BACKGROUND - Saisonrückblick


Lausanne HC - Eine Saison zum Vergessen

Der Lausanne HC mache im letzten Qualifikationsviertel vor allem wegen seinen Geldschwierigkeiten von sich reden. Die Gerüchteküche brodelte, die Mannschaft hatte Schwierigkeiten mit ihrem unbeliebten Trainer Riccardo Fuhrer, der auch durch sein Fehlverhalten nicht viel zu einer positiven Stimmung in der Mannschaft trug. Höhepunkt der nun immer öffentlicher werdenden Diskussion war ein Manifest der Spieler, welche die ultimative Absetzung Riccardo Fuhrers verlangte. Dies blieb jedoch vorerst verwehrt, erst als der immer präsente Verwaltungsrat, Pierre Hegg, den Rücktritt erklärt hatte, räumten seine Nachfolger schnell auf und entliessen Furrer aus dem Amt des Trainers. Doch da war es schon zu spät um der Abstiegsrunde zu entkommen und die Waadtländer mussten in den sauren Apfel der Ligaqualifikation gegen den Sieger der Nationalliga B beissen. Doch hier konnten sie sich mit einem "Sweep" (4:0 Erfolg) gegen den EHC Biel den Ligaerhalt sichern.

Von Urs Berger



Management **

Das Management wurde um den "Patron" Pierre Hegg aufgebaut. Hegg versuchte immer wieder seine Leute zu beeinflussen, so dass keine normale Streitkultur aufkommen konnte. Er mischte sich in die Tagesgeschäfte ein, welche ihn eigentlich nichts angingen. So entliess er eigenhändig den bei ihm unerwünschten und bei den Spielern erwünschten, von den Fachleuten hoch eingeschätzten Trainer Mike McParland, als dieser mit dem Team Canada in Zürich auftrat. Wenig später legte Ueli Schwarz seine Tätigkeit als Sportdirektor nieder, um so gegen die Entlassung von Mike McParland und Eingriffe in seinen Bereich zu demonstrieren. Von diesem Moment an ging es mit dem Lausanne HC langsam aber stetig bergab. Mit umstrittenen Entscheiden im Management wurde viel Goodwill in der Waadtländer Metropole verspielt. Nun heisst es wieder, bei null zu beginnen und den verlorenen Goodwill wieder zurück zu erobern. Kein leichtes Stück Arbeit, welche die neue Führungs-Crew in Angriff nehmen muss.

Trainer **(*)

Bis zur Entlassung von Coach Mike McParland und dem freiwilligen Abgang von Ueli Schwarz wohl der beste Trainer bei den Underdogs. Mike McParland geniesst national- und international einen hervorragenden Ruf. Dies bewies auch seine Nomination zum Trainer des Team Canada. Auch der Ligakrösus, der SC Bern, steckte lange seine Fühler nach dem begnadeten Ausbildner und "Pferdeflüsterer" aus. Doch Mike McParland sagte den Berner dann schlussendlich ab und blieb in Kassel.

Nach der Entlassung von McParland war schnell klar, wer seine Nachfolge antreten würde. Der in den Medien gerne als "Socrates" bezeichnete Riccardo Fuhrer, welche den Lausanne HC in die Nationaliga A geführt hatte. Doch schliesslich scheiterte auch er, als sein Busenfreund Pierre Hegg das Ruder des Lausanne HC verlassen musste. Fuhrer war in dieser Situation kein guter Trainer, denn ansonsten hätte er selber die Demission eingereicht und das Debakel in Lausanne verhindern, statt vergrössern, helfen.

Die beiden neuen Trainer, Andrei Khomutov und Gary Sheehan, hatten mit Lausanne auch kein grosses Glück gegen die NLA-Konkurrenz, schafften aber immerhin den Ligaerhalt gegen Biel.

Ausländer ***(*)

Andrej Bashkirov ist einer der besten Spieler auf Schweizer Eis! Er fand dieses Jahr an der Seite von Eric Landry zu seiner Form und er war einer der Gründe für den zu Beginn der Saison anhaltenden Höhenflug der Waadtländer. Er skorte immerhin mehr als einen Punkt pro Spiel (1,15) und war der offensiv beste Spieler der Waadtländer. In 60 Spielen erzielte er 30 Tore und 69 Punkte.

Eric Landry vollendete was Bashkirov zauberte! Immer wieder verunsicherte er und Bashkirov die gegnerische Verteidigung. Mit einem Schnitt von 0.96 Punkten pro Spiel blieb er etwas hinter seinem Clubkollegen Andrej Bashkirov zurück, doch dies war seiner ungestümen Art des Spielens zuzuschreiben. Eric Landry kassierte immerhin 131 Strafminuten in 59 Spielen und erzielte 25 Tore und 57 Punkte. Doch er setze so sicher die nötigen Akzente, die ein Ausländer, in einer solchen Mannschaft wie dem Lausanne HC, wichtig macht.

Serge Poudrier ist ein zuverlässiger, defensiver Verteidiger, der sein Handwerk kennt und sich selten provozieren lässt. Er ist einer der besten Verteidiger auf Schweizer Eis und wurde bis zur Entlassung von Mike MC Parland auf dem Eis als sein verlängerter Arm angesehen. Nach dessen Entlassung kam er in ein kleines Tief, in welchem er auch verletzt war. Doch in den entscheidenden Spielen war Poudrier wieder der Alte und verlieh dem L HC die nötige Stabilität und Ruhe im Spiel. Serge Poudrier konnte in 42 Spielen 7 Tore und 26 Punkte erzielen. War der erwartete Rückhalt an seinem Karrierenabend.

Dusan Milo wurde während der Verletzung von Serge Poudrier verpflichtet, konnte aber nie so überzeugen wie dieser. In nur 13 Spielen für den Lausanne HC buchte er nur 7 Punkte und 22 Strafminuten. Er bekam in der Mannschaft nie das Gewicht wie Poudrier. Für die Waadtländer sicher wieder ein Lehrstück in Sachen Ausländerpolitik.

Rookies *

Florian Conz kam zu Einsätzen in der Nationalliga A und konnte dort immer wieder Fortschritte erzielen. Doch ein Kreuzbandriss im Spiel gegen die SCL Tigers am 13. Dezember 2003 bedeuteten für den U20-Nationalspieler das Saisonende.

Meilensteine

09. April 2003Der Lausanne HC kann mit Eric Landry einen neuen Center verpflichten, der neben Andrej Bashkirov für Musik sorgen soll.
04. September 2003Der Lausanne HC gibt in einem Mediencommuniqué bekannt, dass der Verlust aus der letzten Saison 445'587 Franken beträgt.
26. September 2003Der Lausanne HC gibt eine Aktienkapitalerhöhung bekannt.
05. November 2003Erster Eklat in Lausanne. Der bisherige Trainer Mike Mc Parland wird trotz Widerstand von Ueli Schwarz entlassen. Schwarz selber reicht den Rücktritt am gleichen Tag ein. Riccardo Fuhrer, der von Pierre Hegg portiert wurde, übernimmt per sofort beide Ämter und wird mit einem Dreijahresvertrag ausgestattet.
21. November 2003Die Stadt Lausanne kaufe Aktien vom Lausanne HC.
12. Dezember 2003Eric Landry verlängert seinen Vertrag in Lausanne.
17. Dezember 2003Andrej Bashkirov verlängert ebenfalls mit Lausanne.
19. Dezember 2003Dusan Milo wird als vierte Ausländer verpflichtet, da sich Serge Poudrier verletzt hat.
05. Februar 2004Medienschaffende aus der Waadt fordern den Vorstand auf, Riccardo Fuhrer als Trainer zu entlassen.
09. Februar 2004Die Krise, welche sich zu gespitzt hat, bricht nun öffentlich aus. Die Spieler verlangen die Absetzung des Trainers.
10. Februar 2004Krisensitzung im Verwaltungsrat des Lausanne HC, mit knapper Mehrheit wird Riccardo Fuhrer als Trainer im Amt bestätigt.
11. Februar 2004Nach diesem Entscheid geben verschieden Exponenten des Lausanne HC den Rücktritt aus dem Verwaltungsrat.
17. Februar 2004Der bisherige Präsident des Lausanne HC, Meylan, tritt (inoffiziell aus Protest zu Hegg) zurück.
23. Februar 200418 Tage nach dem Aufruf in den Medien nimmt nun auch der Verwaltungsratspräsident Pierre Hegg den Hut nach einer peinlichen 1:7-Heimniederlage gegen Basel. Er macht so den Weg frei für die Entlassung Fuhrers.
25. Februar 2004Die Spieler haben gesiegt. Ihr ungeliebter Trainer Fuhrer ist weg. Neu an der Bande stehen Khomutow und Sheehan.
23. März 2004Der Internationale Volleyballverband hilft dem Lausanne HC mit einem Darlehen.
03. April 2004Der Lausanne HC schafft sportliche den Ligaerhalt.


Besondere Vorkommnisse

Während einem Monat lieferten sich der Verwaltungsrat Pierre Hegg und die Spieler einen Machtkampf. Im Zentrum diese Medienspektakels stand der damalige Trainer Riccardo Fuhrer. Er war so unbeliebt bei vielen Spielern, dass diese sich zu einer Klausur trafen und demonstrativ im Spiel gegen den EHC Basel am 22. Februar 2004 (1:7) gegen den Trainer spielten. Nicht nur die Spieler hatten genug vom Trainer, sondern auch die Fans, welche sich in diesem Spiel zu den Gästefans des EHC Basel gesellten und bei jeder Puckberührung der Lausanner diese gnadenlos auspfiffen. Am nächsten Tag verabschiedete sich Pierre Hegg als Verwaltungsrat. Zwei Tage später wurde Riccardo Fuhrer gefeuert. Die Spieler und die Fans hatten diesen Machtkampf gewonnen. Der einzige grosse Verlierer war, wie immer bei solchen Vorfällen, der Sport.



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