Nino Niederreiter erzielte in der Vorrunde je drei Tore und Assists. Foto: Christian Häusler (Auf Bild klicken für MMS)



Was kommt nun?

Von Urs Berger

Die Schweizer Nationalmannschaft hat in der Nacht auf heute den Einzug in das Viertelfinale erreicht. Was kann man von den Schweizer nun erwarten?

In den ersten beiden Spielen gegen die USA und Kanada hatte die Schweiz mehr oder weniger Mühe. Mit Fortdauer der Spiele, vor allem gegen die USA, kam man immer besser in Fahrt und bot den Favoriten lange die Stirn. Auch gegen Kanada konnte man lange mithalten. Dort wurde man jedoch von der auf diesem Niveau zu erwartenden Härte oder der Schnelligkeit der Kanadier überfahren. So gesehen können diese beiden Spiele nun in der Retroperspektive als Lehrstunde für die hier spielende U20-Nationalmannschaft angesehen werden. Vor allem im alles entscheidenden Spiel gegen Lettland konnten die Spieler ihre Lehrstunde aus den vorangegangen Spielen mitnehmen und teilweise umsetzen. Vor allem in den ersten 40 Minuten des Spieles gegen Lettland sah mein eine teilweise verunsicherte, nervöse und kaum mit viel Selbstvertrauen aufspielende Juniorenauswahl. Anders danach in den letzten 20 Minuten. Dort wurde die spätere Saat für den Sieg gegen die Slowakei gesetzt.

Niederreiter – Schweizer Topshot

In dieser Phase konnten die Schweizer zurück zu einer geschlossenen Teamleistung finden. Immer wieder erarbeiteten sich die Stürmer gute Chancen, während die Verteidiger ihre Arbeit nach hinten gut verrichteten und kaum Fehler machten. Nach und nach fanden die Spieler in das Spiel zurück und konnten danach, nach dem 6:4, wieder überzeugen. Über die vorhergehende Leistung hüllen wir uns lieber in Schweigen. Im Spiel gegen die Slowakei konnte dann das gezeigte vom letzen Drittel im Spiel gegen die Letten mitgenommen und umgesetzt werden. Lange konnte man in den ersten beiden Drittel mithalten. Das Skore ausgeglichen gestalten und immer wieder gefährlich vor dem Tor der Slowaken auftauchen. Mit der Zeit verloren diese ihr Vertrauen in sich und die Schweizer vermochten davon zu profitieren. Erneut vermochte dabei der erst 17-jährige Nino Niederreiter zu überzeugen. Mit seinen zwei Toren und einem Assist trug er sich erneut in die Notizblöcke der Scouts ein.

Realität kehrt spätestens in Buffalo wieder ein

Die nun kommenden mindestens zwei Spiele können die Schweizer als Aussenseiter antreten. Genau diese Rolle behagt den Schweizern. Mit dem Spiel gegen die Russen, welche ähnlich wie die Slowaken spielen, ist durchaus eine erneute Sensation möglich. Dazu müssen aber die Voraussetzungen und die sich bietenden wenigen Möglichkeiten konsequent ausgenutzt werden. Spielt das Team von Köbi Kölliker kompakt und geschlossen auf, ist eine Qualifikation für das Halbfinale sicher in Reichweite. Doch um dies zu realisieren müssen die Schweizer erneut ein perfektes Spiel zeigen. Sollte ihnen dies gelingen, dann ist wieder alles möglich und offen. Trotz all den nun geschriebenen Lorbeeren auf die Mannschaft oder die Trainer ist die Juniorenbewegung nach wie vor nicht dort, wo man sein könnte. Zu wenig wird vom Verband und auch von den Klubs in die Juniorenförderung gesteckt. Denn ohne diese wird in einem Jahr in Buffalo (USA) die Realität die Schweiz wieder einholen. Und diese ist, trotz aller jetzigen Euphorie, bitter genug. Erneut wird man wohl wie in den meisten Jahren gegen den Abstieg spielen müssen. Denn neben den erfahrenen Spielern des 90er-Jahrganges wie Roman Josi und Luca Sbisa könnte auch der im Moment wichtigste Schweizer Stürmer der Nationalmannschaft fehlen. Denn Nino Niederreiter könnte im NHL-Draft durchaus in der ersten Runde als einer der ersten 15 Spieler weggehen. Und dann würde er womöglich in der NHL die ersten Versuche absolvieren – und so der Schweiz im wichtigsten internationalen Juniorenturnier fehlen.