Doppelpack: Schiedsrichter-Duo Guy Pellerin und Brent Reiber am Spengler Cup
Foto: swiss-image.ch/Andy Mettler



Vier Mann - Anpassung an die Entwicklung

Von Urs Berger

An den ersten offiziellen Weltmeisterschaften des IIHF wurden, das erste Mal in der Geschichte des Verbandes, die Spiele im Vier-Mann System geleitet. Die Erfahrungen sind durchzogen und lassen einige Fragen offen.

Die Idee der IIHF ist gut. Sie erfüllt die Anforderungen an die schnellste Mannschaftssportart der Welt und entspricht auch dem Vorgehen der NHL. Doch nicht alle Schiedsrichter sind in der Lage, konstant auf dem gleichen Niveau zu pfeifen wie dies eigentlich die Vorgaben der IIHF ist. So gab es in den ersten Tagen des Turniers viele kleine Abstimmungsfehler, welche desöfteren auf und neben dem Eis für Verwirrung sorgten. Einige Schiedsrichter konnten sich nicht mit dem jeweiligen Partner finden. Andere Wiederum passten sich dem Niveau des Schlechteren an. Eine einheitliche Linie kam selten zu Stande. Am auffallendsten waren diese Probleme bei Schiedsrichtern, welche selten in einem Vier-Mann-System Spiele geleitet haben, oder sprachliche Barrieren zu Missverständnissen führten. Aus diesen Anfangsschwierigkeiten wird der internationale Verband sicher seine Lehren ziehen und das eine oder andere Anpassen. Wichtig ist jedoch der Punkt, dass der internationale Verband pro Land zwei Schiedsrichter aufbieten sollte, welche sich verstehen. Denn die Kommunikation auf dem Eis erfolgt nicht nur verbal, sondern auch nonverbal. Damit verhindert man, zu Beginn der Veranstaltung, dass die Zuschauer mit einen fahlen Beigeschmack nach Hause fahren. Den mit dem Vier-Mann-System sollten die Fouls besser geahndet werden (siehe Interview mit Freddy Reichen).

Beruf Schiedsrichter ändert sich

Nicht nur Negatives gibt es zu berichten über das neue Vier-Mann-System, sondern auch Positives. So wurden zu Beginn des Turniers viele Strafen ausgesprochen. Mit Fortdauer der Spiele wurden diese aber weniger. Die Spiele wurden flüssiger und besser. Die Intensität der Spiele wurde höher. Dies erfordert wiederum ein noch genaueres hinsehen der Schiedsrichter. Dies erfordert von den Schiedsrichtern eine höhere Agilität; sei dies Im Rückwärtslaufen, der Beweglichkeit, in der Konzentration oder dem Lesen des Spieles. Es bedeutet aber auch, dass der Schiedsrichter in seinen Vorbereitungen noch mehr auf die Fitness schauen muss. Alles in allem ist das neue Vier-Mann-System noch nicht ausgereift, aber die IIHF hat die richtige Entscheidung getroffen und macht mit der Einführung des Systems einen Schritt nach vorne. Damit das Spiel noch besser und intensiver wird. Damit die Fans noch besser Unterhalten werden. Dies soll wiederum zu mehr Zuschauern in den Stadien führen. Denn das Produkt Eishockeys ist am Aufholen. Und dies hat diese Sportart nötig. Auch wenn es immer mit Änderungen verbunden ist.

Reichen: „Das Spiel besser lesen“

Freddy Reichen, der Chef-Ausbildner der Schiedsrichter, äussert sich im Gespräch über das neue Vier-Mann System positiv. Einziges Problem werde der Nachwuchs sein. Dort erwartet er ein Vakuum, welches schwer aufzufüllen sein wird.

Freddy Reichen, international wurde das Vier-Mann-System eingeführt. Welche ersten Erfahrungen haben Sie gemacht?

Im Moment versuchen wir, die drei Profischiedsrichter und junge Schiedsrichter aus der National League B und der 1. Liga an das Vier-Mann-System zu gewöhnen. Dazu haben wir im Sommer einen Zusammenzug gemacht. Nun können wir, dank dem U20-Programm, das Erlernte aus dem Kurs in die Praxis umsetzen und Anpassungen vornehmen.

Sie sagen, dass junge Schiedsrichter an das Viermannsystem herangeführt werden. Besteht hier nicht die Gefahr, dass man das Niveau der Leistungen der Schiedsrichter nach unten zieht?

Ich glaube weniger, dass wir ein Problem mit dem Niveau der Schiedsrichter haben werden. Wir haben neben den vier Schiedsrichtern aus der National League A noch zwei aus der National League B und drei aus der 1. Liga in das Projekt aufgenommen. Die Schiedsrichter aus der ersten Liga, welche hier im Projekt mit arbeiten, sehen wir klar als unsere Zukunft. Wir werden eher ein Problem in den unteren Ligen der Schweiz haben. Wenn wir den unteren Ligen alle guten Schiedsrichter wegnehmen müssen, dann ergibt dies ein Vakuum, welches wir zu füllen haben. Aber auf dem höheren Niveau sehe ich zurzeit keine Probleme.

Wie will man dieses Vakuum füllen? Denn ich gehe davon aus, dass man früher oder später auch in der 1. Liga mit dem Vier-Mann System beginnen wird.

Zuerst wird das Vier-Mann System in der NLA ein Thema sein. Danach werden wir weiter schauen. Vorderhand wird für die unteren Ligen alles beim Alten bleiben.

Wie sieht es aus mit den Kosten für die Klubs mit einem Schiedsrichter mehr?

Die sollten keine Rolle spielen. Ein Head erhält 500 Franken pro Spiel. Jeder Klub spielt 25 Spiele zu Hause. Also sollte die finanzielle Mehrbelastung kaum zu spüren sein.

Wo sehen sie die Stärken des Vier-Mann-Systems?

Die Stärken des Vier-Mann-System sehe ich darin, dass der vordere Mann sich viel besser auf das Spielgeschehen konzentrieren kann. Er sollte näher beim Spielgeschehen sein, näher bei der Scheibe und sich darauf konzentrieren, was dort läuft. Der hintere Schiedsrichter soll das gesamte Spiel von hinten beobachten. Die Stärken dieses Systems sind, dass die schmutzigen Fouls, welche bisher hinter dem Rücken des Schiedsrichters geschehen sind, so besser geahndet werden.

Wird dadurch das Spiel schneller?

Das Spiel wurde bereits durch die konsequentere Regelanwendung schneller. Dadurch müssen die Schiedsrichter nun auch mehr laufen. Aus diesem Grunde kann es geschehen, dass der Schiedsrichter das eine oder andere Foul nicht sieht. Mit dem neuen Vier-Mann-System wollen wir dieser erhöhten Geschwindigkeit entgegentreten und so das Spiel noch attraktiver machen.

Gab es bereits einmal Ideen, mit einem Mann mehr das Spiel zu leiten?

Bereits vor zehn Jahren sprach man über das Vier-Mann System. Doch diese Idee wurde verworfen, da man befürchtet, dass auf dem Eis ein Chaos entstehen könnte. In der Zwischenzeit hat sich jedoch das Eishockey verändert. Es wurde schneller und intensiver. Nun ist die Zeit, das Vier-Mann-System einzuführen und das Eishockey noch attraktiver zu machen.