BACKGROUND - Saisonrückblick


Kanada klar, Deutschland verblasst und Österreich überrascht

Es gab während diesen Weltmeisterschaften in Prag viele schöne und schnelle Spiele. Es gab Kurioses und es wurden auch neue Stars geboren oder bestehende wurden besser. Ein Rückblick über eine gute Weltmeisterschaft die mit einem würdigen Weltmeister endete.

Von Urs Berger



Kanada (Weltrangliste Platz 1, Punkte 3485, Verbesserung 0) brauchte sich an diesen Weltmeisterschaften nicht zu verstecken. Mit Dany Heatly, Danny Brière und Brendan Morrison waren drei ausgezeichnete Spieler bei ihnen im Kader. Doch die Liste könnte man beliebig verlängern und man hätte immer wieder einen weiteren starken Spieler. Auch als Mannschaft konnten die Kanadier überzeugen und sicherten sich den Titel verdient gegen ein ab der Mitte des zweiten Drittels, im entscheidenden Finalspiel, überheblich spielendes Schweden.

Schweden (2, 3400, 0) Mit einem starken Torhüter (Henrik Lundqvist), einer gesicherten Defensive(Dick Tärnström) und den rasch eingeflogenen NHL-Stars (Daniel Alfredsson) dachten die Schweden an den Gewinn der Weltmeisterschaft. Doch es kam anders. Die Schweden, welches ein gutes Turnier gespielt hatten, scheiterten am Schluss an den mit mehr Herzen und weniger Fesseln kämpfenden und spielenden Kanadiern.

USA (6, 3145, + 1) Der beste Torhüter des Turniers in der Überraschungsmannschaft des Turniers. Die Amerikaner mussten vieles gut machen und konnten auch vieles gut machen. In den spannenden Spielen, in welchen es stets eng war, konnten sie die schlechte Einstellung des letzten Jahres vergessen machen und konnten sogar die Bronzemedaille erobern. Letztes Jahr fast abgestiegen, dieses Jahr in den Medaillen. Dies zeigt, wie stark das Eishockey in den USA vertreten ist. Auch wenn es ausserhalb von Amerika nicht so wahrgenommen wird.

Slowakei (3, 3235, + 2) Nachdem die Slowaken in einem heissen Spiel gegen die USA nur Unentschieden gespielt haben, musste über die Bronzemedaille das Penaltyschiessen entscheiden. Dieses entschieden die Amerikaner für sich und die Slowaken mussten mit dem unliebsamen vierten Platz vorlieb nehmen. Doch die Slowaken erreichten viel in den letzen acht Jahren. Sie starteten in der C Gruppe und waren innerhalb von drei Jahren in der A Gruppe der Weltmeisterschaften vertreten. Ein Land wie die Slowakei wird in den nächsten Jahren noch weiter nach vorne kommen und ist für die nächsten Weltmeisterschaften, sollte es zu einem Streik in der NHL kommen, ein heisser Kandidat für den Titel.

Tschechien (4, 3225, -1) Die Tschechen waren mit hohen Erwartungen in das Heimturnier an den Weltmeisterschaften gestartet und konnten diese bis in das Viertelfinale gegen die Amerikaner immer hoch halten. Keine Partie verloren und kaum Gegentore erhalten. Eine verschworene Einheit auf und neben dem Eis und sogar ein Jaromir Jagr setzte sich für das Team ein. Doch Andy Roach schoss im Penaltyschiessen die Amerikaner in das Halbfinale und die Tschechen in das nationale Elend.

Finnland (5, 3195, - 1) konnte wieder einmal mehr nicht ganz überzeugen. Obwohl den Finnen Aussenseiterchancen eingeräumt wurden, konnten sie diese nicht ausnutzen und scheiterten an den Kanadiern. Die Finnen gingen in diesem Spiel schnell mit 2:0 in Führung, doch der omnipräsente Heatly konnte noch vor der Spielmitte mit seinen Teamkameraden das 2:2 feiern. Danach war alles wieder offen und die Finnen scheiterten schliesslich in der Overtime an den Kanadiern. Die Finnen haben in den letzen Jahren stetig abgebaut und so konnte auch der diesjährige sechste Platz nicht erstaunen. Fallen die Finnen noch weiter zurück?

Lettland (10, 2900, 0) war auch eine der grossen Überraschungen an der diesjährigen Weltmeisterschaft. Mit ihrem defensiven System und ihren schnellen Kontern brachten sie manches Team zur Verzweiflung. Seit Ihrem Aufstieg in die A-Gruppe konnten die Letten sich immer in der oberen Hälfte der Platzierungen festhalten und schafften dieses Jahr erst zum zweiten Male den Einzug ins Viertelfinale, in welchen sie jedoch an den starken Schweden scheiterten. Doch wie lange werden die "Oldtimers" der Letten noch auf diesem Nieveau spielen können?

Schweiz (9, 2920, 0) Die Schweizer etablieren sich im Mittelfeld der 16 besten Ländern. Trotz einer guten Leistung gegen den Erzrivalen Deutschland schieden die Eidgenossen im Viertelfinale gegen die Slowaken aus. Was den Schweizern fehlt zu einer besseren Klassierung? Gezielte Juniorenförderung, verstärkte Investitionen und eine starke und leistungsfähigere Nationalliga A mit einem ausgeglicheneren Teilnehmerfeld. In der Schweiz droht die Zweiklassenliga in der Liga. Dies muss in den nächsten Jahren ändern. Dann hätten die Schweizer auch mal die Möglichkeit, wieder um eine Medaille zu spielen.

Deutschland (8. 2990, 0) verabschiedet sich langsam aus der Weltspitze und verliert den Anschluss an die besten Team der Welt. Trainer Hans Zach wurden eintönige Trainingsmethoden vorgeworfen, die Stars unterwarfen sich ihm nicht mehr und die jungen Spieler schienen auf dem Niveau der Weltbesten zu stagnieren. Auch die NHL-Profis Olaf Kölzig und Jochen Hecht konnten nicht überzeugen. Ist Deutschland auf dem absteigenden Ast oder ist das nur ein kleines Zwischentief?

Russland (7, 3105, - 1) Geld verdirbt den Charakter einiger Spieler und wenn diese alle auf den "letzen Mohikaner" des Kommunismus, Viktor Tichonov, treffen, ist das Versagen fast vorprogrammiert. Die wenigen jungen Spieler bekamen nicht genug Eiszeit und die ariviertren unter den anderen Spielern mussten zu viel Last übernehmen. Dazu kamen noch die harten Trainingsbedingungen vom "Väterchen" und so konnte es nicht erstaunen, dass die Russen den Schritt in die Viertelfinals zum zweiten mal seit zehn Jahren nicht schafften. Dies bedeutete zugleich auch das Aus von Tichonov und eine, hoffentlich, neue Ära unter Zinetula Bilyaletdinov, Ex-Trainer in Lugano, kann beginnen.

Österreich (11, 2755, + 1) überraschte mit schnellem und gekonntem Eishockey und brachte viele grosse Nationen an den Rand einer Niederlage. So konnten die Schweizer nur ein 4:4 erreichen gegen den Nachbarn. Doch auch sonst scheint bei den Österreichern so einiges Richtung Mittelfeld in den Weltmeisterschaften zu deuten. In den letzen Jahren konnten sie sich ständig verbessern und so kann der elfte Rang an den diesjährigen Weltmeisterschaften nicht überraschen, war dies doch eine ausgezeichnete Platzierung.

Dänemark (14, 2575, 0) konnte nicht ganz an die Leistungen der letzten Weltmeisterschaft anknüpfen, in welcher sie die Kanadier zu einem Unentschieden zwingen konnten und die Amerikaner bezwangen, doch wiederum erstaunten sie mit einem frechen und frischen Spiel nach vorne ohne Angst vor dem Gegner zu haben. So konnten sie auch dieses Jahr den Fall in die Relegationsrunde vermeiden und schlossen auf dem zwölften Rang ab. Doch wie lange können sich die Dänen auf diesem Niveau halten?

Kasachstan (17, 2410, + 4) konnte sich dank einem Unentschieden gegen die Ukraine in der A-Gruppe halten. Die letztes Jahr mit Frankreich aufgestiegenen Kasachen überzeugten nicht unbedingt und in den kritischen Spielen konnten sie das Alter der verschiedenen Spieler nicht unterdrücken. Manche zu jung und unerfahren, die anderen schon fast wieder zu alt um auf dem Hockey des höchsten Niveau mithalten zu können. So ist es nur eine Frage der Zeit, wann die Kasachen wieder in die erste Division absteigen werden.

Ukraine (12, 2720, - 1) rettete sich wiederum vor dem Abstieg in die erste Division. Nach dem sie gegen die Japaner im ersten Spiel der Relegationsrunde nur ein Unentschieden erreicht hatten, mussten sie gegen die Kasachen unbedingt ein Unentschieden oder einen Sieg erreichen. Dies gelang ihnen dann auch auf eine glückliche Art und Weise. Die Zeit der Ukrainer scheint nächstes Jahr abgelaufen.

Japan (15, 2440, 0) konnte sich bis jetzt nur dank dem Asiaten-Bonus in der A-Weltmeisterschaft halten und musste dieses Jahr zum ersten Mal in den sauren Apfel beissen. Unvergessen bleibt wohl jedem Eishockey-Fan das Eigentor des Japaners Nobuhiro Sugawara, als dieser gegen die Dänen das vermeintliche Siegestor für die Japaner erzielte und dann merkte, dass es das eigene Tor war. Er brach auf dem Eis weinend zusammen und konnte auch von seinen Teamkameraden nicht beruhigt werden. Schade, dass die Japaner so absteigen mussten. Denn wäre es unentschieden geblieben, wäre ein Abstieg noch verhindert worden.

Frankreich (18, 2400, 0) war der schwächste Aufsteiger in den letzen Jahren. Mit nur vier erzielten Toren und 28 erhaltenen Toren ist dies auch statistisch belegt. Doch an was mangelte es den Franzosen? Ganz einfach, an erfahrenen Spielern wie dies ein Phillippe Bozon und ein Sébastien Bordeleau sein können. In Frankreich wartet viel Arbeit auf die Trainer und den Verband. Schaffen sie den sofortigen Wiederaufstieg im nächsten Jahr?



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