Jubelt am Ende Basels Justin Papineau? Foto: Christian Häusler (auf Bild klicken für MMS)


Oder schaffen die Bieler mit Gregor Thommen den Aufstieg doch noch? Foto: Sandro Stutz (auf Bild klicken für MMS)



Schafft es das Verliererteam Basel doch noch?

Von Martin Merk, Roland Jungi

Ab heute kämpfen das NLA-Verliererteam EHC Basel und der NLB-Meister EHC Biel um den letzten verfügbaren Platz für die kommende NLA-Saison. Eine Affiche, die normalerweise eine klare Sache ist - ausser in der Ligaqualifikation. Können die Bieler im vierten Anlauf den Klassenunterschied meistern? Oder ist Basel wenigstens für das stärkste NLB-Team nicht zu schwach?

Die Hürde Ligaqualifikation ist eine grosse. Der EHC Biel ist schon dreimal gescheitert, zuletzt zweimal in Serie. Seit dem Abstieg 1995 verpassten die Seeländer ihre Rückkehr. Der EHC Basel war 2005 der letzte Aufsteiger in die NLA, musste diesen jedoch neben dem Eis mit einem hohen finanziellen Mittelaufwand erkämpfen wie zuvor schon Genf-Servette. In Biel hat man in den kommenden Jahren Ähnliches vor - sofern es nicht schon dieses Jahr mit einem NLB-Budget klappen sollte.

Diese Saison haben die Bieler die Chance, auf die statistisch schwächste NLA-Mannschaft seit 30 Jahren zu treffen. 55 von 60 Spielen haben die Bebbi bereits verloren und müssen quasi die Anzahl an Siegen der gesamten Saison noch verdoppeln, um oben zu bleiben. Trotzdem stehen die Chancen bei dem Modus nicht schlecht, dass der EHC Basel trotzdem die weniger schlechte Mannschaft sein wird und damit oben bleiben könnte. Zumindest was die Schweizer Spieler anbelangt, sind die Basler beinahe auf jeder Position wenigstens namhafter besetzt. Viele Spieler sind NLA-tauglich oder haben zumindest auf NLB-Niveau schon Spitzenklasse bewiesen. Bloss: Was auf dem Papier anhand der Einzelspieler klar scheint, wurde in der Saison nur selten umgesetzt. Der Trainerwechsel von Mike McParland zu Glen Williamson folgte erst vor einer Woche und ist eine Art letzte Hoffnung, nochmals etwas mehr aus dem Team herauszuholen und einen Motivationsschub zu erzwingen.

Beim EHC Basel lief im 75-Jahre-Jubiläum wenig wie vorgesehen. Nach der überraschenden Playoff-Qualifikation 2006 und dem zweitletzten Rang 2007 wollte man Richtung Mittelfeld vorrücken und hätte auch das Budget gehabt, um NLA-tauglicher dazustehen, doch vor allem bei den Ausländern fehlte es an Verstärkungen. Im Spätherbst wurde der damalige CEO Ueli Schwarz zum Sündenbock Nummer eins ausgemacht und durch Beat Kaufmann ersetzt. Der Präsident Michael Geiger ärgerte sich darüber, dass Schwarz in seinen rund vier Jahren 30 Ausländer verbraucht hat und nur wenige etwas taugten. "Wir brauchen mehr Qualität statt Quantität. Es ist nicht immer nur eine Millionenfrage. Man muss schauen, was Fribourg mit einem leicht geringeren Budget erreicht hat, oder Lugano mit einem viel grösseren Budget nicht. Wir müssen das Geld besser einsetzen und ein saugutes Management haben!" sagt Geiger. Hinter den Kulissen hat er die Hebel in Bewegung gesetzt, dass man das finanzielle Loch erneut stopfen und mit Kaufmann als neuem Manager wieder in die Vorwärtsbewegung zurückkehren kann. Hierfür ist ein Klassenerhalt nötig. Ein Abstieg könnte das System um den grössten Geldgeber, dem Industriellen Rudolf Maag, sowie ein Co-Mäzenatentum aus Bankierkreisen zerstören und den Club zwischen Halbprofitum und Amateurdasein zurückführen, wo er seit seinen Erfolgen in den Fünfziger-Jahren die Zeit mehrheitlich verbrachte.

Anders sieht es beim EHC Biel aus. Der Club kann in der NLB existieren, hat seit Jahren jedoch die NLA im Visier und könnte wohl auch dort gesund wirtschaften, wenn denn der Aufstieg bloss klappen würde. In drei Ligaqualifikationen und einem juristischen Geplänkel ist man jedoch gescheitert und ist zumindest auf diesem Niveau ebenfalls von einem Verliererimage geplagt. Mit dem dänischen Trainer und Bieler Ex-NLA-Spieler Heinz Ehlers ist man zuletzt auf Hochform gekommen, doch auch ihm plagten zuletzt Verliererprobleme: In den letzten drei Jahren verlor er die letzte Serie - um den dänischen Meistertitel - jede Saison. Ob die von Biel und den NLB-Clubs gewollte Reduktion auf zwei Ausländern in der Ligaqualifikation (statt vier Ausländer und Last-Minute-Verpflichtungen) ein gutes Omen ist, ist fraglich, denn Basel hatte diese Saison in kaum einem Spiel mehr als zwei taugliche Ausländer auf dem Eis und die Reduktion von vier auf zwei Importspielern wird damit wohl weniger ins Gewicht fallen als erhofft.

Für Biel spricht vor allem eines, was man in Basel schon lange nicht mehr kennt: Euphorie! Die Seeländer glauben trotz den schlechten Erfahrungen an den Aufstieg vor allem im Wissen, dass sie den schwächsten NLA-Gegner der letzten Jahre haben werden. Die Mannschaft ist euphorisch, das Umfeld ist euphorisch, die Fans sorgen für einen Hexenkessel während in Basel bis auf 2000 Hardcore-Eishockey-Liebhaber die Zuschauer vergrault wurden. Die Spieler betrachten den NLB-Meistertitel als Zwischenschritt und wollen aus ihrer Aussenseiterrolle heraus das vermeintlich Unmögliche möglich machen.

Die grösste Moralspritze ist der Schweizer Meistertitel der NLB. Die Seeländer mussten im Playoff-Finale alle Höhen und Tiefen durchschreiten, um letztlich erfolgreich zu sein, und hatten auch packende Halbfinal-Spiele hinter sich. Der schier unerschöpfliche Glaube, endlich etwas Grosses bewegen zu können, verlieh den Bielern Flügel. Der Schwede Robert Burakovsky, der Ersatz für den verletzten Alexandre Tremblay, wurde zu einer verlässlichen, unverzichtbaren Stütze. Biels Topscorer Marco Tuomainen, der Bieler Finne, kehrte gerade noch rechtzeitig aus einem Zwischentief zurück. Nicht zu vergessen ist Goalie Marco Wegmüller. Dieser hat mit seiner Ruhe und seinen zum Teil sensationellen Paraden dafür gesorgt, dass die Gegner reihenweise an ihm verzweifelten. Im Sog der drei vorerwähnten Akteure verbesserten sich die restlichen Spieler nachhaltig.

Basel wird ähnlich antreten wie bislang. Für Ralph Bundi und Adrian Plavsic ist die Saison gelaufen. Thomas Nüssli, Ralph Stalder und Justin Papineau sind angeschlagen. Als Ausländer ist der Verteidiger Brett Hauer gesetzt, im Sturm kämpfen Yves Sarault und Radek Duda um den zweiten Platz. Auch in Biel ändert sich wenig gegenüber dem letzten Spiel. "Ausser den bekannten verletzten Spielern - Jérémie Kamerzin, Alexandre Tremblay und Serge Meyer - stehen mir heute Abend alle anderen Spieler zur Verfügung", sagt Ehlers.

Die Seeländer wollen sich möglichst rasch dem höheren Tempo der NLA-erprobten Gegner anpassen. Doch selbst wenn es nach spätestens sieben Spielen wieder nicht reichen sollte, haben die Bieler noch keinen Grund, den Kopf in den Sand zu stecken. Anfangs Saison mit einem Rumpfteam gestartet, steht der Club noch im Aufbau, um in den kommenden Jahren mit einem teureren Team den Aufstieg zu schaffen in Hinblick auf die neue Halle. Der Verpflichtung des verlorenen Sohns Martin Steinegger war ein wichtiges Signal diesbezüglich.