Saison-Vorschau 2004/05

SC Bern - Verteidigung mit den bewährten Kräften

Von Urs Berger



SC Bern

hockeyfans.ch-
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Rang 4
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Nach sieben Jahren konnte der SC Bern wieder einmal eine Meisterschaft für sich entscheiden. Dennoch ist es gewagt, die Titelverteidigung als das grosse Ziel zu kommunizieren. Denn an der Bande und auch im Team gab es einige Wechsel, welche sich auf das Gefüge der Mannschaft auswirken können. Natürlich wurden nur zwei Zuzüge getätigt, Rich Brennan und Christoph Roder, aber die Abgänge mit Vjeran Ivankovic, Alex Chatelain, Valeri Shirjaev, Marc Weber und nicht zuletzt auch mit Coach Kent Ruhnke hinterlassen in der Mannschaft ihre Lücken. Dennoch beweist das Management Risikofreude mit der Verpflichtung von Alan Haworth als Head- und Konstatin Kourachev als Assistents-Coach. Dazu ist auch die Partnerschaft mit dem SC Langenthal nicht ohne, kann man doch bei den Oberaargauern wichtige junge Spieler "parkieren" und so zu Spielpraxis kommen lassen, oder sie in ihrer Entwicklung fördern. Auch das Management ist realistisch geworden und spricht von "einem Traum, wenn wir den Titel verteidigen können". Tiefstapelei oder Realität?

Alan Haworth: Kann er auch als Trainer zur SCB-Legende werden?

In den letzen Jahren war Kent Ruhnke für das Berner Ensemble verantwortlich. Nach und nach erarbeitet er sich mit Hilfe von Roberto Triulzi von einer verkorksten Saison 2000/2001 zu einer guten Viertelfinalqualifikation und ein Jahr später ins Halbfinale vor. Das letzte Jahr krönte Ruhnke, der nicht immer beliebt war, seine Arbeit bei den Bernern mit dem Titel und hinterliess bei manchem Beobachter einen zwiespältigen Eindruck. Zum einen war er ein begnadeter Kommunikator, zum anderen ein egoistischer Trainer, der die einfachsten Entscheide, welche vom Management gefällt wurden, nicht akzeptieren konnte. So war es in Bern ein offenes Geheimnis, dass er nicht gerne mit Alan Haworth zusammenarbeitete, sondern sich von ihm absonderte und viele Entscheide selber traf. So konnte es nicht erstaunen, dass er auch seine Kündigung ohne vorherige Rücksprache mit dem damaligen Assistenten traf. Doch nun ist diese Geschichte für beide Seiten ausgestanden und die Zweckgemeinschaft Ruhnke/Haworth wurde durch die Freundschaft Haworth/Kurachev ersetzt, welche sich gut verstehen. Schon in den Trainings in der Saisonvorbereitung wurde diskutiert und zusammengespannt. Die Entscheide demokratisch gefällt und gewisse Spielelemente von beiden Trainern übernommen. Haworth vertritt dabei die kanadische Weisheit des "Shout and Gun"-Systems, Konstantin Kourachev eher das russische "Hineintragen" der Scheibe in die Verteidigungszone des Gegners. Unterschiedlicher könnten diese Systeme nicht sein und dennoch konnten die Berner in den meisten Spielen überzeugen. Dennoch sind einige Unbekannten vorhanden. Eine der grössten: Ist Alan Haworth schon soweit, dass er das Starensemble in Bern führen kann? Kann er auch unpopuläre Entscheide gegen seine "Freunde" fällen? Kann er der harte Hund sein, der auch in der Krise auf dem Eis und im Training durchgreifen kann? Kann er, mit seiner doch etwas mangelnden Erfahrung, der Leitwölfe der grossen bösen Bären werden? Zutrauen kann man es ihm ohne Probleme, hat er diese Fähigkeiten doch schon als Spieler in den späten 80er-Jahren bewiesen, als noch ein gewisser Bill Gilligan an der Bande der Berner stand. Damals unterschätze er im ersten Jahr das Schweizer Eishockey und strafte im zweiten Jahr allen Zweifler Lügen. Uns stimmt jedoch noch ein weiterer Punkt zuversichtlich, dass Haworth diese Saison ohne schaden überstehen wird: Roberto Triulzi heisst dieser Grund, ist er doch in den sporttechnischen Entscheiden der kompetente Mann im Hintergrund und wird als ehemaliger Teamkameraden wohl Haworth kaum feuern. Es käme eher zu einem Doppelrücktritt denn zu dieser Massnahme.

Marco Bührer: Der Torhüter im Meisterpuzzle

Auf der Torhüterposition ist man fast versucht zu sagen "Nichts neues im Westen von Zürich". Die Berner schenken auch dieses Jahr wieder ihr Vertrauen in das Torhüterduo Bührer/Eichmann. Dennoch gilt es bei dieser Konstellation ein Fragezeichen zu setzen: Marco Bührer ist als klare Nummer eins gesetzt und Marc Eichmann wird wohl kaum spielen. Doch was geschieht, wenn sich Bührer in der entscheidenden Phase der Qualifikation oder den Playoffs verletzt? Wen haben die Berner in der Hinterhand, wenn dies geschieht? Ziehen sie den Torhüter bei ihrem Partnerteam, dem SC Langenthal, ab? Holen sie einen unbekannten Dritten aus einer unbekannten Liga, oder schenken sie Eichmann - trotz fehlender Spielpraxis - das Vertrauen? Eine der wohl schwersten Fragen der Saison und dennoch interessant zu sehen, was die Berner unternehmen würden, wenn ihr Top-Torhüter fehlen würde. Mehr Spielpraxis für Eichmann wäre sicher förderlich, wird jedoch kaum der Fall sein.

Rich Brennan erstmals in Europa - und besser als Lefèbvre?

In der Verteidigung wird das ganze Spiel um einen Mann aufgebaut, der sich in der Schweiz niemandem mehr beweisen muss. Captain Martin Steinegger ist der härteste und wohl auch gefürchtetste Abwehrspieler mit Schweizer Nationalität. Dort wo er hinlangt, wächst kein Kraut mehr und schon mancher gegnerische Spieler dachte, er sei in eine Mauer gerannt. Doch Steinegger hat auch die Tendenz in wichtigen Spielen dumme Strafen zu nehmen. So war der 3:3 Ausgleich im vierten Spiel des Playoff-Finals eine direkte Folge eines solchen Fouls. Dennoch konnten die Berner danach den Final entscheiden und Steinegger war in manchen Situationen mehr als nur der böseste Schweizer Verteidiger bei den Bernern. Daneben konnten die Berner einen weiteren bösen Buben halten: Mit Rolf Ziegler ist der Strafbankkönig der letzen Saison bei den Bernern geblieben und verspricht schon jetzt wieder seine Zeit mehr auf der Strafbank zu verbringen als auf dem Eis. Daneben konnte aber mit Rich Brennan auch ein guter und schneller Verteidiger verpflichtet werden, der schnell und hart von der blauen Linie schiesst und wie Steinegger nicht vor harten, aber fairen Checks zurückschreckt.

Patrik Juhlin: Der Comebacker als Vorsaison-Topscorer des SCB

Einer der grossen Erwartungen im Berner Publikum ist Patrik Juhlin. Der Pechvogel der letzen Saison kann sich nun mit guten Leistungen wieder in das Herz der Berner Zuschauer spielen. Dennoch birgt die lange Absenz von Juhlin gefahren. Während seiner Abwesenheit hat sich vieles verändert und die Spieler, mit denen er gespielt hatte, haben sich ebenfalls geändert. Die grosse Frage ist jedoch mehr, ob er an seine alten Leistungen anknüpfen kann, die er in der Saison 2002/2003 zeigte. Kann er sich von seinen Verletzungen erholen? Wer ihn kennt, ist davon überzeugt, dass er es schaffen wird. Doch die Antwort muss er uns auf dem Eis abliefern. Ebenfalls ein Fragezeichen ist Christoph Roder. Kann er die letztjährigen positiven Erfahrungen aus Biel mit nach Bern nehmen und sie dort auch in Tore umsetzen? Kann er sich in der NLA behaupten oder ist ihm diese Liga zu schnell? Auch bei ihm gilt, dass er die Antwort nur mit guten Leistungen auf dem Eis geben kann.

Diese Saison wird für die Berner hart werden. Sie werden aus den Jägern zu den Gejagten. Dennoch ist eine Titelverteidigung nicht ganz auszuschliessen. Dies dann nämlich, wenn jeder der eingesetzten Spieler von Anfang an mehr als 100 Prozent seiner Leistung gibt, sich die frankokanadische Connection um Christian Dubé, Sébastien Bordeleau und Yves Sarault zu einer verschworenen Einheit findet und sich auch für die anderen zerreisst. Dann, aber nur dann, kann sich der SC Bern wieder die Meisterkrone auf den Kopf setzen und Haworth wäre als einer der wenigen Spieler das gelungen, was man in Kanada als die Krönung der Eishockey Karriere bezeichnet: Mit dem gleichen Klub als Spieler wie auch als Trainer den Meisterpokal in die Höhe zu stemmen. Wer könnte dies diesem sympathischen und charmanten Menschen aberkennen?



Vorbereitung:
Siege: Lausanne 6:2, Fribourg 3:1, Servette 7:0, ZSC Lions 5:2, Sparta Prag (CZE) 6:4, Servette 4:3, Langenthal (NLB) 6:2
Remis:
Niederlagen: Fribourg 0:4, Servette 3:6, Lugano 3:4 n.P., SCL Tigers 1:3




Transfers
Zuzüge
   · Luca Cereda (St. John/AHL, bis 2006) stats
   · Christoph Roder (Biel, bis 2006) stats
   · Rich Brennan (Providence/AHL, bis 2005) stats
   · Alan Haworth (Beförderung zum Headcoach, bis 2005)
   · Konstatin Kourachev (Davos, bis 2006)
Abgänge:
   · Valeri Shirjaev (SCL Tigers) stats
   · Alex Chatelain (Basel) stats
   · Vjeran Ivankovic (Basel) stats
   · Marc Weber (Rapperswil) stats
   · Marc Gautschi (Langenthal) stats
   · Sylvain Lefèbvre (?) stats
   · Kent Ruhnke (Basel)



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