Saison-Vorschau 2004/05

EV Zug - Das (Hin)Aufrüsten geht weiter

Von Martin Merk



EV Zug

hockeyfans.ch-
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Rang 6
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Der EV Zug zählt auch dieses Jahr zu den Transfersiegern. Eigentlich nichts Neues beim EV Zug, haben die Zuger sich doch vom Spielermaterial zuletzt Jahr für Jahr verstärken können. Doch auch dieses Jahr liegt wieder eine Steigerung drin. Weil die direkte Konkurrenz aber ebenfalls nicht geschlafen hat, wird das von der Mannschaft geforderte Erreichen des Playoff-Halbfinale ein schwierig erreichbares Ziel bleiben.


Garant für mehr Tore? Zugs Topscorer-Kandidat Oleg Petrov
Jahrelang hatte der EV Zug eines der höchsten Budgets der Liga, kam aber sportlich nicht an die Spitze zurück, wie man es sich seit den erfolgreichen Jahren um den Meistertitel 1998 erhofft. Dass andere Clubs mit weniger Geld mehr erreichten, darauf musste man vom Zugersee neidisch in die Schweiz herumblicken. Genf-Servette war etwa so ein Beispiel - kein Wunder haben die Zuger drei Servettiens in die Innerschweiz gelotst. Oleg Petrov und Brett Hauer, welche die wichtigsten Figuren im Spiel der Genfer waren, hatte man bereits kurz nach Beginn der vergangenen Saison verpflichten können, hielt diese Transfers aber lange unter Verschluss, hat sie teilweise erst mit der Veröffentlichung des Kaders 2004/05 offiziell und kommentarlos bekanntgegeben. Dabei sind die drei früh getätigten Transfers von Petrov, Hauer sowie vom bisherigen HCD-Goalie Lars Weibel sehr wohl ein paar Zeilen wert - was wir hier nicht versäumen möchten.

Brett Hauer gilt nicht als spektakulärster, jedoch als zuverlässiger, solider und konstanter Verteidiger. Etwas was das Zuger Kader genauso gut brauchen kann wie einn richtigen Topscorer auf NLA-Niveau. Auch hier lernte man von Servette und schwächte den direkten Konkurrenten, der solche Spieler wegen Sparmassnahmen nicht halten konnte, gleichzeitig. Mit dem Russen Oleg Petrov hat man einen Spieler verpflichten können, der immer noch zur "Weltklasse" zählt. Nicht umsonst spielt er in dieser Zeit mit der russischen Nationalmannschaft am World Cup und wird von den NHL-Clubs immer noch im Auge behalten. Wie vor einigen Jahren, als die damalige Ambrì-Tormaschine (115 Scorerpunkte 1997/98, 107 Scorerpunkte 1998/99!) nach Nordamerika zurückgekehrt war. Dafür wird er bis zum Saisonstart noch kein EVZ-Spiel bestritten haben.

Das Ausländerquartett wird durch den bisherigen Verteidiger Barry Richter sowie den neuverpflichteten Stürmer Niko Kapanen ergänzt. Kapanen kommt als "NHL-Streikgast" zu den Zugern, denn eigentlich steht er bei den Dallas Stars unter Vertrag, fand für die Dauer des NHL-Streiks jedoch in Zug seinen temporären Arbeitgeber. Der 26-jährige Finne ist mit 175 cm für NHL-Verhältnisse ein kleingewachsener Spieler, dafür weiss er physisch das Maximum aus seinen Körper herauszuholen. Weil er einsatzfreudig war, aber im NHL-Team nicht toreffizient genug für die ersten Blöcke spielte, wurde er trotz seiner Grösse mit Zufriedenheit in der "Checker-Linie" eingesetzt, galt als sehr vielseitig, diszipliniert und defensiv zuverlässig. Nicht verwunderlich, unterschrieb er zum Verdruss der Zuger Ende Juni wieder bei den Dallas Stars, weshalb er nicht wie erhofft für eine ganze Saison unter Vertrag steht - ausser die NHL sollte gar nicht erst an den Start gehen. Weil in der Schweiz etwas andere Ansprüche an Stürmer gesetzt werden als in der NHL, wird er sich in der NLA auch als guter Scorer üben können. Seinen Kritikern bezüglich Scorerqualitäten konnte er es jedenfalls an der vergangenen WM in Prag zeigen, wo er aus zehn Schüssen drei Tore erzielte, dazu zwei Assistpunkte holte. Damit war er bezüglich Toreffizienz ähnlich erfolgreich wie seine Landsmänner Ville Peltonen (Lugano) und Jukka Hentunen (Fribourg) - zwei der besten NLA-Torschützen wohlbemerkt. Auch Kapanen wird seine Künste aber vorerst am World Cup zeigen, bevor er erstmals das EVZ-Dress überstreift.

Den EVZ im Kopf: Lars Weibel als Garant für weniger Gegentore?

Mit Lars Weibel kommt ein Novum in die Herti-Halle: Man hat einen Torhüter auf Nationalmannschafts-Niveau! Der von den Fans immer wieder kritisierte "Schwachpunkt Torhüter" wurde mit einem der besten seines Metiers besetzt. Dafür ist die Position des Ersatztorhüters mit den Junioren Jan Feldmann (18) und Raffael Walter (17) etwas riskant besetzt, sollte sich Weibel verletzen, wird die Clubführung wohl wie im Vorjahr eher auf Torhütersuche gehen, als den beiden Jungen zu vertrauen, wurden sie doch auch in der Vorsaison gar nicht erst getestet. In den Testspielen konnte Weibel bereits einige Paraden zeigen, welche die Fans zuvor vermissten, doch vertrauten seine Vorderleute teils etwas gar zu sehr auf Weibels Stärken, weshalb doch einige Gegentreffer in seiner Preseason-Statistik stehen. Nach einer Saison beim mit ihm zerstrittenen HC Davos möchte Weibel jedenfalls wieder an seinen Topleistungen anknüpfen. Doch überhaupt sind die Zuger miserabel in die Vorsaison gestartet, haben jedoch auch als letztes Nationalliga-Team zu spielen begonnen. Der Trainer Sean Simpson wollte seine Jungs so heiss auf das Eis machen. Ob der Entscheid richtig war, wird sich bei Saisonstart zeigen.

Die Liste der Zuzüge, welche keine schmerzhaften Abgänge gegenüberstehen, wird durch den WM-Teilnehmer Patric Della Rossa (ZSC Lions) und den Ex-Nationalspieler Gian-Marco Crameri (Servette) ergänzt, dazu wurde der Nachwuchsstürmer Beat Schuler, welcher zuletzt bei den Junioren sowie den Partnerteams Ajoie (NLB) und Seewen (1. Liga) eingesetzt wurde, in die erste Mannschaft aufgenommen. Weil der Nationalstürmer Patrick Oppliger möglicherweise die gesamte Saison ausfällt, ist auch Philipp Orlandi ein Thema, der zuletzt bei den am Tabellenende klassierten Clubs Basel und Lausanne spielte. Doch wird es den Ex-Zuger (auch er spielte im Meisterjahr für den EVZ!), der bislang nur als Testspieler im Team sein darf, überhaupt brauchen? Neben Oppliger hat es noch zwölf weitere Stürmer im Kader, dazu wurden in der Vorsaison Janick Steinmann und Marco Truttmann eingesetzt, welche nicht im offiziellen Kader aufgeführt sind. Den Namen des 17-jährigen Steinmann (nicht verwandt mit dem Zuger Nationalliga-Einzelrichter Reto Steinmann) wird man sich merken müssen und in der Vorsaison hat er sich bereits für die erste Mannschaft aufgedrängt. Bereits in seinem ersten Spiel mit den Profis war er für das erste Zuger (Vor-)Saisontor besorgt, als er mit einem Abstauber gegen den russischen Spitzenclub Lada Togliatti zum 1:0 traf. Nicht umsonst gilt er als einer der besten Schweizer Junior mit Jahrgang 1987 und ist ein ernsthafter Kandidat für den NHL-Draft im Juni 2005. Ob die Zuger, welche nach unserer eingehenden Analyse immerhin die viertbeste Juniorenabteilung haben und zwei Mal in Serie in der höchsten Altersklasse die Meisterschaft gewannen, von ihrem Nachwuchs auch Gebrauch machen und Geld sparen, oder doch lieber einen schwier zu ersetzenden Spieler mit einem Verlegenheitstransfer zu kompensieren versuchen?

Auf jeden Fall läuft seit der Rückkehr des Meistertrainer Sean Simpson wieder was, denn für die Zuger ist nur das beste gut genug und diese Mannschaft hat das Potential, um sich in Richtung "Top 4" heranzutasten. "Und nächste Saison werden wir noch stärker sein", verspricht der Kanadier bereits. Dass in einigen Jahren auch eine Eishalle im Herti-Quartier gebaut wird, welche dem Reichtum der Stadt eher entspricht als die jetztige Halle, sowie gute Zukunftsperspektiven durch die Nachwuchsabteilung können dem Club für die kommenden Jahre weiteren Auftrieb verleihen, sofern man mit diesem Potential umzugehen vermag.

Man spürt im Club, dass man nach der katastrophalen Saison 2002/03 und den Bettelaktionen für den Erhalt der Lizenz wieder Goodwill bei der Bevölkerung schaffen will und strebt hierfür auch Aktionen an. Um es den Fans ein bisschen schmackhaft zu machen, sei schon mal soviel verraten: Ein Retro-Shirt mit dem alten Logo ist bereits geplant, lasst euch überraschen!



Vorbereitung:
Siege: HC Thurgau (NLB) 4:2
Remis:
Niederlagen: Lada Togliatti (RUS) 2:7, Kassel Huskies (D) 1:5, Frankfurt Lions (D) 0:4




Transfers
Zuzüge
   · Oleg Petrov (Servette, bis 2007) stats
   · Lars Weibel (Davos, bis 2007) stats
   · Gian-Marco Crameri (Servette, bis 2006) stats
   · Brett Hauer (Servette, bis 2006) stats
   · Patric Della Rossa (ZSC Lions, bis 2006) stats
   · Beat Schuler (Ajoie, bis 2005) stats
   · Niko Kapanen (Dallas/NHL, bis 2005 (Lockout)) stats
   · ev. Philipp Orlandi (Basel) stats
Abgänge:
   · Paul Di Pietro (Chur) stats
   · Chris Tancill (Rücktritt/USA) stats
   · Alain Demuth (Ambrì) stats
   · Patrick Schöpf (Basel) stats
   · Patrick Fischer (Rapperswil) stats
   · Michael Tobler (Rapperswil) stats
   · Fabio Schumacher (Visp) stats
   · Lovis Schönenberger (Lausanne) stats
   · Andreas Küng (Langenthal) stats
   · Thomas Dommen (Thurgau) stats
   · Serge Haas (Ajoie) stats
   · Andreas Keller (Langenthal) stats
   · Stefan Moser (Langenthal) stats
   · Joel Savage (?) stats
   · Claude Lemieux (Rücktritt?) stats



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