note 7

Was können wir Stoop vorwerfen? Mangelnde Härte auf internationalem Niveau, zuviel Eigensinn mit seinen schnellen Vorstössen an die blaue Linie sind die einzigen Punkte, in welchen er offensichtlich noch arbeiten muss. Seine Koordination mit den Händen und den Augen ist besser geworden. Sein Pass nach vorne, wenn er ihn den mal braucht, ist präzise und fein. An der blauen Linie ist er zu einem guten Quarterback gereift, der auch das eine oder andere Mal den Schuss suchen sollte. All dies hat der Davoser mit einem Bänderriss am Schlüsselbein erreicht. Er wird in den kommenden Jahren in der Schweiz zu einem der dominierenden Verteidiger reifen können. Die Frage ist nur, ob es für ihn nicht sinnvoller wäre, den Klub zu verlassen und sich in Nordamerika der Knochenmühle AHL zu stellen. Dies würde ihn reifen lassen und einen Schritt nach vorne bringen.

Ramon Untersander Note 5

Seine Defensivarbeit ist gut und solide. Mehr nicht. Sein DefensivvVerhalten noch verbesserungswürdig. Er arbeitet gut mit dem Team zusammen und nach dem Ausfall von Sbisa/Josi bekam er, wie Schlumpf, vermehrt gute Eiszeit. Diese nutzte er aber nicht so gekonnt aus wie Schlumpf. Er setzt seinen Körper zuwenig gut ein und ist, wenn das Spiel an Tempo gewinnt, mit diesem überfordert. Wir sehen ihn in Zukunft als einen Verteidiger im zweiten oder dritten Block.

Sturm

Benjamin Antonietti Note 5
Seine Stärke ist sein Körper. Doch eingesetzt hat er diesen nie wirklich. Dies ist sein grösstes Hindernis. Er muss sich dort unbedingt verbessern. Was uns aber gefallen hat ist sein Backchecking. Dort war er in seinem Element. Auch seine Geschwindigkeit auf offenem Eis war gut. Kam er aber einmal in Bedrängnis, dann suchte er den Pass zu überhastet. Anders sah es aus, wenn er seine Position im Defensivenbereich halten musste. Dies was meistens von Erfolg gekrönt. Wir sehen in ihm einen Spieler, der in den kommenden Jahren noch viel lernen muss und kann. Sein Ziel kann die zweite oder dritte Linie in der NLA in einer defensiven Rolle sein.



Jeffery Füglister Note 6 Seine Bereitschaft zu laufen und in jedem Einsatz 100% zu geben ist Bewundernswert. Doch in vielen Situationen wäre es besser einen Schritt weniger zu machen. Füglister ist ein Spieler, der mit dem Stock gut arbeitet und das eine oder andere Mal einen überraschenden Pass spielt. Er dürfte aber seinen Körper noch mehr einsetzen. Wir sehen in ihm einen Spieler, der in Zukunft in der ersten oder zweiten Linie eines NLA Teams spielen kann.

Nicolas Gay Note 4

Es war nicht seine Weltmeisterschaft. Er enttäuschte mit seinem Spiel. Er vermochte im Umgang mit dem Stock nicht zu überzeugen. Seine Markenzeichen war jedoch das Laufspiel und teilweise das Checken. Dort konnte er Akzente setzen. Wir sehen in ihm einen Spieler der in der Zukunft als Defensiver Stürmer in der NLA Verantwortung übernehmen kann.

Mauro Jörg Note 6

Sein Spiel erinnerte an einen Powerforward mit viel Drang nach vorne. Seine Koordination mit den Händen und den Augen gehörte zu dem besten welche das Schweizer Hockey in den letzten Jahren hervorbrachte. Seine Mängel sehen wir jedoch eher in dem Körperspiel. Dort ist noch Potenzial zur Verbesserung vorhanden. Was uns gefallen hat war, seine Arbeit mit den Füssen diese war gut und kann in den kommenden Jahren mit einem speziellen Training sogar noch verbessert werden. Wir sehen in ihm einen Spieler, der in der Zukunft ein Spieler in der ersten oder zweiten Linie Erfolg haben kann. Eventuell kann er, wenn er sich weiter so gut entwickelt, in der Nationalmannschaft eine bestimmende Rolle übernehmen.

Michael Loichat Note 5

Seine Schwächen waren der Körpereinsatz und die Koordination mit dem Hand/Auge. Dennoch kann er in guten Momenten ein Leader in der Mannschaft sein. Er kann mit seinen Rushs für Gefahr sorgen. Dies hat er mit seinen Toren beweisen. In der Zukunft sehen wir ihn als einen guten Stürmer in der zweiten Linie. Wenn er sich weiter entwickelt und noch an sich arbeitet, dann kann er sogar in der NLA in der ersten Linie spielen.

Pascal Marolf Note 3

Marolf war einer der Spieler, der seine Rolle erfüllte. Nicht mehr aber auch nicht weniger. Und dennoch geben wir ihm als einziger Spieler eine ungenügende Note. Wieso wir das machen? Er kann mehr als er an dîesen Weltmeisterschaften zeigte. Seine Stärken spielte er nie aus und vermochte sich nicht zu überzeugen. Sein Pass, sein Schuss und sein Körpereinsatz waren nicht besonders gut. Was uns aber gefallen hat war, wie er sich im 1-gegen¬-1 verhalten hat. Dort konnte er überzeugen. Wir sehen ihn aber vorerst noch nicht in der NLA. Sein Weg wird über die NLB zu einem defensiven Spieler in der dritten Linie eines NLA Klubs führen. Aber voraussichtlich erst in fünf Jahren.

Ryan McGregor Note 4

Er war nur leicht besser als Marolf. Mit seinem Einsatz konnte er aber vieles Wettmachen. Das Passspiel ist eines der besten das wir in der Mannschaft der Schweiz sahen. Doch daneben gab es zuviele Unsicherheiten, die er noch verbessern muss. Sein Einsatz mit dem Körper, seine Koordination mit dem Auge und dem Stock und sein Laufspiel muss er noch verbessern. Wenn er sich weiterentwickeln will, dann muss er ins Ausland. Ansonsten endet er in den kommenden Jahren in der NLB als guter Spieler in der ersten Linie. Doch ein Aufstieg kann er mit ehrlicher und harter Arbeiter erreichen.

Nino Niderreiter Note 8

Eines Vorneweg. Wenn Nino Niederreiter nicht in der ersten Runde unter den ersten 15 Spielern weggeht, dann verstehen wir nichts vom Eishockey. Seine Koordination mit dem Hand/Auge ist einmalig. Sein Leadership, auch ohne ein A oder ein C auf der Brust, war überragend und er konnte in wichtigen Momenten Akzente setzen. Sein läuferischen Fähigkeiten, sein Passspiel und sein Schuss sind seine weiteren Stärken. Und wo sind seine schwächen? Vielleicht versucht er es manchmal zu oft alleine. Manchmal ist er auch zu egoistisch. Das kann er aber in den kommenden Jahren ändern. Wenn alles gut geht, Kann er bereits nächstes Jahr in der NHL sein Debüt geben.

Sven Ryser Note 7

Ryser konnte sich den Scoouts gut präsentieren. Er kann durchaus zu einer Überraschung am Draft werden. Sein grösstes Manko ist der Einsatz des Körpers. Dort muss er sich noch verbessern. Sein Schuss, sein Spiel mit dem Stock und sein Pass sind auf einem hohen Niveau. Leider kann er mit seinem Schuss noch zu wenig zählbares herausholen. Auch die Koordination Hand/Auge sind Stärken von ihm. Sein Weg sollte er über die Junioren Liga in Nordamerika suchen und sich dort weiterentwickeln.

Reto Schäppi Note 5

Sein Pass und sein Schuss sind gut. Alleine mit diesen beiden Eigenschaften kann er überzeugen. Seinen Körper und die Koordination mit dem Auge und dem Stock muss er noch arbeiten. Wir sehen in ihm einen Spieler der in den kommenden Jahren seinen Platz in der NLA erhalten. Die Frage ist, ob er diesen in der zweiten oder der dritten Linie erhalten wird. Wenn er sich noch verbessern möchte, dann sollte er sich überlegen, ob er es im Ausland versuchen möchte.

Tristan Scherwey Note 5

Leider hat Tristan Scherwey zwei Probleme. Das eine ist sein Hang zum Übermut und zu schlecht getimten Checks. Das andere ist seine Arbeit nach hinten. Diese ist noch nicht so ausgereift wie er es könnte. Dafür hat er im Einsatz mit seinem Körper Vorteile und kann sich mit seinem schnellen Lauf über das Eisfeld Vorteile verschaffen. Wir sehen in ihm einen Spieler, der in den kommenden Jahren noch Ausbildungszeit in der NLB erhält, aber regelmässige Einsätze mit seinem Klub bekommt.

Tim Weber Note 5

Weber vermochte nicht ganz zu überzeugen. Er zeigte gute Ansätze in einigen Spielen. In anderen tauchte er wieder ganz ab. Seine guten Seiten sehen wir im Schuss und Zweikampfverhalten. Arbeiten muss der Schweden-Legionär aber noch an seiner Schnelligkeit und seiner Koordination. Er kann sich nun in seinem Klub noch weiterentwickeln und wird dies auch tun. Wir sehen in ihm einen Spieler, der in den kommenden Jahren einen Schritt nach vorne macht. Er wird ein solider Spieler in der zweiten oder dritten Linie in der NLA sein.