Olten: mit Vollgas auf die Überholspur

Von Roland Jungi

Wer seine Hausaufgaben als Klub erfüllt und die erste Mannschaft im spielerischen Bereich Topleistungen abliefert, hat den berechtigten Anspruch, vom aktuellen zweiten Tabellenplatz zu grüssen. Mit Neo-Chefcoach Dan Ratushny und Brent Kelly sowie Jeff Campbell, notabene alles Kanadier, wurden, wie sich jetzt zeigt, die richtigen Leute ins Oltener „Kleinholz“ geholt resp. verpflichtet.

Vor knapp 17 Jahren, daran werden sich nur die Topinsider im Fanbereich erinnern, spielte der damals erst 22-jährige Ratushny als bärenstarker Verteidiger für lediglich 12 Partien bei den Powermäusen, dies unmittelbar nach den Olympischen Spielen in Albertville, wo Ratushny mit Kanada die Silbermedaille erkämpfte. Eine Karriere in der nordamerikanischen National Hockey League (NHL) machte der bescheidene Kanadier nicht, auch wenn er von den Winnipeg Jets gedraftet wurde. Ratushny, dessen Vorfahren aus der heutigen Ukraine stammen, begann seine Karriere als Spieler bei den Vancouver Canucks, dies war gleichzeitig seine letzte Station. Warum? „Ich hatte damals grosses Verletzungspech.“ Nach einer Odyssee in den Minor Leagues sah sich dieser in Europa um. Seinen Abschluss als Spieler erlebte Ratushny in Schweden.

Da Ratushny, ein ausgebildeter Jurist, das Schweizer Eishockey kannte und mehr oder weniger immer in seinem Fokus stand, meinte der am 29. Oktober 1970 in Nepean, Ontario (CAN) geborene grossgewachsene Kanadier: „Die National League B ist eine gute Liga. Hier wird schnelles Hockey gespielt, welches zusätzlich von unseren enthusiastischen Fans getragen wird. Seit meinem Abgang vor 17 Jahren hat sich Olten noch weiter entwickelt und mutierte zu einer Hockeycity.“

Wie durchlebte der Neo-Coach die bisherige Saison? Dazu nahm Ratushny wie folgt Stellung: „Mein Team hat in der laufenden Saison sehr gute Fortschritte gemacht. Da ich über einen guten Kern innerhalb der Mannschaft verfüge, musste ich gegenüber der letzten Saison kaum grössere Änderungen vornehmen. Immer noch machen meine Spieler trotz der langen Erfolgsserie Fehler, welche es zu beseitigen gilt.“

Die Forderung an die Adresse seines Teams ist deshalb einfach wie auch effizient: „Dieses muss Tag für Tag des beste und gleichzeitig einfachste Hockey spielen. Nur so sind wir in der Lage, uns für das Primärziel – Play-Offs – zu qualifizieren.“ Wo hat Ratushny Schwächen in der Mannschaft erkannt? „Nach wie vor kassieren wir des öftern dumme Strafen, dies gilt es in den kommenden Wochen zu vermeiden. Das Spiel im Power-Play muss noch effizienter genutzt werden, d.h. meine Spieler müssen noch entschiedener den Abschluss suchen.“

Wie erfüllen Brent Kelly und Jeff Campbell, die beiden neuen Ausländer bei den Oltener ihre Aufgaben resp. die Erwartungen? „Beide verfügen über einen ausgesprochen guten Charakter, geniessen dafür mein vollstes Vertrauen und sind nachhaltig an der Weiterentwicklung unseres Spielsystems beteiligt. Gepaart mit den vielen Erfolgen ist es den Beiden gelungen, die Chemie innerhalb des Teams in Einklang zu bringen. Sowohl Kelly als auch Campbell sind sich nicht zu schade, unseren jungen Spielern ihr grosses Wissen weiterzugeben und diesen bei ihrer Karriere weiter zu helfen.“ Wie sieht dies bei den Schweizer Cracks aus? „Diese verrichten aus meiner Optik heraus einen guten Job. Alle sind lernfähig, verfügen über den im Eishockey wichtigen Instinkt und sind nebenbei noch kreativ. Auch unsere Rookies haben mir bewiesen, dass sie Spiele entscheiden können. Das beste Beispiel lieferte Bruno Marcon, 21-jährig, ab.“ Schwachstelle oder Pluspunkt bei den Goalies? Dazu Ratushny: „Sowohl Urban Leimbacher als auch Thomas Kropf verrichteten ihre Arbeit bis dato gut. Aber beide wissen, dass ich von ihnen bis zu den Play-Offs eine deutliche Steigerung erwarte.“

Abschliessend sagte Dan Ratushny, dass die zweite Hälfte der Qualifikation zu den Play-Offs angebrochen ist. Deshalb werde die Intensität bei den Spielen stetig zunehmen. Er meinte aber auch, dass sich das Momentum klar auf der Seite seines Teams befindet, Visp ist noch eine halbe Klasse besser und deshalb das Mass aller Dinge in der NLB. Es ist deshalb nicht vermessen, die Oltener zum Favoritenkreis zu zählen, obschon La Chaux-de-Fonds und Lausanne weit hinter ihren Möglichkeiten spielen. Die Aarestädter im möglichen Play-Off-Final zu sehen, wäre zum jetzigen Zeitpunkt vermessen.

Finanziell auf der richtigen Seite

Noch in der Saison 2003/2004 mussten die Aktionäre der Oltener einen negativen Rechnungsabschluss zur Kenntnis nehmen. Dank rigorosen Sparübungen und einer strengen Ausgabenpolitik schufen die Verantwortlichen, eine gute Grundlage, den Klub in eine sportlich gesicherte finanzielle Zukunft zu führen. Mit 126'000 Franken Gewinn aus den letzten fünf Jahren konnte die Liquidität der AG verbessert werden. Es darf festgestellt werden, dass bei den Personalausgaben bei den Oltener an den Gesamtausgaben auch die richtigen Akzente gesetzt wurden, da diese die Marke von 60 %, ausser der Saison 03/04, nicht überschritten haben. Die flüssigen Mittel erreichten 2008 die folgenden Raten: kurzfristig 84 %, Mittelfristig 146 % und langfristig 161 %. Aus all den vorerwähnten Zahlen und vor allem auch dank den sportlichen Erfolgen resultierte in der abgelaufenen Meisterschaft ein Plus von knapp 22'000 Franken. In der laufenden Saison erwarten die Oltener einen leicht höheren Reingewinn, dies hängt aber auch davon ab, wie das Team die aktuelle Meisterschaft bestreitet.

Neues Stadion oder Totalsanierung „Kleinholz“?

Anlässlich der Generalversammlung 2008 wurde den Aktionären ein grosses, ehrgeiziges Projekt auf dem Areal der SBB vorgestellt. Seither ist in dieser Richtung nichts Nennenswertes mehr geschehen. Geschäftsführer Rötheli sagte unlängst in einem Interview dazu: „Schade, dass das Projekt zur Zeit nicht weiter verfolgt werden kann. Deshalb kommt der Volksabstimmung im nächsten Jahr über eine Totalsanierung des Eisstadions „Kleinholz“ eine grosse Bedeutung nicht nur für uns, sondern für gesamte Region für unseren Eishockeysport zu. In der Abstimmung werden die Oltener auch über unsere Zukunft ein gewichtiges Wort beim benötigen Darlehen sprechen.“ Es gäbe deshalb keine Alternative dazu. Realistisch betrachtet könnten nach dem positiven Urnenentscheid die Oltener die Saison 2013/2014 im komplett sanierten „Kleinholz“ in Angriff nehmen.