Der SC Bern startet letzte Saison mit dem Ziel, Meister zu werden. Es kam anders und man scheiterte im Viertelfinale an Zug. Was darauf folgte, war das übliche Szenario. Man wechselte den Trainerstab aus, wurde zwei Ausländer los und liess bei den Schweizer Spielern alles beim Alten. Doch reicht dies aus, um in der neuen Saison erfolgreicher zu sein?
Gewisse Skepsis ist durchaus berechtigt. Das Gros des Kaders blieb zusammen. Auf den wichtigen Schweizer Positionen kam es kaum zu Änderungen. Die Chemie in der Mannschaft scheint auf den ersten Blick die Gleiche zu sein, wie seit Jahren. Das Management hat es verpasst, tiefgreifende Änderungen im Kader auf den Schweizer Positionen zu machen. Dies hat auch damit zu tun, dass der Markt an Schweizer Spielern um diese Jahreszeit bereits ausgetrocknet ist und gute Spieler nicht mehr zu erhalten sind. Ähnliches kann man für die Ausländerpositionen sagen. Hier fällt ebenfalls auf, dass die beiden neu verpflichteten Ausländer eher der Nimbus einer zweiten Wahl anhaftet, denn als wirkliche Top-Ausländer angesehen werden könnten.
Anders sieht die Position bei den Trainern aus. Dort konnte man mit Larry Huras und Hans Kossmann zwei gute Trainer holen. Anders als John van Boxmeer verfügen beide Trainer über ein gutes und solides Palmarès in der Schweizer Liga. Anders als van Boxmeer, kann das Duo die Spieler in drei Landessprachen erreichen und verfügt auch über das psychologische Geschick, bei Fehlern die Spieler nicht zu demoralisieren, sondern zu motivieren. Diese Eigenschaft ging dem vormaligen Coach ab. Ob es jedoch reicht, das sensible und fragile Gerüst der Mannschaft zu stabilisieren, ist fraglich. Denn die kleinste Unruhe innerhalb der Equipe könnte wieder zu einem versteckten Konflikt führen. Die Aufgabe des Coaching-Staffs wird es deshalb sein, bei den kleinsten Unruhen sofort korrigierend einzuschreiten und die Spieler an ihre Arbeit zu erinnern. Nicht umsonst wurde das Teammotto „Das Wir steht vor dem Ich“ ausgegeben. Die Frage stellt sich nur, ob dieses denn auch gelebt wird oder nicht.
Eine neue Herausforderung steht für Marco Bührer an. Der Berner Schlussmann erhält mit Olivier Gigon einen neuen Herausforderer, der diesen Namen auch verdient – und ihm die Position der Nummer eins, sollte Bührer schwächeln, streitig machen kann. Nicht umsonst konnte Gigon beim letztjährigen Arbeitgeber, dem HC Fribourg-Gottéron, Sébastien Caron ersetzen, als dieser mit einer Verletzung zum Pausieren verdammt war. Gigon machte seine Sache gut und war einer der Bausteine, dass die Sensestädter immer in den Playoff-Rängen verblieben. In der Verteidigung des SC Bern gab es einen einzigen Zuzug. Nach neun Jahren bei den SCL Tigers wechselt Martin Stettler zum SC Bern. Der SCB erhofft sich von ihm eine Stabilisierung in der Defensive und eine Entwicklung, wie diese Beat Gerber gemacht hat. Es würde nicht erstaunen, wenn Stettler in den kommenden Jahren den Schritt zum Stammverteidiger in der Nationalmannschaft machen würde. Damit wird er den Abgang von Marc Leuenberger rasch vergessen machen. Vom EV Zug kehrt Dominic Meier zum SC Bern zurück. Mit diesem Transfer wird die Offensivabteilung in der Verteidigung wieder gestärkt. Defensiv kann er mit der letztjährigen Bilanz von -8 nicht zufrieden sein. Meier wird versuchen, diese zu verbessern. Auch Huras wird versuchen, dem Offensivverteidiger die Defensive wieder schmackhaft zu machen.
In der Offensive stiessen Jean-Pierre Vigier und Lubos Bartecko zum SC Bern. Sébastien Bordeleau und Ramzi Abid mussten den SC Bern unfreiwillig verlassen. Ob diese Wechsel jedoch die erhofften Verstärkungen sind, ist abzuwarten. Vigier ist ein Spieler, der auf und neben dem Eis eine Leaderrolle beansprucht und diese auch lebt. Er ist nicht ein Scorer, wie man dies von Ausländern erhofft. Doch er kann einem Team mit seiner Vielseitigkeit gute Impulse geben. Mit Lubos Bartecko kommt ein weiterer Spieler mit viel Führungserfahrung nach Bern. Der Captain der slowakischen Nationalmannschaft möchte seine durchzogene letzte Saison vergessen machen. Mit Lulea aus der schwedischen Elitserien scheiterte er in den Viertelfinals. Mit der slowakischen Nationalmannschaft konnte er sich nur auf dem zehnten Platz klassieren. Erneut erreichte er mit seiner Mannschaft nicht die Viertelfinals. Dies alles möchte er nun mit Bern ändern und in das Halbfinale vordringen. Danach möchte er noch einmal eine Stufe weiterkommen. Sich weiterentwickeln wollen sich auch Pascal Berger und Etienne Froidevaux. Beide müssen sich weiterentwickeln, möchten sie beim SC Bern bleiben. Beide haben nun eine Saison der Bestätigung vor sich und müssen sich besser in Szene setzen.
Doch was geschieht Ende dieser Saison, wenn man erneut im Viertelfinale ausscheidet? Bei neun Spielern laufen die Verträge aus und müssen erneuert werden. Dies würde somit auch die Möglichkeit eröffnen, die Mannschaft umzubauen und neue Spieler zu verpflichten. Auf der anderen Seite birgt dies für den SC Bern die Gefahr, dass man zu schnell die auslaufenden Verträge auf Grund der Leistungen der laufenden Saison verlängert wird, oder die Spieler von den gegnerischen Klubs abgeworben werden. Hier muss sich Sven Leuenberger gut überlegen, wie er hier vorgehen will und wann er welchen Spieler verpflichten will. Denn am Ende entscheiden er und Larry Huras, welcher Spieler beim SC Bern bleiben wird oder nicht. Und ob Leuenberger am Ende der Saison nach wie vor der Sportchef ist oder nicht. Sollte der SC Bern das Halbfinale nicht erreichen, könnte es eng für ihn werden.