Patrick Fischer nach seiner Rückkehr in Zug
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Patrick Fischer kehrt ins EVZ-Dress zurück
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Und bald auch im Trikot der Nationalmannschaft?
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Patrick Fischer: "Diese Erfahrung wird mich weiterbringen!"

Von Martin Merk

Heute hat Patrick Fischer erstmals mit dem EV Zug trainiert. Fischer sprach über seine Ziele mit dem EVZ, seine Zukunft in Russland und die Freude, dass er den Traum NHL erleben durfte.

Das Interview zum Anhören! (Format: MP3 / 17:01 Minuten / 15,5 MB)

Wie gross ist die Enttäuschung, dass du es diese Saison nicht mehr in die NHL geschafft hast?

Patrick Fischer: Die Enttäuschung ist nicht mehr so gross. Ich konnte den Schritt nachvollziehen. Ich bin eher enttäuscht, weil man es mir nicht schon früher gesagt hat. Aber es warten schöne Herausforderungen auf mich und ich freue mich auf Zug, mit ihnen zu spielen, ihnen zu helfen und danach nach Russland zu gehen. Es ist für mich eine Ehre, als Ausländer in dieser Liga zu spielen. Von dem her habe ich genug positive Gründe, um diese Enttäuschung so locker wegzustecken.

Ist der EV Zug nun eine Art Notlösung, um sich fit zu halten?

Was heisst Notlösung? Ich sehe es überhaupt nicht so. Es ist eine Lösung, welche beiden hilft. Klar habe ich zuletzt nicht viel gespielt, ich hatte meinen letzten Match im Februar. Für mich ist sicher gut, dass ich Spielpraxis erhalte und dass ich spielen kann. Das ist mein Beruf und ich liebe das Hockeyspielen. Ich spielte zuletzt viel zu wenig Hockey. Für Zug ist es sicher eine gute Lösung, weil ich ihnen helfen kann. Ich kenne den Verein gut, bin hier aufgewachsen, ich glaube es ist für beide eine Win-Win-Situation.

Du hattest dein erstes Training mit dem EVZ, wie lief das und mit wem hast du gespielt?

Es ging gut, es ist eine gute Mannschaft, das Tempo war hochstehend, es hat Spass gemacht. Ich habe mit "Coco" Casutt und mit "Schnitz" Schnyder gespielt und schaue, wie wir morgen spielen.

Wäre es für dich ein Problem, aus der grossen NHL zum kleinen EV Zug zu kommen und dann nur im vierten Block zu spielen?

Nein, ich will einfach spielen, wo ich spiele, darauf kommt es nicht an. Ich habe heute mit Sean (Simpson) gesprochen und er kann mich einsetzen, wo er will. Er muss mich nicht speziell forcieren, weil ich Erwartungen haben könnte, denn er hat Topstürmer, die am Samstag einen super Match spielten. Es ist klar, dass er nun nicht die gesamte Mannschaft umfunktioniert und Spieler verrückt macht. Wir sind so verblieben, dass er mich dort einsetzen soll, wo es mich gerade benötigt und ich gebe mein bestes.

Falls du schon morgen spielen könntest, würdest du auf Genf-Servette mit einem alten Bekannten, Chris McSorley, treffen. Man kennt die Geschichte mit dem Stock, hast du ihn schon präpariert?

Ja, das ist schon noch im Hinterkopf. Ich werde sicher einen geraden Stock bereit machen und den im richtigen Moment bringen. Aber vielleicht ist der Herr McSorley auch älter geworden und versucht diese Mäzchen nicht mehr, sie haben ja noch nie funktioniert.

Wechseln wir zum Thema St. Petersburg: Wieso diese Herausforderung Russland?

Es ist eine Herausforderung, welche für einige Leute vielleicht nicht so nachvollziehbar ist, aber für mich schon. Es ist die beste Liga Europas, es ist eine wunderschöne Stadt. Ich bin ein Mensch, der Herausforderungen und neue Sachen liebt. Und als Ausländer in Russland zu spielen ist für einen Schweizer auch nicht selbstverständlich.

Du bist einer von fünf Ausländern, vier dürfen spielen, das wird also ein harter Job für dich.

So ist der heutige Sport. Die sind gespickt von guten Spielern, sind Tabellenführer und haben sicher eine gute Mannschaft. Ich muss mich beweisen und bestätigen, aber dass bin ich mir gewohnt, das war mein ganzes Leben schon so. Das wird jetzt auch nicht anders sein und ich freue mich darauf.

Ist der Wechsel von der NHL nach Russland für dich ein Auf- oder Abstieg?

Weder noch. Einen Aufstieg kann man es sicher nicht nennen, einen Abstieg rein sportlich auch nicht, weil das Hockey ist extrem gut. Europäisches und NHL-Hockey sind zwei verschiedene Paar Schuhe. Ich habe lieber auf dem grossen Feld gespielt, bin hier geboren und aufgewachsen. Es ist kein Abstieg, es ist etwas anderes. Plan A ist nun nicht aufgegangen und jetzt kommt Plan A2.

Bei der Nationalmannschaft warst du zuletzt nicht dabei, wie stehst du zu ihr?

Wie immer. Seit ich 18 bin, spiele ich in der Nati, wenn ich gesund bin. Ich werde auch immer für die Nati spielen und es macht mir auch riesig Spass. Wir haben eine gute Mannschaft und schöne Turniere vor uns mit (der WM in) Kanada, in der Schweiz und die Olympiade. Ich werde sicher zur Nati gehen.

Beim ersten Zusammenzug könnte es aber sein, dass du fehlst, weil du in Russland sein solltest.

Das ist richtig. Ich spiele bis zur Nati-Pause in Zug, dass ist Pause und ich spiele in Russland weiter. St. Petersburg hat gesagt, dass sie mich diese Woche vor dem Start bei sich haben möchte, dass ich mich einlebe, das Team kennenlerne, darum kann es sein, dass ich die Erlaubnis für den Nati-Zusammenzug nicht erhalte.

Lernst du nun Russisch, bis du rüber gehst?

Ja, ich muss mich schon etwas vorbereiten. Die Sprache ist relativ wichtig, dass man sich verständigen kann. Ich bin ohnehin einer, der gerne Sprachen lernt. Wer weiss, wie weit ich hier komme.

Zurück zu Zug: Wie ist es für dich, hier in Zug wieder mit offenen Armen aufgenommen zu werden? Es ist ja wie eine Familie für dich.

Es ist eine Familie für mich. Ich bin, seit ich ein kleiner Knopf war, in Zug und es hat mich immer wieder zurückgezogen. Wir haben eine gute Lösung für beide gefunden und ich bin froh, dass ich wieder für Zug spielen kann. Wenn Zug jetzt Nein gesagt hätte, hätte ich zu einem Konkurrenten gehen müssen und das hätte ich nicht gewollt und auch Zug nicht.

Du fühlst dich in Zug daheim, wieso gehst du denn immer wieder weg?

Dass ich in die NHL gegangen bin, kann glaub ich jeder verstehen. Dass ich nun wieder weg, nach Russland, gehe, ja das bin halt ich. Ich suche Herausforderungen, es muss immer etwas laufen, dann wird es mir nicht langweilig und jetzt bleibe ich mir treu.

Für Phoenix warst du zu alt. Wie sieht es in Russland aus? Hast du keine Angst, dass man dich aufgrund des Alters wieder abschieben könnte?

Zu alt. Ja, scheinbar war ich zu alt. Ich fühle mich eigentlich gar noch nicht so alt. Und ich bin auch nicht alt! Ich bin jetzt 32 geworden. Ich habe schon überprüft, wie alt die in Russland sind und es hat schon einige Ältere darunter. Ich fühle mich also auf der sicheren Seite.

Was ist nun das grosse Ziel in Russland?

Ganz klar der Meistertitel! Wir haben eine Top-Mannschaft, St. Petersburg ist auf dem ersten Rang und jeder will gewinnen. Man spielt ja nur, dass man gewinnt.

In der Schweiz fährt man mit dem Bus zu den Spielen, in Russland wird das etwas anders, freust du dich darauf auch?

Die russische Liga ist (diesbezüglich) sehr ähnlich wie die NHL. Es wird herumgeflogen, es ist höchst professionell, es ist viel Geld herum, überall sind neue Stadien und wie wollen wirklich einen Gegenpol (zur NHL) machen. Viele Russen hat die NHL verloren, weil sie in Russland bleiben, von dem her erwarte ich ähnliche Infrastrukturen wie in Amerika. Ein Team (Chabarowsk) ist fast in China, das ist halt etwas weiter weg, aber da muss ich halt eine Schlaftablette nehmen.

Du hattest ja nun viele Turbulenzen, auch wenn man die familiäre Situation anspricht, ist das nicht alles ein bisschen viel auf einmal?

Nicht unbedingt. Wir konnten alles gut regeln, ich und meine Frau verstehen uns blendend. Wir scheiden uns zwar, aber haben keine Problem, von dem her belastet mich diese Seite nicht. Sportlich waren es schöne Turbulenzen. Es war ein wunderschönes Jahr für mich, dass ich das erleben durfte. Jetzt haben sie mich rausgekickt, jetzt geht ein neues Türchen auf, das ist eine neue Chance. Man muss da aufstehen, ich war zwar am Boden, aber ich habe gute Agenten, die mir eine gute Lösung präsentieren konnten. Ich bin mir sicher, dass diese neue Erfahrung mich als Spieler und Mensch weiterbringen wird, darauf freue ich mich und das ist auch das Ziel des Lebens.

Sieht man den "Fischi" wieder mit der 21 beim EVZ?

Nur mit dem 21!

Du warst ja mit der Nationalmannschaft schon in St. Petersburg. Wie gefällt dir die Stadt? Was kannst du über sie erzählen?

Das stimmt, im 2000, April/Mai, war ich da. Es war sehr schön und warm, ich weiss nicht wie der Winter ist, aber man nennt es ja Venedig des Ostens, es muss wirklich schön sein, eine riesige Geschichte, auch kulturell wunderschön - ich freue mich drauf. Es ist Russland, es ist etwas Neues, sicher spannend und ich sehe dann, was auf mich zukommt.

Mit dem Trainer Barry Smith bist du ja schon im Sommer in Kontakt gestanden. Wie ist das abgelaufen? Hat er dir damals schon einen Platz in Aussicht gestellt?

Das stimmt, er hat mich im Sommer angerufen, als er in St. Petersburg unterschrieben hat. Er hat gefragt wie es bei mir aussähe, ob ich Interesse hätte, falls es mit Phoenix nicht klappt. Wir hatten viel gesprochen, aber nie konkret, ich sagte ich würde dann schauen, wenn es wirklich soweit wäre. Wir sind uns dann schnell einig geworden. Ich wusste, dass ich einen Trainer haben werde, der mich wirklich will und der mich kennt. Das macht sicher vieles einfacher.

Was hat er dir über den Club erzählt?

Dass er sehr professionell ist, eine sehr gute Infrastruktur hat, gute Spieler, ich war in den letzten Tagen ein paar Mal mit ihm in Kontakt. Sie spielen gutes und erfolgreiches Hockey, sie haben einen grossen Sponsor hinten dran, der das ganze auch stabil macht. Das Schlechte hat er mir noch nicht erzählt (lacht).

Du hast vom grossen Sponsor, der Gazprom, gesprochen. Sie haben aus dem Team, das sonst immer hinten war, den Tabellenführer gemacht. Ist es nicht ein grossen Druck für dich, grad in eine neue Liga zu kommen mit all dieser Euphorie?

Die Leute werden sicher etwas erwarten, aber das ist immer so, wenn etwas Neues kommt, erwarten die Leute etwas Gutes. Das gehört zum Sportler, das kenne ich und ich bin darauf ach vorbereitet. Und es ist immer einfacher in eine Mannschaft zu kommen, die funktioniert, die Erfolg hat als in eine, bei der nichts läuft. Und das ist ja alles erst in sechs Wochen, vielleicht sind sie ja in sechs Wochen nicht mehr so in Form. Von dem her mache ich mir noch keine grosse Gedanken wegen Erwartungsdruck und so. Ich weiss, was ich von mir erwarte und hoffe, dass es das erfüllen kann.

Zurück zu Phoenix: Was denkst du, wieso es nicht mehr geklappt hat nach dem einen Jahr, das dir ja sportlich nicht schlecht gelaufen ist?

Ich glaube, es sind mehrere Faktoren. Sicher der politische Entscheid von ihnen, das sie verjüngen wollen, dann, dass ich schlechte Karten hatte mit dem Zweiweg-Vertrag in der Hand. Dann wohl auch, dass ich nicht gut genug war. Wenn ich ins Camp gekommen wäre und gespielt hätte wie weiss ich nicht wer, hätten sie mich sicher behalten, aber es hat nicht gereicht.

Du warst ja auch lange verletzt, wie geht es dir nun gesundheitlich?

Ich konnte mich den ganzen Sommer aufbauen und verletzungsmässig habe ich keine Probleme mehr.

Du hattest letzte Saison vier Spiele im Farmteam bestritten. War dies so abschreckend, dass du sofort nein zur Abschiebung gesagt hast?

Ich war letzte Saison in San Antonio und wusste, dass ich in dieser Liga nicht mehr spielen werde. Nicht, weil es eine schlechte Liga ist. Entweder spiele ich in der NHL oder wenn ich gleich hinunter komme, wäre es schwierig, wieder zurückzukommen. Ich war einfach enttäuscht, wie das Ganze abgelaufen ist, darum wusste ich auch, dass ich später kaum die Chance erhalten würde, zum Zug zu kommen. Sie wollten mich zwar später nochmals überreden, dass ich nach San Antonio gehe und dann vielleicht raufkomme, aber ich habe mich anders entschieden und bin froh, dass ich das so gemacht habe.

Hast du auch schon Québec City, sprich die WM dort, im Kopf, wo du doch die letzten beiden WMs verpasst hast?

Ja ich weiss sicher, dass das in Québec City ist, bis dann geht es aber noch lang und ich möchte zuerst einmal wirklich Hockey spielen. Aber ich freue mich und werde, wenn mich Ralph (Krueger) aufbietet, sicher in die Nati gehen.

Letzte Frage: Weisst du schon, wie deine Rolle aussehen wird beim SKA St. Petersburg?

Es hat geheissen, dass der Trainer mich als Center spielen lassen möchte, das ist auch meine Lieblingsposition und das sehen wir dann. Ich habe mit ihm aber noch nicht gross über Taktik gesprochen und das ist auch schwierig übers Telefon. Aber er weiss, welche meine Stärken sind und wir die hoffentlich richtig einsetzen.

Hockeyfans.ch bedankt sich bei Patrick Fischer für das ausführliche Interview und wünscht alles Gute.