BACKGROUND - Saisonrückblick


ZSC Lions - Mit dem neuen Löwenbändiger an die nationale Spitze

Simon Schenk bewies Mut als er Ende letzen Jahres Pekka Rautakallio durch Christian Weber ersetze. Doch der ruhige und besonnene Trainer verdiente sich das Vertrauen von Schenk mehr als nur redlich. Er kam nie unter Druck, konnte seine Ziele verfolgen und wurde auch von den Spielern akzeptiert. Im Umfeld der ZSC Lions war es noch selten so ruhig wie in dieser Saison und man konnte an den Nachwuchsspielern, die zum Einsatz kamen, erkennen, dass die neue Generation bei den Lions nachrückt. Ein mutiges Experiment von allen Beteiligten, das sogar den Titelverteidiger aus dem Tessin an den Rand einer Niederlage im Halbfinale brachte und die Lions in der Gunst des Publikums wieder etwas steigen liess.

Von Urs Berger



Management *****

Das Management unter Simon Schenk verdient sich nur die Bestnote. In einer Zeit, in welcher in Zürich der grosse Umbruch statt findet, liess sich Schenk nicht durch die alltäglichen Kleinigkeiten beirren und hielt an seinem Prinzip fest. Er liess den jungen Spielern und dem Trainer den nötigen Freiraum und konnte so die nötige Ruhe im Umfeld der Mannschaft gewähren. Einen kleinen Wehrmutstropfen gibt es bei den Zürchern doch noch zu beklagen. Sie mussten die Saison 2002/2003 mit einem Verlust von CHF 1,5 Millionen abschliessen. Doch das ist nicht der Fehler von Simon Schenk und seine Crew. Ohne das kluge Management wäre der Verlust noch höher ausgefallen.

Trainer *****

Was soll man zu einem solchen Einstand sagen? Der ehemalige Internationale Christian Weber machte seine Arbeit so gut, dass er in den Halbfinalspielen den HC Lugano, den amtierenden Meister, an den Rand einer Niederlage in der Serie brachte. Doch nach einer 3:1-Führung glaubten wohl einige Spieler, dass man den HC Lugano in einem Spaziergang schlagen könnte. Diese Selbstüberschatzung konnte Weber nicht ganz aus der Garderobe bannen. Doch ansonsten kann man bei ihm keine Punkte der Kritik finden.

Ausländer ****(*)

Lonny Bohonos wurde als "Aufständischer" vom HC Davos zu den ZSC Lions "abgeschoben". Bei den Lions schlug er dann ein wie eine Bombe ein, so dass er schnell die Vorgänge bei den Bündnern vergass. Unter Trainer Christian Weber und seinen neuen Teamkollegen blühte er wieder auf. Die 11 Spiele, die er mit den Davosern bestritten hatte, waren nicht seine Besten und so erzielte er nur 4 Tore und 5 Punkte. Bei den Löwen aus Zürich konnte er seine Form wieder finden und so erzielte er in 44 Spiele 21 Tore und 49 Punkte. Wieso die ZSC Lions den Vertag mit ihm nicht verlängert haben, ist ein Rätsel. Kann dies zum Bumerang für die Zürcher werden?

Jamie Heward ist der beste und kompletteste Spieler in der Geschichte der ZSC Lions. Mit seinen feinen Händen, mit seiner Fähigkeit, ein Spiel zu lesen und zu leiten, seine Arbeitseinstellung und seine Motivation in jedem Training. Schade konnten wir ihn "nur" in 31 Spielen für die Lions auflaufen sehen. Zu Beginn der Saison weilte er für die ersten beiden Spielen zu Hause in Kanada, um seiner Frau bei der Entbindung des ersten Kindes beizustehen. Kaum war er zurück, brach er sich das Handgelenk und fel für sieben Wochen aus. Natürlich konnte er nach dieser Verletzung nicht mehr an den alten Leistungen der Saison 2002/03 anknüpfen. Doch er war auf dem Eis einer der wichtigsten Einzelspieler, obwohl er einige Male als überzähliger Ausländer pausieren musste. Heward spielte in 31 Spielen, erzielte 5 Tore und 15 Punkte. Ein Fehler, dass die ZSC Lions Heward ziehen lassen? Man wird es sehen.

Christian Matte ist der Pechvogel der Saison bei den ZSC Lions. Er konnte nur in 13 Spielen für die Löwen auflaufen und mochte in diesen Spielen nicht richtig zu überzeugen. Er erzielte nur 4 Tore und 12 Punkte. Für ihn eine Enttäuschung. Nun wird er die Lions verlassen und man wird sehen, wo er spielen kann.

Mike Richard wurde als Notlösung vom Farmteam der ZSC Lions, den GCK Lions, ins Team der Stadtzürcher geholt und wurde dort zu einem richtigen Spielmacher. Spielte meistens in der ersten Linie und konnte so als Center seine Gefährlichkeit unter Beweis stellen. Er war einer der Spieler, welche in der Halbfinalpaarung gegen Lugano forciert wurden. Er spielte 34 Spiele, erzielte 19 Tore und konnte 38 Punkte buchen. Nächstes Jahr wird er wieder für das Farmteam spielen. Doch wie lange?

Ari Sulander, auch genannt "die Mauer", stoppte in über 3551 Spielminuten die Schüsse des Gegners auf das Tor der Zürcher und liess nur 138 Gegentore zu. Der ruhige und selbstsichere Torhüter der Löwen war auch einer der Gründe, wieso die Stadtzürcher so weit kamen. Sulander konnte wieder einmal überzeugen und brachte viele gegnerische Stürmer zur Verzweiflung. Die Verjüngung des Teams schien ihm noch einmal Auftrieb zu geben und die Fehler, die gemacht wurden, konnte er meistens beheben.

U20-Spieler ****

Andri Stoffel überraschte alle mit seinem Aufstieg unter die "Top Sieben" der ZSC-Verteidiger und seiner topsoliden Abwehrarbeit. So konnte es nicht erstaune, dass er an den U20-Weltmeisterschaften in Finnland die Farben der Schweiz tragen konnte und auch dort zu überzeugen vermochte. Doch diese Fortschritte waren für die Scouts aus der NHL nicht überzeugend genug und so rutschte er von Rang 62 im November auf den 76. Rang im Mai ab. In der nächsten Saison wird er sicher noch mehr Fortschritte machen und sein Spiel verbessern. Andri Stoffel sollte jedoch versuchen, mehr auf den Körper des Gegners zu spielen, seine Grösse und Gewicht vermehrt in die Waagschale zu werfen und noch etwas böser zu werden. Denn das ist das, was die Scouts aus Übersee sehen wollen. Vielleicht würde ihm ein spezielles Training im Kraftraum noch mehr Muskeln und Selbstvertrauen geben. Er spielte letzte Saison in 50 Partien und erzielte 3 Tore und 7 Punkte.

Moris Trachsler fiel weder auf noch ab und spielte eine solide Saison. Meistens wurde er von Trainer Christian Weber in der vierten Linie als Center eingesetzt und konnte in dieser Rolle als Leiter der Linie überzeugen. Die defensiven Aufgaben konnte er mit seinen Kameraden in der vierten Linie erfüllen und wusste auch einige Akzente zu setzen. Sollte aber mit dem Stock und seinem Körper noch mehr aus den Aktionen machen. Er spielte in 44 Spielen und erzielte 2 Tore und 4 Punkte.

Meilensteine
04. September 2003Eine Woche vor Saisonstart müssen die ZSC Lions den Verlust von über einer Million Schweizer Franken ankünden. Bereits vor Jahresfrist betrug der Verlust über 600'000 Franken.
30. September 2003Die ZLE Betriebs AG der ZSC Lions gab an der 6. Generalversammlung in Dübendorf die genauen Zahlen des Verlustes an. Dieser beläuft sich auf 1,598 Millionen Franken. Schuld am schlechten Ergebnis sei das Halbfinal-Aus.
01. Oktober 2003Todd Elik zu den ZSC Lions? Dieses Gerücht verbreitete die Boulvardzeitung "Blick". Gemäss der Zeitung ist ein Spielertausch Christian Matte / Todd Elik nicht ausgeschlossen. Doch noch am selben Tag dementieren beide Seiten einen solchen Deal. Ruedi Soltermann, Präsident der SCL Tigers, äusserte sich insoweit, dass die beiden Parteien sich einige gewesen seien, jedoch am Veto von Todd Elik die Verhandlungen gescheitert seien. Dem gegenüber erklärte Simon Schenk von den ZSC Lions, dass sie nicht zur alleinigen Übernahme von Todd Elik bereit seien, wie dies offenbar von den SCL Tigers angestrebt wurde.
04. Oktober 2003Jamie Heward erlitt einen Handbruch im Spiel gegen den HC Lugano. Nach einem Vaterschaftsurlaub wird er den Zürchern wieder für einige Zeit fehlen.
05. Oktober 2003Schwarzer Tag für die ZSC Lions. Nachdem Martin Kout schon zu Beginn der Saison für sechs Wochen ausgefallen ist, Jamie Heward mit einem Bruch der Hand für sieben Wochen fehlen wird, fallen nun auch Claudio Moggi (Gehirnerschütterung) und Mathias Seger (Handprellung) aus.
09. Oktober 2003Nach längeren Diskussionen um Lonny Bohonos wird dieser von den ZSC Lions unter Vertrag genommen. Dies nachdem er die Vertragauflösung mit dem HC Davos unterschrieben hat.
14. Oktober 2003Nachdem die ZSC Lions Lonny Bohonos verpflichtet haben, dreht sich das Ausländerkarussell weiter. Mit dem Wechsel von Christian Matte, der bei den Lions nicht zu überzeugen mochte, wird nun Mike Richard die fünfte und letzte Ausländerlizenz einlösen. Somit kann Christian Weber im Notfall auf Christian Matte zurückgreifen, welcher nun mit den GCK Lions spielen wird.
12. November 2003Die Gebrüder Moggi, Claudio und Sandro, spielen für weitere drei Jahre bei den ZSC Lions. Die beiden Spieler können auch in der NLB bei den GCK Lions eingesetzt werden.
14. November 2003Da das Hallenstadion nächste Saison umgebaut wird, hat man sich bei den ZSC Lions entschieden, nicht nach Kloten auszuweichen sondern im Neudorf zu spielen. Dieser Entscheid wurde nicht von allen begrüsst. Vor allem Anwohner befürchten um die Ruhe beim Neudorf und reichen später eine Klage beim kantonalen Bauamt ein, welche aber abgewiesen wird und so der (Um)bau vermeintlich gestartet werden kann.
29. November 2003Werden die Heimspiele der ZSC Lions bald am Fernsehen zu verfolgen sein? Weil das Neudorf nach dem Umbau nur ca. 4000 Stehplätze verfügen wird, überlegt man sich in Zürich, die Spiele live zu übertragen damit die ZSC- und Gästefans, welche keine Tickets für die Spiele in Zürich erhalten werden, auch da kein Gästesektor vorgesehen ist, wenigstens etwas von dem Spiel sehen können. Zur Zeit wird noch abgeklärt, wie dies geschehen könnte. Im Gespräch befindet sich die Möglichkeit mit Teleclub oder einem anderen Pay-TV-Anbieter.
12. Dezember 2003Christian Matte, der überzählige Ausländer bei den ZSC Lions, kehrt nach Kanada zurück. Dies nachdem er sich einen Nerv am Schulterblatt aufgetrennt hat.
15. Dezember 2003Die ZSC Lions können ihr Kapital aufstocken. Mit dieser wichtigen Massnahme wird die schwierige Saison 2004/2005, welche durch den Umbau des Hallenstadions im Neudorf ausgetragen wird, besser abgesichert. Das neue Aktienkapital beträgt nun knapp 4,4 Millionen Franken.
24. Dezember 2003Die ZSC Lions erhalten die Lizenz für die Saison 2004/2005 ohne Auflagen.
07. Januar 2004Wichtiger Transfererfolg für die ZSC Lions. Thierry Paterlini, einer der physisch besten Schweizer Spieler, wechselt auf die neue Saison hin vom HC Davos zu den ZSC Lions. Damit kehrt er an seine alte Wirkungsstätte zurück, welche er Richtung Bern und danach Davos verlassen hatte.
18. Januar 2004Nun bleibt Mark Streit definitiv bei den ZSC Lions. Nach langem Hin und Her hat sich Mark Streit entschieden, bei den Zürchern zu bleiben und verlängerte seinen Kontrakt bis ins Jahr 2006 mit einer Option für ein weiteres Jahr.
11. Februar 2004Die Zürcher verstärken sich auf Hinblick auf die Playoffs gezielt mit Spielern aus dem Partnerteam, den GCK Lions. Sven Helfenstein, Andri Stoffel, Kim Lindemann, Morris Trachsler, die Moggi-Zwillinge und der neue dritte Torhüter Yves Bürlimann stossen zu den ZSC Lions.
23. Februar 2004Die ZSC Lions befassen sich mit der Übergangssaison und den Eintrittspreisen in der Kunsteisbahn Oerlikon. Da das Hallenstadion während 14 Monaten nicht benützt werden kann, weichen die ZSC Lions auf die KEBO aus. Dies hat auch finanzielle Auswirkungen auf die Ticketpreise. Neu wird es nur noch Stehplatz-Abonnemente geben, welche 1000 Franken kosten. Dies mit dem Hintergedanken, die finanziellen Löcher zu stopfen, welcher der Umzug in die KEBO verursacht.
23. Februar 2004Auf die neue Saison verpflichten die ZSC Lions Roland Gerber von den SCL Tigers und Lukas Grauwiler. Grauwiler kehrt aus Kanada von Mississauga zurück.
11. März 2004Die Stadt Zürich unterstützt die ZSC Lions mit einem Darlehen von 2.5 Millionen Franken. Mit diesem Geld kann die ZLE die KEBO baulich verändern und nach der Übergangssaison wieder in den ursprünglichen Zustand zurück bauen.
18. März 2004Nicht zum ersten Mal in der laufenden Saison gibt es nach einem Heimspiel der ZSC Lions Ausschreitungen zwischen Gäste und Heimfans. Gemäss Medienberichten suchten jedoch die "Fans" der Gastgeber diese Auseinandersetzungen gezielt. Die Polizei musste Gummischrot und Tränengas einsetzen um die Ordnung wieder herzustellen.
25. März 2004Mit drei Einsprachen versuchen Anreiner den Umbau der KEBO zu verhindern. Beanstandet wird vor allem die Baubewilligung.
27. März 2004Die ZSC Lions haben im Halbfinalspiel gegen den HC Lugano Pech. Mit einer schweren Hirnerschütterung schied Jamie Heward im zweiten Drittel aus. Im ersten Drittel erwischte es Mike Richard mit einer Tomate am Oberschenkel.
26. April 2004Was lange nur Gerüchte waren, bestätigten heute die Zürcher. Mit Randy Robitaille und Tony Virta verpflichten die Stadtzürcher namhafte Verstärkungen für die Übergangssaison 2004/2005.


Besondere Vorkommnisse

Die Stadtzürcher hatten eine ruhige Saison und konnten sich für die kommende Übergangssaison optimal Vorbereiten. Ebenfalls wurden die jungen Spieler, welche bei den GCK Lions im Einsatz waren, gut gefördert und in das Spiel der ZSC Lions einbezogen. Dieses Modell ist sicher eines der besten in der Schweiz und sollte auch von anderen Klubs in der Nationalliga A verfolgt werden. Die Zürcher werden keine einfache nächste Saison haben. Den in der KEBO gehen "nur" 4000 Zuschauer rein und diese werden wohl kaum eine solche Stimmung heraufbeschwören können wie im Hallenstadion. Dennoch könnte eine Qualifikation für die Halbfinale im Bereich des Möglichen liegen.



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