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Finalvorschau HC Davos – ZSC Lions

von Urs Berger

Am Gründonnerstag-Abend um 22:20 ist die Entscheidung in der BernArena gefallen. Der amtierende Meister Bern wurde vom HC Davos aus dem Meistertitelrennen herausgeworfen. Zwei Tage zuvor sicherte sicherten sich die ZSC Lions den Finaleinzug gegen Zug. Eins ist sicher - es wird einen neuen Schweizer Eishockey-Meister geben. Doch wer ist Favorit? Wer macht das Rennen um den "Schirmständer"? Wir vergleichen die einzelnen Mannschaftsteile miteinander und wagen den Blick in die Kristallkugel.

TorhüterTorhüter
Mit Jonas Hiller steht bei den Davosern wohl eine der Überraschungen der Saison im Tor. Mit seinem typischen Butterfly–Stil machte er es den Angreiffern nicht einfach. Immer wieder blockte er Schüsse aus besten Positionen ab. Seine Fanghand wurde während der Saison schneller und besser. Das einzige Spiel, das er nicht auf Top–Niveau spielte und einige Fehler beging, war das 5:4 im zweiten Spiel der Serie zwischen dem SC Bern und dem HC Davos. Im nächsten Spiel revanchierte er sich und liess danach nur noch fünf Tore in vier Spielen zu.
Note: 5

Ari Sulander ist in die Jahre gekommen und kassiert hin und wieder ein faules Ei. Dennoch ist er einer der besten, wenn nicht sogar der beste Torhüter, auf Schweizer Eis. Mit einem Gegentordurchschnitt von 2.62 Toren pro Spiel ist er ein ausgezeichneter Rückhalt der jungen ZSC Lions. Der stoisch ruhig wirkende Sulander spielt seit nunmehr acht Jahren bei den Löwen und ist schon fast nicht mehr wegzudenken. Er spielte bei den zwei Meistertiteln der Löwen einen entscheidenden Part und kann aus seiner grossen Erfahrung schöpfen. Auch er hat in den Halbfinals gegen den EV Zug nur zehn Tore kassiert.
Note: 5.5

DefensiveDefensive
Die Defensive wird in diesem Play-off Finale eine entscheidende Rolle bei den Davosern sein. Bleibt sie, wie in den Spielen gegen den SC Bern so solide und sattelfest, ist dies der Schlüssel zum Erfolg. Mit den Verteidigern Marc Gianola (Bild), Andrea Häller, Beat Forster, Jan von Arx und Benjamin Winkler ist die Abbruch und Abräum GmbH optimal besetzt. Selten werden die Verteidiger unter grossen Druck gesetzt, da schon beim „geordneten“ Rückzug in die Verteidigung die Stürmer mithelfen, den Druck wegzunehmen. Sollte sich jedoch ein Gegenspieler erdreisten, zu nahe an den Torhüter zu kommen, wird er weggearbeitet und konsequent unter Druck gesetzt.
Note 4.5


Bei diesen Namen ist solides Handwerk vor Spektakel gesetzt: Andri Stoffel, Matthias Seger, Edgar Salis (Bild), Martin Höhener und Martin Kout. Sie sind in der Defensive für das Abräumen und Wegarbeiten der Gegner verantwortlich und nehmen diese Sache ernst. Bis auf einen Aussetzer in der Qualifikation, als sie das Foul an Ari Sulander nicht rächten (oder nicht rächen wollten?), spielten sie sehr solide und defensiv verlässlich. Daneben haben die Lions den offensiven Schillerfalter Mark Streit, der die entscheidenden Akzente in einem schnellen Spiel mit direktem Zug auf das Tor gestalten kann und sich eher in der Offensive sieht als in der Defensive. Doch wenn es drauf ankommt arbeitet auch er defensiv sehr zuverlässig.
Note: 5


OffensiveOffensive
Die Davoser Offensive ist ein Prunkstück. Mit Andres Ambühl (Bild), Sandro Rizzi, Michel Riesen, Reto von Arx und Peter Guggisberg verfügt Arno del Curto eine ausgezeichnete Balance zwischen Powerhockey und schnellem Umschalten auf die Defensive. So kann zum Beispiel Reto von Arx mit seinen Zuspielen auf die Mitspieler einen schnellen Angriff auslösen oder aber in der Verteidigung hart zur Sache gehen. Mit Joe Thornton, Niklas Hagman, Rick Nash und Josef Marha verfügen die Davoser über die in der Liga gefürchtesten Angreiffer. An einem guten Tag können sie Spiele entscheiden.
Note: 6


Die Zürcher offensiv Abteilung hat zwar nicht die ganz grossen Namen, dennoch ist der Mix zwischen erfahrenen und jungen Spielern ausgezeichnet und sie sind nicht abhängig von Einzelspielern, wie dies beim HC Davos der Fall ist. Dennoch können Spieler wie Andreas Camenzind (Bild), Michel Zeiter, Thierry Paterlini und Sven Helfenstein mit ihrer Härte oder mit ihrer Cleverness die nötigen Räume für ihre Spieler schaffen oder können schnell in die Defensive aushelfen. Auch die Ausländer mit Randy Robitaille, Robert Petrovicky, Jan Alston und Mike Richard sind nicht zu verachten. Trainer Christian Weber wird sich festlegen müssen, welchen der Ausländer er pausieren lassen möchte.
Note: 4.5


BoxplayBoxplay
Die Davoser bekunden Mühe mit dem Boxplay. Liessen sie in der Qualifikation nur alle 17:51 Minuten einen Gegentreffer zu, verloren sie diesen Schnitt in den Play-offs auf 15:27 Minuten. Sie müssten also aufpassen, dass sie nicht zu viele Strafen kassieren. Dennoch täuschen die Zahlen, konnten sie doch in Bern eine fünfminütige Strafe ohne Tor bewältigen.
Note: 4


Das Boxplay war während der Qualifikation nicht besonders gut. Im Schnitt alle 10:21 Unterzahlspiel leuchtete jeweils die rote Lampe hinter Ari Sulander auf. Doch auf die Play-offs hin wurde dieser Wert auf 19:42 verbessert. Die Zürcher waren solider und wirkten sicherer in den Play-offs als in der Qualifikation..
Note: 5


PowerplayPowerplay
Das Powerplay der Davoser ist gut. In der Qualifikation wie auch in den Play-offs erreichte die Mannschaft von Arno del Curto einen soliden Schnitt von 8:42 Minuten respektive von 11:18 in den Play-offs. Die Davoser spielen schnell und ohne zu zögern. Sie lassen die Scheibe gut laufen und kreieren im Slot viele Chancen.
Note: 5


Die ZSC Lions verfügen über ein ausgezeichnetes Powerplay. In der Qualifikation schossen sie nach 6:58 ein Tor, in den Play-offs senkten sie diesen Schnitt noch einmal um eine gute Minute auf 5:29. Mark Streit und Jan Alston orchestrieren das Powerplay von der blauen Linie sehr effizient.
Note: 6


AusländerAusländer
Joe Thornton ist ein unberechenbarer und launischer Spieler. Dennoch ist er für die Davoser sehr wichtig und er sollte mehr den direkten Abschluss suchen. Rick Nash vollendet das, was Joe Thornton auf seine Schaufel zaubert. Aber ohne Thornton ist er nur ein Mitläufer. Als Thornton eine Spielsperre absitzen musste war er zwar gefährlich aber nicht produktiv. Niklas Hagman ist der Stille unauffällige Spieler, der sehr Mannschaftsdienlich spielt und selten unter Druck ist. Er findet immer wieder eine Anspielstation oder einen Raum um selber direkt zu schiessen. Josef Marha (Bild) hat unter den NHL Zuzügen zu leiden und bleibt seiner Reputation etwas schuldig. Dennoch ist er für Davos wichtig und kann in engen Spielen viel bewirken.
Note: 5.5


Ari Sulander kann als Torhüter ein Spiel entscheiden. Er gilt als Musterprofi und wird in dieser Phase sicher ganz heiss sein. Tony Virta ist einer der Schlüsselspieler in der Mannschaft der ZSC Lions. Immer wieder kann er mit wichtigen Toren die Entscheidungen erzwingen oder scheinbar aus dem Nichts ein Tor erzielen. Randy Robitaille hat sich im Team eingelebt und ist defensiv wie offensiv sehr zuverlässig. Er spielt solide und schnell. Seine öffnenden Pässe kommen wie von Laser gesteuert auf die Schaufel der eigenen Spieler. Robert Petrovicky (Bild) ist ein sensibler Schillerfalter, der wichtig für die Chemie im Team ist. Er kann aber auch wichtige Tore schiessen und ist ein guter und wendiger Schlittschuhläufer. Jan Alston ist der Topskorer der Play-offs und wird diesen zu verteidigen wissen. Er wird sicher das Finale durchspielen, wenn er nicht verletze wird.
Note: 4.5


BluelinerBlueliner
Niklas Hagmann und Reto von Arx teilen sich diese Rolle. Dennoch ist keiner ein richtiger Blueliner. Andrea Häller (Bild) und Beat Forster sind zwar auf dieser Position auch gut, aber es fehlt ihnen an Druchschlagskraft und an schnellen präzisen Zuspielen.
Note: 5


Mark Streit (Bild) und Jan Alston teilen sich diese Aufgabe und sind blitzschnell mit den Zuspielen auf ihre Mannschaftskollegen. Zudem verfügt Mark Streit einen der besten und härtesten Schüsse der Liga.
Note: 5


CoachCoach
Arno del Curto ist ein erfahrener Playoff-Coach mit Meistertitel. Er ist impulsiv, fordernd und duldet keine Halbheiten. Bei Niederlagen kann er richtig toben und seine Spieler damit noch mehr motivieren. Er ist sehr heiss in den Spielen und explodiert auch mal.
Note: 6


Christian Weber ist ruhig. Manchmal wirkt er schon fast stoisch und nimmt das Spiel wie es kommt. Dennoch kann er hie und da, bei umstrittenen Entscheiden des Spielleiters, explodieren und wie ein Vulkan in die Luft gehen. Der einzige Nachteil ist, das Christian Weber noch keine Erfahrung hat, eine Mannschaft in einem Playoff-Final zu coachen.
Note: 5


"Heisse" Spieler"Heisse" Spieler

Niklas Hagman

Jonas Hiller

Beat Forster

Björn Christen

Jan Alston

Mark Streit

Tony Virta

Ari Sulander
"Kalte" Spieler"Kalte" Spieler

Joe Thornton

Rick Nash

Reto von Arx

Michel Riesen

Michel Zeiter

Sven Helfenstein

Martin Höhener

Mathias Seger
FazitFazit
Die Davoser scheinen einen Aussenseiter-Bonus zu haben. Diesen kleinen Vorteil werden sie vielleicht ausnützen können, wenn sie noch kompakter und noch gezielter an der Mannschaftsleistung arbeiten werden. Wichtig wird es sein, dass Arno del Curto Joe Thornton Beine macht und dieser die Handbremse löst. Zudem darf er sich keine dummen Strafen leisten. Ein Problem könnte auf der Torhüter-Position auftreten, wenn sich Jonas Hiller in einem Spiel als unzuverlässig erweist. Nach einem solchen Spiel wären danach die Löwen noch ein wenig klarer Favorit. Die Davoser sind aufgrund der höheren Notensumme hauchdünn zu favorisieren. Spielt der Davoser Heimvorteil das Zünglein an der Wage...?
Notensumme: 41


Die Zürcher können dieses Jahr Meister werden. Dies wäre zwar nach der Berechnung des Sportchefs Simon Schenk, ein Jahr zu früh. Dennoch würden die Zürcher sicher die Feste feiern wie sie fallen. Ein Fragezeichen gilt es in der Ausländerwahl zu setzen. Werden Andy Sutton oder Mike Richard noch in das Spielgeschehen eingreiffen und wichtige Spieler werden? Ein weiteres Fragezeichen ist der Torhüter. Was geschieht wenn sich Ari Sulander verletzt oder einige unnötige Tore erhält?
Notensumme: 40.5



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