Rückblick: HC Lugano
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Lugano - Torhütertheater entschied Saison

Von Urs Berger

Eigentlich hätte Larry Hurras alle Trümpfe in der Hand gehabt, um in den Final vorzustossen. Doch wie es im Sport so geht, setze er diese in den entscheidenden Phasen falsch ein. Zu oft lautete wir Frage Ronnie Rüeger oder David Aebischer und zu oft war der NHL-Torhüter nur zweite Wahl. Dies entschied denn auch die Meisterschaft und Lugano musste mit einem beschämenden Viertelfinal-Aus gegen ein angeschlagenes Bern schon frühzeitig in die Ferien. Larry Hurras muss sich nun den Vorwurf gefallen lassen, zu sehr auf sein Ego gehört zu haben.

Management
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Die heiss diskutierte Frage im Tessin dürfte lauten: Ist Geo Mantegazzi immer noch die graue Eminenz hinter dem HC Lugano? Viele behaupten dies oder scheinen es zu wissen. Dennoch glauben wir nicht mehr so sehr daran. Denn mit dem Beat Kaufmann, Jörg Eberle und Sandro Bertaggia ist ein Trio im Management tätig, welches das Eishockey von der Pike bis zur Sohle selber gelernt hat und deshalb auch weiss, wie die Spieler auf dem Eis funktionieren, wie der Trainer funktioniert und, was am meisten zählt, wie man das Produkt Eishockey verkauft. Dies verdient Respekt. Dennoch können wir nicht ganz nachvollziehen, wieso einer der besten Torhüter der Welt verpflichtet wird, um ihn danach nur Statistiken schreiben zu lassen. War da wieder die Arroganz zu erkennen, welche bei Lugano früher vorherrschte? Aus diesem Grund gibt es auch nicht die beste Bewertung.
Trainer
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Eigentlich ist Larry Hurras ein ausgezeichneter Trainer. Doch manchmal kommt ihm seine Sturheit in den Weg und er stellt sich selber ein Bein. So auch im letzten Saisonspiel gegen den SC Bern, als er den ausgeruhten Ronnie Rüeger (30 Spiele, 61 Tore, 2.03 GAA) dem heissen David Aebischer (22 Spiele, 49 Tore, 2.22 GAA) vorzog, um so ein mögliches drittes Spiel in der BernArena zu erzwingen. Denn wir sind überzeugt, dass Aebischer Revanche an den Bernern genommen hätte und so die Luganesi in den Halbfinal gegen Davos gehext hätte. Aber das sind Tempi pasati und auch der einzige Klecks im Reinheft von Larry Hurras.
Ausländer
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Ville Peltonen war einer der besten Spieler auf Schweizer Eis. Dennoch konnte er nicht ganz überzeugen. Zu launisch war der Stürmer aus Finnland um in den Play-offs entscheidend einzugreifen. Es schien, als habe er in den Playoffs mit der etwas härteten Spielart Probleme. Ansonsten spielte er in seinen 49 Spielen mit 24 Toren und 59 Punkten sehr solide.

Petteri Nummelin kann mit dieser Saison eigentlich zufrieden sein. In 39 Spielen erzielte er 14 Tore und kam auf 50 Punkte. Dennoch ist der Filigrantechniker noch nicht dort, wo er sein könnte. Lag das an seinen verschiedenen Verletzungen (Handgelenkverletzung, Adduktorenzerrung, Oberschenkelverletzung) oder war er einfach zu selbstverliebt in den Puck um ihn schneller abzuspielen? Fragen, welche wir nicht beantworten können und wollen. Er muss uns die Antwort auf dem Eis nächste Saison selber geben.

Mike Maneluk ist einer der heissesten Spieler in der Schweiz und kann bei Lugano ein Spiel im Alleingang entscheiden. Läuft Maneluk auf Betriebstemperatur, so kann er jeden Gegner ausschalten und zur Weissglut treiben. Jedoch war auch er nicht von Verletzungspech (Adduktoren) verschont. In den 35 Spielen erzielte er 14 Tore und 35 Punkte und blieb damit hinter den Erwartungen zurück. Oder war es das Alter, das ihn daran hinderte?

Benoit Gratton blieb vor allem wegen seiner Gehirnerschütterung hinter seinen Möglichkeiten zurück. Diese hinderte ihn an einer besseren Integration in das Team und zudem auch an seiner Spielgestaltung. So musste er denn auch einmal zum EHC Chur um seine Form wieder zu finden. Dennoch spielte er für Lugano 31 Spiele, erzielte 6 Tore und 18 Punkte.

Weitere Ausländer ohne Bewertung:
   · Jason Blake
   · Paul Di Pietro
   · Martin Gelinas
   · Jame Pollock
   · Alex Tanguay
   · Kimmo Timonen
U20 - Spieler
Ein Spitzenklub wie Lugano sollte auch eigene Junioren haben, welche auch im Fanion Team spielen können. Dies war aber in der letzen Saison nicht der Fall. Das ist, wie auch beim SC Bern, ein schlechtes Signal für die Jugend. Hier sollten sich alle Beteiligten an einen Tisch setzen und die Zukunft der Teams und der Juniorenförderung besprechen. Denn ansonsten hat das Schweizer Eishockey in den nächsten Jahren ein Nachwuchsproblem. Deshalb ist nun auch Lugano gefordert und sollte das Nachwuchsproblem mit innovativen Ideen im Tessin in Zusammenarbeit mit dem HC Ambrí-Piotta angehen. Wer weiss, vielleicht mit einem gemeinsamen Team?
Zusammenfassung Ein sicherer Qualifikationssieger scheitert an einem mittelmässigen Titelverteidiger. Dies ist die Quintessenz einer guten Saison des HC Lugano. Der Vertreter aus dem Tessin war sicher in der Verteidigung und liess in der regulären Spielzeit nur 99 Tore zu, ehe sie den defensiven Teil vernachlässigten und dem SC Bern 15 Tore zugestanden. So war denn eine sehr gute Saison zu einer schwachen Saison verkommen.

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